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Geschichte in Augenblicken:
Der Appell der 374 - Juni 1971
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Im STERN bekannten sich 374 Frauen in einer Selbstbezichtigungs- kampagne, darunter zahlreiche Prominente, dazu, dass sie Abtreibungen haben vornehmen lassen. Dieser medial inzinierte Protest gegen den Strafrechtsparagrafen 218, der schwangeren Frauen eine legale Abtreibung verweigerte, wurde von der Frauenrechtskämpferin Alice Schwarzer initiert. Die Abschaffung des § 218 wurde zu einem der zentralen Themen der Neuen Frauenbewegung, die die revolutionären Impulse der Studentenbewegung von 1968 aufnahm. Die Reformbestre- bungen der sozialliberalen Koalition führten 1974 zu einer mit knapper Mehrheit verabschiedeten Fristenregelung, die nach einer Klage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion widerrufen wurde.
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Jährlich treiben in der Bundesrepublik rund eine Million Frauen ab. Hunderte sterben, zehntausende bleiben krank und steril, weil der Eingriff von Laien vorgenommen wird. Von Fachärzten gemacht, ist die Schwangerschaftsunterbrechung ein einfacher Eingriff.
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Frauen mit Geld können gefahrlos im In- und Ausland abtreiben. Frauen ohne Geld zwingt der Paragraf 218 auf die Küchentische der Kurpfuscher. Er stempelt sie zu Verbrecherinnen und droht ihnen mit Gefängnis bis zu fünf Jahren.
Trotzdem treiben Millionen Frauen ab - unter erniedrigenden und lebensgefährlichen Umständen. Ich gehöre dazu. - Ich habe abgetrieben.
Ich bin gegen den Paragrafen 218 und für Wunschkinder. Wir Frauen wollen keine Almosen vom Gesetzgeber und keine Reform auf Raten. Wir fordern die ersatzlose Streichung des Paragrafen 218! Wir fordern umfassende sexuelle Aufklärung für alle und freien Zugang zu Verhütungsmitteln! Wir fordern das Recht auf die von Krankenkassen getragene Schwangerschaftsunterbrechung! "
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