Leo: Seit Präsident Bush von einem freien Iran spricht, ist offensichtlich dass die vorherrschende proamerikanische Stimmung im Iran auf ein entsprechendes Gegenstück in den USA stößt - und das alte Europa schreit auf, weil es den Sturz der Steinigungsoligarchie fürchtet, der unsere Exportwirtschaft so hörig ist. Nur Herr Sadr in seinem Exil lebt noch gänzlich unbedarft in einer Fantasie, die von den aktuellen Diskussionen im Iran weit entfernt ist. Mal ein paar Fakten: Die USA bedrohen nicht die Bevölkerung des Iran, sondern das islamische Regime. Die Amerikaner haben schon im Irak den Fehler von Afghanistan nicht mehr wiederholt, das Land der UNO zum Fraß vorzuwerfen, und im Gegensatz zu |
Leo: beiden Länderrn gibt es im Iran eine organisierte politische Befreiungsbewegung, auf deren Kooperation sie angewiesen sind. Herr Sadrs Vorwurf an die USA, kein vorfabriziertes Zukunftskonzept zu haben, widerspricht seiner späteren Behauptung, sie wollten eine loyale Regierung, um dadurch ihre Pläne umzusetzen. Und entgegen allen Geraunes ist der heutige Gegensatz zwischen den USA und der Mullaholigarische echt, die politische Konstellation aus der Zeit des Iran-Contra-Deals (der vom saudischen Botschafter vermittelt wurde) ist lange verflossen und die Amerikaner hören nicht mehr auf Prinz Bandar. Dagegen setzen die europäischen Eliten auf Präsident Chatami, der kein demokratischer Reformer |
Leo: sondern ein Wolf im Schafspelz ist, nichts als die Reaktion der Mullahs, die um ihre Macht fürchten, auf den gesellschaftlichen Wunsch nach Veränderung und bauen ihm zusammen mit Rußland Atomanlagen, die der Ölstaat energiewirtschaftlich gesehen nicht braucht - Herr Sadr beschönigt das. Mit seiner Einschätzung der Lage im Irak stimmt er mit der gegenwärtigen Regierung in Teheran überein, und das ist wahrscheinlich der Grund, warum er das ganze Land in der Sackgasse sieht und nicht das Mullahregime, das allein sich tatsächlich darin befindet. Für die iranische Befreiungsbewegung ist die gegenwärtige Situation voller Hoffnung und das nicht trotz sondern wegen der USA. |
Leo: Informationen von der iranischen Studentenbewegung (en): SMCCDI |
Leo: Leseempfehlung 1: "Kultureller Relativismus - der Faschismus dieser Ära" - Maryam Namazie von der Kommunistischen Partei Irans kultureller Relativismus |
Leo: Leseempfehlung 2: "Shahram Khosravi: Die nächste Revolution im Iran ist eine sexuelle Revolution" - Moderne Revolte im Iran |
Franz B: Das ist ja mal wieder lustig. Etuxx liefert einige interessante Hintergrundinformationen, die den meisten LeserInnen sicherlich unbekannt sein werden und dann taucht schon wieder die Klasse der Bellizisten auf. Völlig desinteressiert gegenüber den Informationen wird obige Darstellung als unbedarfte Fantasie abgetan und den USA mit rechts eine gute Irakpolitik attestiert, die doch bitte auch in den Iran exportiert werden möge. Wenn Du Krieg führen willst geh zur Bundeswehr oder zu den Marines. Mal schauen wieviel Spass Du da haben wirst. |
Leo: Die Bundeswehr lösen wir besser nach dem irakischen Vorbild auf, und die Marines brauchen mich nicht, auch wenn ich vielleicht mehr Spass hätte als Klaus Mann und Marlene Dietrich zusammengenommen. Aber vielleicht können wir uns vor dem Angiften auf eine Definition einigen, was ein "Bellizist" ist. Vorschlag, Bellizist ist, wer dafür Stimmung macht dass Deutschland Krieg beginnt. Ich trete aber dafür ein, dass Europa seine Unterstützung der terroristischen Mullahs aufgibt und sich passiv verhält, genauso wie ich vor einigen Jahren dafür eingetreten bin, dass es seine Unterstützung der völkischen Terroristen auf dem Balkan aufgibt. Was die Amerikaner betrifft, die sich noch Ende der 90er in |
