Bani-Sadr
ein Interview, geführt von Majid Roshan Zadeh

Auf etuxx gab es einige Beitrage zum Irak-Krieg, die Debatte - teils hitzig geführt- spiegelte die widersprüchlichen Positionen der Linken wieder. Als Nachlese zur Debatte, die damit noch lange nicht beendet sein wird, stellen wir an dieser Stelle ein Interview mit dem ehemaliger iranischen Präsidenten ins Netz. Weil die Debatte um die Entwicklung und Politik im Mittleren Osten auch bei uns allzu häufig von Unkenntnis gegenüber der realen Situation geprägt war, hoffen wir hiermit den Blick zu erweitern. Die USA betreiben eine neue Ordnungspolitik im mittleren Osten, die den Iran stärker als zuvor ins Visier nimmt und auch einen Angriff auf den islamischen Gottesstaat nicht ausschließt.

Abolhassan Banisadr war der erste Staatspräsident in der iranischen Geschichte. Gleich nach der iranischen Revolution von 1979 war er aufgrund seiner kritischen Haltung mit Ayatollah Khomeini in Konflikt geraten und musste ins Exil fliehen. Aufgrund seiner Opposition gegen den iranischen Fundamentalismus lebt er unter hohem Sicherheitsaufwand in seinem Pariser Exil. Wir danken ganz besonders Majid Roshan Zadeh, der das Interview führte und uns dies in voller Länge zu Verfügung stellte.
zum Irakkrieg auf etuxx erschienen:
  • Ein gebuchtes Ereignis
  • No more war!?
  • ein Teil des Interviews erschien bereits im:


    Obwohl der Iran den USA unentbehrliche Hilfe beim Sturz der Taliban leistete, wurde das Land kurz darauf - gemeinsam mit Nordkorea und Irak - als "Achse des Bösen" bezeichnet. Nach dem Sturz Saddam Husseins, zu dem wiederum der Iran indirekt beigetragen hat, waren erneut Drohungen aus Washington zu vernehmen. Bedeutet dies, dass ungeachtet dessen, wie sich das Teheraner Regime verhält, der Iran immer wieder unter Druck gesetzt und er das nächste Ziel der US-Amerikaner sein wird?
       Sowohl in Afghanistan als auch im Irak haben die USA einen Machtbruch herbeigeführt, ohne jedoch ein der Situation angemessenes Konzept für die darauf folgende Zeit entworfen zu haben. Derzeit ist zu sehen, dass Hamid Karzai außerhalb von Kabul kaum Einfluss auf die Geschicke des Landes hat und wenig akzeptiert wird, während Afghanistan von den warlords regiert wird. Auch im Falle Irak entsprach der Verlauf der Geschehnisse nicht den einfachen Vorstellungen der US-Amerikaner. Daher fürchteten und fürchten sie, dass der Iran die unsichere Lage ausnutzen und seinen eigenen Einfluss ausweiten könnte. Die Drohungen Washingtons in der letzten Zeit wurzeln in diesen Ängsten, die jedoch in der Realität keine Entsprechung finden: Der Iran ist nicht fähig, eine solche Macht zu entfalten.

    In der Frage des weiteren Vorgehens hinsichtlich einer Neuordnung des Nahen Osten haben sich Blair und Bush auf ihrem Treffen in Belfast geeinigt, dass das nächste Ziel auf diesem Weg Syrien sein soll. Wir haben gesehen, wie Syrien inzwischen unter Druck gesetzt wird; die US-Amerikaner glauben, das Land könne zunächst mittels politischen Drucks und Dialogs gezwungen werden, sich ihren Vorstellungen zu fügen.
    Doch abgesehen davon bleibt das nächste Hauptziel der Iran, und daran wird weiter gearbeitet.
    Die USA richten an den Iran den Vorwurf, durch die Planung eines Nuklearprogramms und die Unterstützung des islamischen Terrorismus eine Gefahr darzustellen. Wie schätzen Sie dies ein? Wie kann es zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Staaten kommen?
