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Tuntenhäusler
von Broiler Grabowski



Auf dem Dach


Wir trinken mässig seit dem Morgengrauen
der Himmel blau wie eine Frischmilchpackung

Sommerwolken ziehen vorüber
Der vertraute Geruch von heissem Teer

lahme Gespräche in der Sonne
Gleitgel klebt an den Fingern

Schweiss strömt überall
doch der Nachbar steht aufrecht da

Hört den Strahl seiner Pisse
im Schatten rostiger Satellitenschüsseln

Der scharfe Geruch von Spermatozoen
steht in der heissen Dämmerung

Kleine Härchen auf deinen Unterarmen
wiegen sich zur Musik

Wie leise die Töne zur Erde fallen
- es raunt die Wonne

Staubtag abends: Rotmond überm Fernsehturm
auf den Dachfirsten Umrisse anderer

Verlassene Isomatte
Unser Fernsehturm. Unsere Tags. Unser Berlin.

Mann um Mann geht ab
in das reifende Kichern auf der Leiter

sanft schaukelt die Seerose im Blecheimer
und schließt sich zur Nacht

Um den Kamin der Wasserschlauch
hält den Betrunkenen

Niemand fällt

illubroiler

Die Geschichte des Dicken

Der Dicke, wenn er ein Problem hatte,
brachte die Sache auf den Tisch.
Offen und ehrlich. So sah sich der Dicke.
Er hatte das Sagen, und schätze sich so,
und wünschte nur manchmal, sie
gäben mehr Widerworte.

Der Dicke liebte die Zarten.
Ihnen sah er manches nach, doch er selbst
zeigte Mumm: Offenbare niemals eine Schwäche,
gib nur zu was man dir beweisen kann.

Der Dicke, als sie ihn wegen des Fünfjährigen
drankriegten, mit dem er es getrieben hatte,
sass stumm in seiner Ecke, sass es aus,
Plenum für Plenum, Abend für Abend.
Nur zum weinen ging er in den Park.

Der Dicke sah keinen Sinn darin, sich vorzustellen,
was andere vielleicht wollen könnten,
wenn sie es nicht sagten.
Und wenn sie es sagten,
sah er keinen Sinn darin, es gelten zu lassen,
wenn es ihm schwach erschien.

Der Dicke, als die Hetzjagd auf ihn
vorbei war, bekam langsam wieder Luft,
kam zurück in den Ring, ein Sozialathlet.
Er stemmte die Zusammenhänge.

Der Dicke wusste um seine Bedürfnisse,
kämpfte um seine Freiheiten.
Karacho, wenn er feiern wollte.
Ruhe, wenn er schlafen wollte.

Der Dicke, so sagt er,
habe kein Interesse daran,
Leute einzuschüchtern. Aber ob Mißbrauch
oder Vergewaltigung, das entscheide
immer noch er.

Erst die Jahre machten ihn milder
und die Einsamkeit.


logobroiler

Merkzettel

Erzähl deinem Dealer nicht von deinem Vater.
Du kannst Gras im Toaster trocknen.
Rauche es durch eine Zitrone.

Asseln entpuppen sich nach sechs Wochen.
Auf dem Dachboden findet sich niemals Nützliches.
Bewahre ein Schatzkästlein kleiner Geheimnisse.

Es gibt immer jemanden, mit dem du reden kannst.
Finde heraus, wer es ist.
Aber drück dich, wenn jemand diskutieren will.

Du musst nicht jeden grüssen, der stumm in deiner Küche sitzt
Wisch deinen Arsch mit feuchtem Klopapier.
Du weisst nie wen du triffst

Gasherde finden sich in Abbruchhäusern.
Zugefrorene Leitungen taut man mit dem Lötkolben.
Zurückhaltung wird als angenehm empfunden.

Eine Volksküche braucht jemanden der mit den Spinnern redet.
Koche nicht für die Mühseligen und Beladenen.
Koche für deine Mitbewohner.

Flieh aus der Fürsorge des Grossinquisitors.
Untreue kommt in den besten Häusern vor
Grossmaul hat was zu verbergen.

Ein Kollektiv zerspringt bei Druckverlust.
Trage dazu Geduld vom Kaliber 9,8.
Rechne mit panzerbrechendem Einfühlungsvermögen.

Es reicht nicht, nichts dagegen zu haben.
Bring dein Studium zuende, wenn du kein Kind machen kannst.
Briketts in Zeitungspapier halten länger die Glut.

Bullen, Heroin und Krempel zerstören die Strukturen.
Erledige deine Pflichten, wenn andere es sehen.
Unter der Dusche ist jeder anders.

Es muß Leute geben, die sehen, wen du erobert hast.
Zeugen, die hören, wie jemand deinen Namen schreit.
Hau ab, wenn du für immer bleiben willst.

