Kalenderblatt für Februar 04

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Wider eine Lex Kopftuch
Sehr deutlich weist die Intiative "Wider eine Lex Kopftuch" auf die gleichen Rechte von Frauen hin, beispielsweise beim so genannten "Stichwort: Becklash" (backlash (engl.) = Rückwirkung, (heftige) Reaktion; Beck = deutsche Politikerin, Initiatorin des Aufrufs "Wider eine Lex Kopftuch". Doch der so genannte Kopftuchsteit ist nur der Haken, an den das ganze gehangen wird. Aus dem Aufruf: "Mädchen dürfen - veranlasst durch deren Eltern und Verwandte - sich auf der Straße nicht frei bewegen, in den Schulen nicht am Sportunterricht teilnehmen, nicht am Sexualkundeunterricht, nicht an Klassenfahrten. Sie dürfen keine Freizeitangebote wahrnehmen oder als Erwachsene nicht die zur Verfügung gestellten Integrationsangebote annehmen, z.B. Sprachkurse belegen." Die Initiatorinnen schlagen vor: "Alle Frauen und Männer, die aus Ländern kommen, in denen Männer gegenüber den Frauen rechtlich privilegiert sind und die ein Aufenthaltsrecht in Deutschland beantragen, unterschreiben ab sofort, dass sie Art.3 Abs.2 GG anerkennen. Damit anerkennen sie gleichzeitig, dass sie bei Verstößen ihr Aufenthaltsrecht verwirken. Sie unterschreiben zudem, was dieses Recht im einzelnen praktisch bedeutet: Sie nehmen zur Kenntnis und akzeptieren, dass Frauen gleichberechtigt sind, das Recht auf körperliche Unversehrtheit haben, im Rahmen der hier geltenden Chancen das Recht auf Bildung, das Recht, ab einem bestimmten Alter ihren Aufenthaltsort selbst bestimmen zu können. Die allgemeine Schulpflicht gilt auch ohne Einschränkungen für Mädchen und sie haben das Recht auf die Wahrnehmung von schulischen Freizeitveranstaltungen. Bei Verstößen oder Behinderungen haben die Mädchen das Recht auf professionelle Beratung und institutionelle Integrationshilfe."

Dieser Aufruf, der den Initiatorinnen durchaus auch schon Deutschtümelei- Nachrufe und National-Bluts-Politikerinnen Schmährufe einbrachte, kriegt am Ende noch gerade so die Kurve, in dem auch kurz gegen alle Patriarchen gewettert wird, egal ob deutsch oder nicht oder welchen Pass sie haben. Stichwort: Becklash

Blume d. Monats Gerbera
Ursprünglich stammt die Gerbera aus Asien, Südafrika (Transvaal und Kap-Provinzen) sowie Tasmanien. Obwohl die Blume bereits im Jahre 1717 von dem Leidener Botaniker mit dem schönen Namen Gronovius wissenschaftlich beschrieben wurde, erhielt sie ihren Namen 20 Jahr später von dem deutschen Arzt Traugott Gerber. Sonst hätte sie vielleicht Grobi geheissen, wer weiss. Gerbera gibt es in allen Farben ausser schwarz, grün und blau. Die Gerbera ist keine Zwiebelpflanze und eignet sich daher nicht für diverse Küchenrezepte, die sonst gerne auf dieser Seite vorgestellt werden. Statt dessen hat sie sowohl eine philosophische als auch eine medizinische Bedeutung. Sie wächst nämlich aus einem Wurzelstock heraus, einem so genannten Rhizom, mit dessen Bedeutung sich Deleuze/Guattari ausführlich und nachlesenswert auseinandergesetzt haben. Dies macht sie zu einer politisch vorbildlichen Pflanze, da sie optimale Vernetzungsstrukturen unterhalb des sichtbaren Diskurses aufweist.

Zudem sei auf ihren antidepressiven Effekt hingewiesen. Anders als das Johanniskraut, das zu diesem Zweck erst zerkleinert und in Pillenform gepresst werden muss, entfaltet die Gerbera ihre antidepressive Wirkung direkt. Jeder und jede kann das selbst ausprobieren, besonders an den trüben Varianten dieser miesen Tage. Dazu stelle man sich eine einzelne Blume "face to face" mit sich selbst dorthin, wo man sich am meisten aufhält, also auf die Kneipentheke, auf den WG-Küchentisch oder auf den Schreibtisch zuhause oder am Arbeitsplatz. Mediziner empfehlen eine tägliche Mindestdosis von zehn Minuten Blume gucken. Das hebt die Stimmung ungemein und nachhaltig. Ob sich dieser Effekt durch das Verwenden mehrerer Blumen steigern lässt, muss erst noch in größeren Studien untersucht werden. Ein Antrag bei der Ethik-Kommission des Landes Berlin wurde von etuxx bereits eingereicht. Erfahrungsberichte unserer experimentierfreudigen LeserInnenschaft nehmen wir gerne entgegen (redaktion@etuxx.com ).