       In der Tat bestrebt Iran die Herstellung von Nuklearwaffen. Hierin besteht aber nur ein Teil der Probleme zwischen beiden Staaten. Seit der Iran-Gate-Affäre verlaufen ihre Beziehungen auf einer doppelten Ebene: Zum einen kooperieren beide Regierungen heimlich, nach außen hin finden aber - zum Schein - Auseinandersetzungen statt. Beide haben bisher davon profitiert: Die iranische Regierung benutzt ihren angeblichen Antiamerikanismus als Ideologie vor allem zur innenpolitischen Stabilisierung der eigenen Macht. Andersdenkende werden mit dem Vorwurf der Spionage für die USA inhaftiert. Der außenpolitische Nutzen besteht in der ebenfalls antiamerikanischen Selbstdarstellung in Ländern mit islamischer Bevölkerung. Umgekehrt konnten sich die USA der Unterstützung des Iran auf verschiedenen Ebenen sicher sein, beispielsweise in den Kriegen in Afghanistan und im Irak.

    Diese Politik ist nun allerdings für die USA nicht mehr funktionsfähig: Washington benötigt im Rahmen seiner Strategie zur Neuordnung des Nahen Osten eine Regierung im Iran, die seine Vorstellungen und Ziele in der Region bereitwillig verwirklicht. Dies eröffnete den Vereinigten Staaten eine Einflusssphäre, die von Indien bis Nordafrika, vom Süden Russlands bis eben zum Persischen Golf reichen würde. Mit der jetzigen iranischen Regierung ist dieser Wandel vor allem aus Gründen der Legitimation nicht möglich. Nicht zuletzt durch jahrzehntelange Propaganda herrscht ein Bild des Iran in der westlichen Öffentlichkeit vor: als Zentrum des islamischen Terrorismus, mit dem ein nunmehr 20 Jahre dauernder Konflikt besteht. Dieses Bild könnte nicht von heute auf morgen zum Verschwinden gebracht werden. Zudem ist die besagte Neuordnung des Mittleren Osten verbunden mit der Behauptung, Demokratie und Menschenrechte in der Region zu verwirklichen. Eine offene, unbelastete Kooperation mit einem Teil der "Achse des Bösen" schließt sich demnach aus. Aus den genannten Gründen kann im Plan der Neokonservativen nur ein Regimewechsel im Iran vorgesehen sein.

    A. Bani Sadr und M. Roshan Zadeh auf der Podiumsdikussion "Strategien der USA im Nahen Osten"
    am 30.1.2003 im Berliner Abgeordnetenhaus. Foto: Dirk Plamböck (www.dx-photo.de)
    In jüngsten iranischen Nachrichten heißt es, dass in der US-Administration eine direkte Konfrontation mit dem Iran für die Zeit nach der Wiederwahl von George W. Bush geplant werde. Auch aus Washington ist zu vernehmen, dass als Legitimierung dafür beispielsweise der Fall "Mykonos" dienen solle: Es handelt sich dabei zum einen um ein in der Bundesrepublik ausgesprochenes Rechtsurteil, in dem die machtkontrollierenden Konservativen im Iran offiziell als Terroristen bezeichnet werden. Zum anderen könnte damit sogar ein großer Teil der iranischen Exil-Opposition von US-amerikanischen Absichten überzeugt werden. Ebenso könnte die US-amerikanische Regierung ein weiteres Mal das Argument, sich für die Menschenrechte einzusetzen, als Vorwand für ihr Vorgehen benutzen. Wie schätzen Sie solche Überlegungen ein?
       Diese Strategie könnte sich tatsächlich durchsetzen. Vor allem könnte sie die europäischen Länder, insbesondere Deutschland, in eine lähmende Defensive gegenüber ihrer Öffentlichkeit versetzen. Europa wird dann möglicherweise die Zeit bereuen, in der es verpasst hat, selbst die Initiative zu ergreifen, den Iran unter Druck zu setzen und Demokratie und Menschenrechte zu verwirklichen helfen. Europa überbetont, weil Khatami gewählt wurde, den Demokratisierungsprozess und die gesellschaftliche Öffnung im Iran und verschließt dabei immer wieder die Augen vor zahlreichen Menschenrechtsverletzungen.