Leo: blinder Bündnistreue für die Verbrechen Joschka Fischers hergaben, nach Jahrzehnten Jihad stecken sie jetzt in der Situation, wo ihnen ausser der Unterstützung von Befreiungsbewegungen keine andere Möglichkeit mehr bleibt. Die Aufständischen im Iran meinen, dass die US-Politik seit Bushs "axis of evil"-Erklärung sich für ihre Sache vorteilhaft ausgewirkt hat. Ihre Sicht als bellizistisch zu diffamieren, nützt nur den islamofaschistischen Oligarchien und ihren europäischen Unterstützern, die wenn das Regime im Iran zusammenbricht womöglich wieder in letzter Minute eine Blauhelm-Initiative der Bundeswehr aus der Tasche ziehen, die den "Pazifisten" die Sprache verschlägt. |
AUFRUF: Der Verein iranischer Flüchtlinge in Berlin e.V. u.a. rufen auf: Am 9. Juli ist der Jahrestag der blutigen Niederschlagung des Aufstands von 1999 und es das Mullah-Regime im Iran erwartet einen neuen Höhepunkt der Studentenproteste. Die Solidaritätskundgebung in Berlin am Mi 9.7. 14:00 vor dem Bundestag fordert: Freilassung aller politischer Gefangenen, Trennung von Staat und Religion, Gleichberechtigung der Frauen, Abschaffung der Zwangsverschleierung, Presse-, Meinungs-, Versammlungs-, und Organisationsfreiheit [details] |
Franz B: Wieviel Dummheit muss in der Welt grassieren damit zu Ausdrücken kommt wie: "islamofaschistischen Oligarchien". Mit diesem weitläufigen Faschismusbegriff wirst Du selbst unter übrigen Wahnsinnigen Deiner "Truppe" Probleme bekommen. |
Sascha B. @ Leo & Franz. B.: Ähem, etwas weniger Gut-Böse-Schematismus würde der Debatte gut tun (weder das pauschale Gerede von "islamofaschistischen Oligarchien" noch Invektiven wie "Wieviel Dummheit muss in der Welt grassieren..." erfreuen die interessierte LeserIn). Die Unterscheidung zwischen einem in der Tat klerikal-faschistischen Regime wie dem der Taliban und einem klerikal-autoritären wie im Iran bedingt eine differenzierte Reaktion. Ich sehe zwar nicht, dass es einen aufgeklärten Islam gäbe - im Gegensatz zu einem in Teilen aufgeklärten Christentum - aber dies ist nicht das Verdienst der Christen, sondern ihrer Gegner. |
Sascha B. @ Leo: Dein Satz: "Was die Amerikaner betrifft, die sich noch Ende der 90er in blinder Bündnistreue für die Verbrechen Joschka Fischers hergaben..." bezeugt die bei "Antideutschen" übliche masslose Überschätzung der internationalen Relevanz deutscher Aussenpolitik. Diese Halluzination ist den "Antideutschen" und den neuen und alten Rechten gemeinsam. Daher (und wegen ihrer völkischen Fixierung allgemein) halte ich die Bezeichnung der "Antideutschen" als "ultradeutsch" für gerechtfertigt. |
Franz B: Warum diskutieren die Antideutschen nicht anhand dieses Textes? Hier spricht ein prononcierter Kenner des Nahen Osten über Kräfteverhältnisse und US-Interessen. Zudem ist Bani-Sadr auf den Todeslisten der Fundamentalisten, war es nicht so dass die Antideutschen eben solche Menschen "befreien" wollen? Meine Vermutung, die Antideutschen können sich nicht auf den Text beziehen, weil er ihrer Thesen widerspricht und über ihre Kenntnisse hinausreicht. Sie können lediglich wie Leo "argumentieren", eins, zwei Passagen rausnehmen und dann wieder die obligatorischen Statements loslassen. |
Franz B: Was mich so richtig ärgert ist dass dies argumentieren mit den Antideutschen so ganz ohne Erkenntnisgewinn ist. Sie beziehen sich nicht auf die stärksten Argumente, sondern suchen sich die Schwachen Punkte heraus um dann all das zu sagen was sie eh immer sagen. Wenn man ernsthaft dikutieren will muss man doch auch einmal Lücken eingestehen können, Fragezeichen im Kopf haben? Einfach sagen können: Auf diese Frage kann ich Dir keine Antwort geben. Ein schönen Ausspruch von Brecht lautete -ich glaube es war in den Geschichten des Herrn Keuner - wir (=Kommunisten) sollten statt auf alles eine Antwort zu haben, einmal eine Liste machen mit offenen Fragen. |