Link des Monats
Liebe Freundinnen des Kalenderblatts. Auf eine ganz besondere Seite des weltumspannenden Netzes möchten wir heute hinweisen, eine aus Japan.


Sie ist eine wahre Freude für Menschen, die sich der Wurstikebana hingeben. Auch wenn Du kein Japanisch verstehst, kann Dir diese Seite Hilfestellung bei der Gestaltung mit Fleischwurst und Würstchen sein.

Sehr schön ist zum Beispiel der kleine Wurstelefant. Sicher findest auch Du 'was Ansprechendes bei:
http://www.nipponham.co.jp/winny/
kazari/index.html
         der etuxx Comic !neu!

Willkommen in der Welt von Battyman und Ronny. Der Comic von Ursula und Tom, der in Zusammenarbeit mit www.mancheck-berlin.de produziert wird, erscheint ab jetzt jeden Monat im etuxx-Kalenderblatt. Verpaß keine Folge, sei von Anfang an dabei, wenn es heißt
Battyman und Ronny are ...

Berlin … irgendwann im einundzwanzigsten Jahrhundert. Viel hat sich geändert seit dem Fall der Mauer vor ein paar Jahren, aber nicht viel zum Besseren. Verbrecher, Polizei, Spießer und Gays arbeiten zusammen daran, der Stadt ein neues Gesicht zu geben - Berlin erstickt in einer Welle von repressiver Pseudo-Toleranz.

Doch seit Monaten sind Battyman und Ronny in der Stadt. Tagsüber könnte man sie leicht für brave Bürger halten, böse Zungen mauscheln sogar, sie wären verpartnert. Aber das stimmt natürlich nicht! Nur, weil man Tisch und bett teilt, muss man doch nicht homosexuell sein! Oder schwul, gay, queer oder was auch immer! Tsss … schon wieder ein Beispiel für die se widerliche Toleranz in den Köpfen der Menschen.

Aber des Nachts, da wandeln sich Battyman und Ronny zu entschlossenen Helfern aller der in Not geratenen der Stadt. Selbst die entferntesten Hilfeschreie einer Trümmertunte dingen an ihr Ohr, und sofort starten sie ihr Dickmobil und fahren los.


Langsam gewöhnen sich Berliner daran dass, wenn sie ein männliches Fruchtbarkeitssymbol in den Himmel der Stadt projiziert sehen, die Rettung Nahe ist.

Ronny, 18, Battymans Assistentin, aus Brandenburg, sehr an technischen Dingen und Autos interessiert. Er steht seinem Herren bei dessen nächtlichen Aktivitäten so gut, es nur geht, zur Seite. Tagsüber macht er Fitnesstraining, kuckt DVD und/oder spielt Playstation.

Manuela Magenta: Haushälterin von Battyman und Ronny mit überbordenden, feurigem, fast schon spanischen Temperament. Schon ganz gaaaanz lange in der Stadt und bestens in allen Dingen bewandert. Eine Dame fragt man nicht Alter und Trinkgewohnheiten.

Battyman 31, Superheld aus München, neu in Berlin. Tagsüber zur Tarnung Leiter eines schicken Fitnessstudios im Prenzlauer Berg, des Nachts rettet er die Gefallenen der Stadt aus brenzligen Missgeschicken.

am 1. März geht's weiter mit Battyman und Ronny. Für Fans und solche, die es werden wollen: die Originale zum Ausdrucken: [1] [2] [3] [4]
     