    Was die iranische Exil-Opposition betrifft, so sollte sie ihre Unabhängigkeit bewahren und sich nicht instrumentalisieren lassen. Gleichwohl wäre es ihre Aufgabe, eine solche Situation für das Ringen um die Verwirklichung von Menschenrechten und Demokratie im Iran zu benutzen.
    Ein weiterer Vorwurf gegen den Iran ist die Einmischung in die irakischen Angelegenheiten. Welchen Einfluss übt der Iran auf die irakischen Schiiten bzw. die verschiedenen schiitischen Gruppierungen aus?
       Kein irakischer Schiit fühlt sich in seinem Glauben durch den Iran angemessen vertreten. Nirgendwo auf den Demonstrationen im Irak waren Bilder von führenden iranischen Geistlichkeiten zu sehen. Lediglich der Revolutionsrat von al-Hakim steht dem Iran nahe und wird von ihm unterstützt, seine Macht im Irak ist aber begrenzt.
    Wie heterogen ist die schiitische Gemeinschaft im Irak; und zeigt nicht die Ermordung von Abd al-Majid al-Khouei in al-Najaf ihre Zerrissenheit?
       Was al-Khouei angeht, so war er eine Vertrauensperson Tony Blairs. Er wurde von den Briten in den Irak geschickt, um die religiöse Schule al-Najafs für die Unterstützung der USA und Großbritanniens zu gewinnen und auf diese Weise deren Machtposition in der Stadt zu sichern. Hierbei wird offensichtlich, wie wenig die Briten die Realität kennen: Gerade dass al-Khouei im Auftrag Großbritanniens handelte, stieß auf Widerstand. Somit ist sein Schicksal keinesfalls verwunderlich.

    Unter den Schiiten gibt es zwei Tendenzen: eine politische und eine geistliche. Die unbestrittene geistliche Autorität ist Ayatollah Sistani, der die höchste moralische Instanz darstellt und in der derzeitigen Lage zu Ruhe und Besonnenheit aufruft. Zum anderen existieren die politischen Strömungen der Anhänger des von Saddam Hussein ermordeten geistlichen Führers Ayatollah Mohammed Baqir al-Sadr, und des von Mohammed Baqir al-Hakim geführten Höchsten Rates der Islamischen Revolution (SCIRI). Es gab von Seiten des Iran den Versuch, die verschiedenen Strömungen der irakischen Schiiten im Irak zu vereinen - dieser Versuch ist allerdings fehlgeschlagen.
    Welche nahe Zukunft steht dem Irak bevor: Droht ein Partisanenkrieg auszubrechen oder wird sich eine islamische Revolution ereignen? Wird es eine Demokratisierung durch die USA geben?
       Die meisten politischen Vertreter, die derzeit mit den USA kooperieren, die also als irakische Opposition zu den Gesprächen für eine Regierungsbildung geladen wurden, verfügen über keinen Rückhalt in der Bevölkerung. Von dieser werden sie nicht akzeptiert, weil sie als Instrument der USA erscheinen. Hierbei wird der Widerspruch in der US-amerikanischen Parole der Demokratisierung deutlich: Merkmal einer Demokratie ist, dass die Bevölkerung die Regierung ihres Landes wählt - im Falle des Irak wird diese aber offensichtlich durch eine ausländische Regierung eingesetzt. Für die US-Regierung entsteht nun das Paradox, dass diejenigen politischen Vertreter, die ihr am nächsten stehen, sich am weitesten von der irakischen Bevölkerung entfernen. So begibt sich die US-Politik in eine Sackgasse und ist zum Scheitern verurteilt.