Die Rechercheuse: Hallo Leo weisst Du noch was du früher schriebst: " Die [Bahamas] ist echt, war zu Kohlregierungszeiten ein antinationales Theorieblatt. Später sind die Herren Redakteure abgedreht und haben die Möglichkeit gesehen, sich durch sachkenntnisfreie Polemiken gegen die linke Szene provomäßig zu profilieren. Zuletzt haben die Bahamas die "Vaterländischen Antideutschen" hervorgebracht, die den Afghanistankrieg bejubelten. Viele Leser hat das Blatt nicht, die Zielgruppe sind Studenten, die sich für links halten, aber keinen Anschluß an die Linke haben. Daß Herr Wertmüller eine etwas merkwürdige Auffassung von sexueller Selbstbestimmung proklamiert, ist nicht neues" |
Leo: Seit 3. August steht das schon hier, ich sollte wohl öfter etuxx lesen. Die "Vaterländischen Antideutschen" sind ein Zitat von Ebermann&Trampert, denen ich seinerzeit Glauben geschenkt habe, weil ich damals noch angenommen habe, daß es soetwas wie einen "linken Konsens" gebe. Erst später habe ich die Primärquelle gelesen und festgestellt, daß sie sich gar nicht für einen Einsatz der Bundeswehr ausgesprochen hatten. Gerhard Schröder hatte damals die Bundeswehr nach Afghanistan geschickt und suggeriert das wäre ihm von Washington so vorgegeben worden. Der deutsche ISAF-Einsatz war dazu bestimmt, nach dem Abzug der US Army das Land nach dem balkanischen Modell ethnisch zu zerlegen, |
Leo: und deswegen habe ich mich gegen alle Positionen gerichtet, von denen ich glaubte dass sie sich für diesen Einsatz aussprächen. Jetzt, nach dem Al Qaeda-Anschlag gegen Bundeswehrsoldaten in Kabul am 8.6.2003 ist Kanada in die ISAF eingestiegen und hat jetzt zahlenmäßiges Übergewicht. Mitte August mußte Deutschland die ISAF-Führung an die Nato abgeben und nur noch pro forma sitzt der deutsche General Gliemoroth im Nato-Hauptquartier. Strucks Amoklauf nach Kundus wird daran auch nichts mehr ändern. [Operation Athena] |
Leo: Die Amerikaner begreifen zunehmends, daß das Schröders Angebot von Bundeswehr nur dem Zweck dient, eine Unterwerfung befreiter Länder unter die UN zu erreichen und dass die UN ein Kartell von Dikatatoren sind, das nach balkanischem Modell überantwortete Gebiete in einem Zustand permanenen völkischen Bürgerkriegs halten will. Damals wie heute habe ich mich für die Auflösung der Bundeswehr ausgesprochen, nur daß ich jetzt besser informiert bin. Und was Bahamas&Sexualität betrifft, dazu habe ich im Fahnenstreit-foo schon was geschrieben. |
Leo: @ Sascha: Ich glaube nicht dass ich die Relevanz deutscher Außenpolitik überschätze. Immerhin hat sich das mächtigste Land der Welt hinter die Berliner Republik gestellt. [Endsieg-Rede] |
Leo: @ Franz B.: Der Terminus "Islamofaschismus" ist begründet. Matthias Küntzel ist den Fußspuren der SS von der Wilhelmstraße bis in die arabische Wüste gefolgt: Islamic Antisemitism And Its Nazi Roots |
FB: Also Leo jetzt mal was grundsaätzlich zum Diskussionsstil, ich finde es wirklich zum kotzen, wie Du jedesmal mindestens eine halbe Seite postet und die mit irgendwelchen PseudoBeweisen als links versiehst. Du willst nicht diskutieren sondern Diskussionen plätten und am Ende mögen dann immer Deine Beweise vom Wahren stehen. |
Leo: @FB: Welche Diskussion soll ich denn "geplättet" haben? Hier in diesem foo war auf die Wortmeldung der Rechercheuse hin, die an mich adressiert war, wochenlanges Schweigen. Diskutieren heißt für mich sich gegenseitig mit Fakten von seiner Sicht der Dinge zu überzeugen. Wenn Du allein davon schon platt bist, dann solltest Du vielleicht lieber mal ein Gegenargument machen abstatt mir die Gesprächssabotage vorzuwerfen, die Du mit einer solchen ad-hominem-Attacke selbst betreibst. Jeder kann die foos in denen ich mich aktiv beteilige mit denen vergleichen wo ich mich nicht beteilige und wird feststellen, dass ich gar nicht dazu in der Lage bin, "Diskussionen zu plätten". |
Leo: (hat nochmal hochgeblättert) @ Franz B: Sag doch mal, was aus Deiner sicht die "stärksten Argumente" von Abol-Hassan Bani-Sadr sind. Aus meiner Sicht (und der die ich von Iranern höre)ist es genauso absurd, ihn als "Oppositionellen" gegen Khatami vermarkten wie wenn man z. B. Hans-Christian Ströbele als politischen Antipoden von Joschka Fischer präsentieren würde. Die Gemeinsamkeiten sind viel größer als die Unterschiede. |
|