paula paul: love you  
Provokation und ihre Wirkung: Das immergleiche Spiel mit dem Rassismus (auch etuxx machte da schon mal mit ;-)): Zuletzt die Siegessäule mit "Türken raus!", jetzt Friga Haug. Der etuxx Kalenderblattbeitrag (oben) wies auf die rassischtische Provokation "Wider eine Lex Kopftuch" hin und ließ die deutschtümelnde Kritik schon anklingen. Inzwischen greifen etliche Gruppen wie die  AGIP ...
...: ... und Initiavien die Verfasser an. Die in "becklash" enthaltene pauschale Unterstellung an jeden Menschen aus islamisch geprägten Staaten, die Rechte von Frauen und Mädchen auf Freizügigkeit und körperliche Unversehrtheit nicht, bzw. weniger zu respektieren, als "wir zivilisierte Deutsche" ist nichts als Rassismus. Die "becklash"- VerfasserInnen wollten die Situation in den Familien skandalisieren und die Doppelzüngigkeit der so genannten Kopftuchdebatte anprangern.  Friga Haug im Interview
etuxx: teilt natürlich diese meinung, dass wir bei rassistischen spielchen mitmachen, NICHT.  
Anna Log: Worauf bezieht sich denn diese Meinung?  
etuxx: möchte vielleicht wenigstens das kalenderblatt frei von dieser debatte halten.  
Robert M.: das hätte ich gewußt, wenn etuxx irgendwas, bzw. ganz im besonderen das Kalenderblatt frei von Debatten halten will ;-)) Ich befürchte, dann hätte etuxx keinen Mitquatschkasten hierangebaut.  
Brenda: schreib doch eine Einladung an Gigi, lieber Robert M., er hätte bestimmt Lust, auch diesen Foo mit einer Antisemitismus Debatte zu überziehen. Mit war nicht klar, dass die Mitquatschkästen ausschliesslich für Diskussionen über den unsäglichen kulturimperialistischen eurozentristrischen Rassismus und Antisemitismus auf dem faschistischen etuxx da ist. Ich dachte immer es gebe auch noch interessante Debatten. Aber vielleicht war das einmal.  
Robert M.: ach brenda, mit dem Repetieren alter Feinbilder wird der Feind nicht besser o. schlechter. Und Gigi hat gar nichts gesagt, da fängst Du schon mal an, prophylaktisch auf ihm rumzuhacken, keine schöne Art. // Zum Thema: Interessant ist es aber schon, dass bspw. dem etuxx-Text von vor 3 Jahren, dem Siegessäulenaufmacher "Türken raus!" und diesem Aufruf, den Frau Haug verteidigt, das gleiche Strickmuster zu Grunde liegt: Um eine interessante Diskussion anzukurbeln, auf einen schlimmen Missstand hinzuweisen bzw. ein Thema zu lancieren, bedient man sich einer rassistischen Provokation über Eck. Die Provokateure wundern sich, wenn es nicht mehr um das eigentl. Thema geht, sondern diesen Rassismus.  
Brenda: ach Robert es ist nur so frustrierend, dass in der Linken nur noch diese Pseudodebatten geführt werden. Neulich habe ich in der Jungle World (vielleicht war das bereits der Fehler) einen Artikel über eine Demo in HH gelesen. Die Diskussionen danach war genauso bescheuert wie die Diskussion auf etuxx um den blöden letzten "alternativen" CSD. Wenn - kaum dass du auf eine Debatte zum Kopftuchthema auch nur aufmerksam machst - gleich als allererstes die altväterliche Anmerkung kommt, dass etuxx auch gerne beim Spiel mit dem Rassismus mitmacht, selbst wenn es mit einem Grinsen versehen ist, bekomme ich das kalte Kotzen.  
Brenda II: der link zu der AGIP ist leider nicht mehr verfügbar, daran ließ sich die Langeweile der innerlinken Debatten wundervoll illustrieren. Letztlich geht es nur noch um Beißreflexe irgendwelcher Sektenfuzzis. Für Gigi ist Frigga Haug somit gleich eine "Hardcore-Rassistin" (x-berg.de). Ich finde das zum Heulen. WENN diskutiert wird, dann gnadenlos mit Maximalvorwürfen, ansonsten wird gar nicht diskutiert. Das ist nicht nur auf etuxx so, sondern ein allgemeiner Trend. Manchmal scheint es mir, als habe sich mit dem Niedergang der Antifabewegung die Linke aus der Realität verabschiedet. Es gibt sie jetzt nur noch virtuell. Und als Comic. Siehe die ins Absurde verkehrten sog. Antisemitismusdebatten.  
Brenda III: im realen Leben gibt es eben keinen Diskurs, der in Reinform antipatriarchal, antisexistisch, antirassistisch, antifaschistisch, antinational, und antiantisemitisch ist. Ganz abgesehen vom konstrukthaften "antideutsch" oder dem antiquierten "antiimperialistisch". Natürlich ist die Kritik an rassistischen Argumentationsmustern notwendig. Aber das Rumgekeife nach Löschung, das Kennzeichnen jeglicher Abweichung von der o.g. fiktiven Reinform als faschistisch, hebt nicht nur eine sinnvolle Trennschärfe der Begriffe auch, sondern verhindert de facto jegliche Auseinandersetzung.