    Die Situation im Irak ist unübersichtlich und kann zu unterschiedlichen Auswegen führen. Solange die USA und Großbritannien das Land besetzt halten, werden Demonstrationen die Entwicklung begleiten. Irgendwann müssen die USA die Realität anerkennen und das Land verlassen - zweifellos eine große Niederlage. Dann wird entweder die Regierungsmacht von denjenigen übernommen, die am stärksten an der Vertreibung der Besatzer beteiligt waren - und zwar erneut in Form einer Zentralmacht -, oder das Land versinkt in Bürgerkrieg und Chaos.
    Welche Entwicklung, auch welche Regierung wären für den Iran wünschenswert? Ein islamischer Staat stellte für den Iran eine Konkurrenz dar; ein säkulares Land würde zweifellos auch auf die Islamische Republik ausstrahlen. So könnten beispielsweise säkulare Schiiten, die sich im Iran nicht äußern dürfen, einen Zufluchtsort finden und dort ihre Gedanken entfalten? Ist nicht das iranische Regime ein weiterer Verlierer dieser Veränderungen?
       Auch der Iran ist in eine Sackgasse geraten, weil die möglichen Veränderungen, die sich in der Region vollziehen, nicht förderlich für das Regime sind. Der Sturz Saddam Husseins hat ein Unbehagen hinterlassen. Was Teheran überhaupt nicht wünscht, ist eine Demokratisierung des Irak. Allerdings trifft dies auch auf andere Nachbarländer zu: Saudi-Arabien, Kuwait, die Türkei oder Syrien. Dem Iran wäre eine treue, dem Regime nahestehende Regierung unter jemandem wie z.B. al-Hakim am liebsten. Sie müsste natürlich treu bleiben, aber dafür gibt es ja auch keine Garantie.
      

    Leo: Seit Präsident Bush von einem freien Iran spricht, ist offensichtlich dass die vorherrschende proamerikanische Stimmung im Iran auf ein entsprechendes Gegenstück in den USA stößt - und das alte Europa schreit auf, weil es den Sturz der Steinigungsoligarchie fürchtet, der unsere Exportwirtschaft so hörig ist. Nur Herr Sadr in seinem Exil lebt noch gänzlich unbedarft in einer Fantasie, die von den aktuellen Diskussionen im Iran weit entfernt ist. Mal ein paar Fakten: Die USA bedrohen nicht die Bevölkerung des Iran, sondern das islamische Regime. Die Amerikaner haben schon im Irak den Fehler von Afghanistan nicht mehr wiederholt, das Land der UNO zum Fraß vorzuwerfen, und im Gegensatz zu  
    Leo: beiden Länderrn gibt es im Iran eine organisierte politische Befreiungsbewegung, auf deren Kooperation sie angewiesen sind. Herr Sadrs Vorwurf an die USA, kein vorfabriziertes Zukunftskonzept zu haben, widerspricht seiner späteren Behauptung, sie wollten eine loyale Regierung, um dadurch ihre Pläne umzusetzen. Und entgegen allen Geraunes ist der heutige Gegensatz zwischen den USA und der Mullaholigarische echt, die politische Konstellation aus der Zeit des Iran-Contra-Deals (der vom saudischen Botschafter vermittelt wurde) ist lange verflossen und die Amerikaner hören nicht mehr auf Prinz Bandar. Dagegen setzen die europäischen Eliten auf Präsident Chatami, der kein demokratischer Reformer  
    Leo: sondern ein Wolf im Schafspelz ist, nichts als die Reaktion der Mullahs, die um ihre Macht fürchten, auf den gesellschaftlichen Wunsch nach Veränderung und bauen ihm zusammen mit Rußland Atomanlagen, die der Ölstaat energiewirtschaftlich gesehen nicht braucht - Herr Sadr beschönigt das. Mit seiner Einschätzung der Lage im Irak stimmt er mit der gegenwärtigen Regierung in Teheran überein, und das ist wahrscheinlich der Grund, warum er das ganze Land in der Sackgasse sieht und nicht das Mullahregime, das allein sich tatsächlich darin befindet. Für die iranische Befreiungsbewegung ist die gegenwärtige Situation voller Hoffnung und das nicht trotz sondern wegen der USA.  
    Leo: Informationen von der iranischen Studentenbewegung (en):  SMCCDI
    Leo: Leseempfehlung 1: "Kultureller Relativismus - der Faschismus dieser Ära" - Maryam Namazie von der Kommunistischen Partei Irans  kultureller Relativismus
    Leo: Leseempfehlung 2: "Shahram Khosravi: Die nächste Revolution im Iran ist eine sexuelle Revolution" -  Moderne Revolte im Iran
    Franz B: Das ist ja mal wieder lustig. Etuxx liefert einige interessante Hintergrundinformationen, die den meisten LeserInnen sicherlich unbekannt sein werden und dann taucht schon wieder die Klasse der Bellizisten auf. Völlig desinteressiert gegenüber den Informationen wird obige Darstellung als unbedarfte Fantasie abgetan und den USA mit rechts eine gute Irakpolitik attestiert, die doch bitte auch in den Iran exportiert werden möge. Wenn Du Krieg führen willst geh zur Bundeswehr oder zu den Marines. Mal schauen wieviel Spass Du da haben wirst.  
    Leo: Die Bundeswehr lösen wir besser nach dem irakischen Vorbild auf, und die Marines brauchen mich nicht, auch wenn ich vielleicht mehr Spass hätte als Klaus Mann und Marlene Dietrich zusammengenommen. Aber vielleicht können wir uns vor dem Angiften auf eine Definition einigen, was ein "Bellizist" ist. Vorschlag, Bellizist ist, wer dafür Stimmung macht dass Deutschland Krieg beginnt. Ich trete aber dafür ein, dass Europa seine Unterstützung der terroristischen Mullahs aufgibt und sich passiv verhält, genauso wie ich vor einigen Jahren dafür eingetreten bin, dass es seine Unterstützung der völkischen Terroristen auf dem Balkan aufgibt. Was die Amerikaner betrifft, die sich noch Ende der 90er in  
    Leo: blinder Bündnistreue für die Verbrechen Joschka Fischers hergaben, nach Jahrzehnten Jihad stecken sie jetzt in der Situation, wo ihnen ausser der Unterstützung von Befreiungsbewegungen keine andere Möglichkeit mehr bleibt. Die Aufständischen im Iran meinen, dass die US-Politik seit Bushs "axis of evil"-Erklärung sich für ihre Sache vorteilhaft ausgewirkt hat. Ihre Sicht als bellizistisch zu diffamieren, nützt nur den islamofaschistischen Oligarchien und ihren europäischen Unterstützern, die wenn das Regime im Iran zusammenbricht womöglich wieder in letzter Minute eine Blauhelm-Initiative der Bundeswehr aus der Tasche ziehen, die den "Pazifisten" die Sprache verschlägt.  
    Leo: noch ne Leseempfehlung - BBC 20.06.03:  Cleric urges death for protesters
    Leo: Leseempfehlung: Marburger Bündnis gegen IG-Farben: Für Freiheit im Iran!  Nieder mit der islamischen Regierung!
    AUFRUF: Der Verein iranischer Flüchtlinge in Berlin e.V. u.a. rufen auf: Am 9. Juli ist der Jahrestag der blutigen Niederschlagung des Aufstands von 1999 und es das Mullah-Regime im Iran erwartet einen neuen Höhepunkt der Studentenproteste. Die Solidaritätskundgebung in Berlin am Mi 9.7. 14:00 vor dem Bundestag fordert: Freilassung aller politischer Gefangenen, Trennung von Staat und Religion, Gleichberechtigung der Frauen, Abschaffung der Zwangsverschleierung, Presse-, Meinungs-, Versammlungs-, und Organisationsfreiheit  [details]
    Franz B: Wieviel Dummheit muss in der Welt grassieren damit zu Ausdrücken kommt wie: "islamofaschistischen Oligarchien". Mit diesem weitläufigen Faschismusbegriff wirst Du selbst unter übrigen Wahnsinnigen Deiner "Truppe" Probleme bekommen.  
    Sascha B. @ Leo & Franz. B.: Ähem, etwas weniger Gut-Böse-Schematismus würde der Debatte gut tun (weder das pauschale Gerede von "islamofaschistischen Oligarchien" noch Invektiven wie "Wieviel Dummheit muss in der Welt grassieren..." erfreuen die interessierte LeserIn). Die Unterscheidung zwischen einem in der Tat klerikal-faschistischen Regime wie dem der Taliban und einem klerikal-autoritären wie im Iran bedingt eine differenzierte Reaktion. Ich sehe zwar nicht, dass es einen aufgeklärten Islam gäbe - im Gegensatz zu einem in Teilen aufgeklärten Christentum - aber dies ist nicht das Verdienst der Christen, sondern ihrer Gegner.  
    Sascha B. @ Leo: Dein Satz: "Was die Amerikaner betrifft, die sich noch Ende der 90er in blinder Bündnistreue für die Verbrechen Joschka Fischers hergaben..." bezeugt die bei "Antideutschen" übliche masslose Überschätzung der internationalen Relevanz deutscher Aussenpolitik. Diese Halluzination ist den "Antideutschen" und den neuen und alten Rechten gemeinsam. Daher (und wegen ihrer völkischen Fixierung allgemein) halte ich die Bezeichnung der "Antideutschen" als "ultradeutsch" für gerechtfertigt.  
    Franz B: Warum diskutieren die Antideutschen nicht anhand dieses Textes? Hier spricht ein prononcierter Kenner des Nahen Osten über Kräfteverhältnisse und US-Interessen. Zudem ist Bani-Sadr auf den Todeslisten der Fundamentalisten, war es nicht so dass die Antideutschen eben solche Menschen "befreien" wollen? Meine Vermutung, die Antideutschen können sich nicht auf den Text beziehen, weil er ihrer Thesen widerspricht und über ihre Kenntnisse hinausreicht. Sie können lediglich wie Leo "argumentieren", eins, zwei Passagen rausnehmen und dann wieder die obligatorischen Statements loslassen.  
    Franz B: Was mich so richtig ärgert ist dass dies argumentieren mit den Antideutschen so ganz ohne Erkenntnisgewinn ist. Sie beziehen sich nicht auf die stärksten Argumente, sondern suchen sich die Schwachen Punkte heraus um dann all das zu sagen was sie eh immer sagen. Wenn man ernsthaft dikutieren will muss man doch auch einmal Lücken eingestehen können, Fragezeichen im Kopf haben? Einfach sagen können: Auf diese Frage kann ich Dir keine Antwort geben. Ein schönen Ausspruch von Brecht lautete -ich glaube es war in den Geschichten des Herrn Keuner - wir (=Kommunisten) sollten statt auf alles eine Antwort zu haben, einmal eine Liste machen mit offenen Fragen.  
    Die Rechercheuse: Hallo Leo weisst Du noch was du früher schriebst: " Die [Bahamas] ist echt, war zu Kohlregierungszeiten ein antinationales Theorieblatt. Später sind die Herren Redakteure abgedreht und haben die Möglichkeit gesehen, sich durch sachkenntnisfreie Polemiken gegen die linke Szene provomäßig zu profilieren. Zuletzt haben die Bahamas die "Vaterländischen Antideutschen" hervorgebracht, die den Afghanistankrieg bejubelten. Viele Leser hat das Blatt nicht, die Zielgruppe sind Studenten, die sich für links halten, aber keinen Anschluß an die Linke haben. Daß Herr Wertmüller eine etwas merkwürdige Auffassung von sexueller Selbstbestimmung proklamiert, ist nicht neues"  
    Leo: Seit 3. August steht das schon hier, ich sollte wohl öfter etuxx lesen. Die "Vaterländischen Antideutschen" sind ein Zitat von Ebermann&Trampert, denen ich seinerzeit Glauben geschenkt habe, weil ich damals noch angenommen habe, daß es soetwas wie einen "linken Konsens" gebe. Erst später habe ich die Primärquelle gelesen und festgestellt, daß sie sich gar nicht für einen Einsatz der Bundeswehr ausgesprochen hatten. Gerhard Schröder hatte damals die Bundeswehr nach Afghanistan geschickt und suggeriert das wäre ihm von Washington so vorgegeben worden. Der deutsche ISAF-Einsatz war dazu bestimmt, nach dem Abzug der US Army das Land nach dem balkanischen Modell ethnisch zu zerlegen,  
    Leo: und deswegen habe ich mich gegen alle Positionen gerichtet, von denen ich glaubte dass sie sich für diesen Einsatz aussprächen. Jetzt, nach dem Al Qaeda-Anschlag gegen Bundeswehrsoldaten in Kabul am 8.6.2003 ist Kanada in die ISAF eingestiegen und hat jetzt zahlenmäßiges Übergewicht. Mitte August mußte Deutschland die ISAF-Führung an die Nato abgeben und nur noch pro forma sitzt der deutsche General Gliemoroth im Nato-Hauptquartier. Strucks Amoklauf nach Kundus wird daran auch nichts mehr ändern.  [Operation Athena]
    Leo: Die Amerikaner begreifen zunehmends, daß das Schröders Angebot von Bundeswehr nur dem Zweck dient, eine Unterwerfung befreiter Länder unter die UN zu erreichen und dass die UN ein Kartell von Dikatatoren sind, das nach balkanischem Modell überantwortete Gebiete in einem Zustand permanenen völkischen Bürgerkriegs halten will. Damals wie heute habe ich mich für die Auflösung der Bundeswehr ausgesprochen, nur daß ich jetzt besser informiert bin. Und was Bahamas&Sexualität betrifft, dazu habe ich im Fahnenstreit-foo schon was geschrieben.  
    Leo: @ Sascha: Ich glaube nicht dass ich die Relevanz deutscher Außenpolitik überschätze. Immerhin hat sich das mächtigste Land der Welt hinter die Berliner Republik gestellt.  [Endsieg-Rede]
    Leo: @ Franz B.: Der Terminus "Islamofaschismus" ist begründet. Matthias Küntzel ist den Fußspuren der SS von der Wilhelmstraße bis in die arabische Wüste gefolgt:  Islamic Antisemitism And Its Nazi Roots
    FB: Also Leo jetzt mal was grundsaätzlich zum Diskussionsstil, ich finde es wirklich zum kotzen, wie Du jedesmal mindestens eine halbe Seite postet und die mit irgendwelchen PseudoBeweisen als links versiehst. Du willst nicht diskutieren sondern Diskussionen plätten und am Ende mögen dann immer Deine Beweise vom Wahren stehen.  
    Leo: @FB: Welche Diskussion soll ich denn "geplättet" haben? Hier in diesem foo war auf die Wortmeldung der Rechercheuse hin, die an mich adressiert war, wochenlanges Schweigen. Diskutieren heißt für mich sich gegenseitig mit Fakten von seiner Sicht der Dinge zu überzeugen. Wenn Du allein davon schon platt bist, dann solltest Du vielleicht lieber mal ein Gegenargument machen abstatt mir die Gesprächssabotage vorzuwerfen, die Du mit einer solchen ad-hominem-Attacke selbst betreibst. Jeder kann die foos in denen ich mich aktiv beteilige mit denen vergleichen wo ich mich nicht beteilige und wird feststellen, dass ich gar nicht dazu in der Lage bin, "Diskussionen zu plätten".  
    Leo: (hat nochmal hochgeblättert) @ Franz B: Sag doch mal, was aus Deiner sicht die "stärksten Argumente" von Abol-Hassan Bani-Sadr sind. Aus meiner Sicht (und der die ich von Iranern höre)ist es genauso absurd, ihn als "Oppositionellen" gegen Khatami vermarkten wie wenn man z. B. Hans-Christian Ströbele als politischen Antipoden von Joschka Fischer präsentieren würde. Die Gemeinsamkeiten sind viel größer als die Unterschiede.