linksymbol Homepage des Autors



anonym: der dicke is ja wohl nich [xxx] oder? warum wohnst du dann noch im selben haus mit dem, wenn du den für son soziopathen hältst Broiler eh? auch wenn [xxx] nicht gemeint ist, die halbe stadt rechnet sich aus, dass du wahrscheinlich ihn gemeint hast.  
Lukas Podolski: Wenn der Autor über die Unfähigkeit der Kommunikation zwischen ihm und "dem Dicken" schreiben möchte, ist das eines. Was hier publiziert ist, ist eine weltweite Pädophilen-Brandmarkung im Internet, die "Szene" dürfte Bescheid wissen – oder kommen an die Informationen, wer denn "der Dicke" ist. Hofft etuxx und/oder der Autor, dass sich schon selbsternannte Pädophilen-Jäger die Hände oder den Baseballschläger blutig machen werden – oder was soll diese Scheiße hier?  Nicht die ersten Fälle von Lynchjustiz
Anand X.: "Was hier publiziert ist, ist eine weltweite Pädophilen-Brandmarkung im Internet...". Sag mal, Podolski, hast Du noch alle Eier im Karton, noch alle Massstäbe klar?! Hat hier jemand zur "Lynchjustiz" aufgerufen? Würdest Du Antifagruppen auch als "selbsternannte Faschistenjäger" bezeichnen und auf diese Weise diffamieren wollen, so dass am Ende alle Unterscheidungen verschwimmen? Wer problematische Dinge benennt, ist selbst das Problem, oder wie?!  
edith: ich lese die geschichte des dicken als sensible und anteilnehmende personenskizze. muß ich jetzt schon jeder autorIn respekt bekunden ob des "wagnisses", diese selbstverständlichkeit auch gegenüber sog. "pädos" walten zu lassen? dann tue ich das hiermit gern und ausdrücklich! - und danke anand für seine klaren, offenbar notwendigen worte!  
Hans: Die Kommentarbox ist mir etwas zu klein. Deshalb findet sich im Forum  ein längerer Kommentar zum Thema
@anonym: Wie kommst du darauf, daß Broiler den Dicken für einen Soziopathen hält? Im Text steht das nicht.  
xyz ungelöst @ edith: sensible und anteilnehmende personenskizze? eher eine subtile anklage, die den dicken als zweischneidiges sozialmonster darstellt, isser wahrscheinlich auch, aber das ist schon wieder sehr spekulativ.  
? @ xyz: Im Text steht Sozialatleth. Nicht Sozialmonster.  
xyz ungelöst @?: o-text: sozialatleth, subtext der klagelyrik: zweischneidiges sozialmonster, ich habe nicht zitiert  
edith @ xyz ungelöst:: es wär ja oft ganz praktisch, wenn grad die negativen interpretationen mal am text belegt würden... was ist denn die subtile anklage, wenn jemand beschrieben wird als "offen und ehrlich", "wünschte ... mehr Widerworte", "liebte die Zarten. Ihnen sah er manches nach", "Nur zum weinen ging er in den Park.", "Sozialathlet", "stemmte die Zusammenhänge", "wusste um seine Bedürfnisse, kämpfte um seine Freiheiten", "habe kein Interesse daran, Leute einzuschüchtern", "Erst die Jahre machten ihn milder und die Einsamkeit." ???  
xyz ungelöst @ edith: setze mal die brille auf: "sah er keinen Sinn darin, es gelten zu lassen, wenn es ihm schwach erschien.", "Aber ob Mißbrauch oder Vergewaltigung, das entscheide immer noch er." hallo, geht's noch deutlicher?  
? @ xyz: Und du guck mal durch die Brille: die Konflikte um [xxx] werden sogar "Hexenjagd" genannt.  
! @ ?: !zweischneidig!  
!!! @ ?: das heißt dieser xxx ist eine reale person, dann hatt podolski um so mehr recht.  
an den Autor: heiter bis poetisch, melancholisch, elegisch, der Text mal altklug, dann auf kontrollierte Weise absurd-assoziativ, selten auch völlig sinnfrei. gern gelesen. Jens  
Homeboy: Im Forum finden sich ein paar  Hintergründe zum Thema
*?*: Irgendwie check ich das ganze nich. was is eigentlich nun im einzelnen passiert?  
Ex-Tuntenhäusler: Leute $ wollt % ihr & euch / nicht ( mal ) Namen { geben }, die ! man ? auch * gerne [ anschreiben ] mag * ??? Aber abgesehen davon kann es doch wohl jetzt nicht darum gehen, auf etuxx "im einzelnen" darzulegen, was vor 16 Jahren im Tuntenhaus genau passiert ist. Vor 7 Jahren gab es einen Missbrauchsvorwurf an einen Tuntenhausbewohner, der sich auf einen Vorfall vor 16 Jahren bezog. Nun wird hier spekuliert, ob "der Dicke" mit der Person identisch ist. Warum gleich wieder Klarnamen genannt werden müssen (so interpretiere ich die offensichtlich von etuxx eingefügten [xxx]) bleibt mir schleierhaft. Diese Infos sollten dennoch reichen, um zu verstehen, worum es geht.  
Keine Panik!: Vor 8 Wochen hat xxx auf zwei Plena Stress mit einem Ex-Mitbewohner angefangen, der damals den Auszug von xxx aus dem Tuntenhaus gefordert hat. Das wurde von vielen als späte Racheaktion aufgefasst. Wenig später wurde xxx (mit Begründung) von einer Demo verwiesen. Bewohner des Tuntenhauses werden seit neustem wieder häufiger gefragt, wie sie zu dem Missbrauchsvorwurf stehen. Was zu diskutieren ist, wurde diskutiert.  
Giovanni di Lorenzo: xxx entzieht sich keiner diskussion, ist aber auch nicht besonders einfühlsam. Es rasten immer wieder Leute aus, wenn xxx aus einer Machtposition heraus Rechenschaft fordert, die er selbst bis heute nur bruchstückhaft leisten kann. Lest den Text hier als eine Antwort auf die Frage: wie kann man mit so jemandem zusammen leben. Ich habe sie dem Autor gestellt.  
Lempel: Das sind schon alles sehr schöne Interpretaionsansätze, meine Lieben. Doch um in eine tiefere Ebene vorzustoßen, müssen wir uns nun zunächst einmal fragen, wie der größere Zusammenhang konstruiert ist. Gibt es zwischen Gedicht eins und drei einen Zusammenhang zu Gedicht zwei? Ja hat der Dichter eventuell Gedicht zwei von Gedicht eins und drei umrahmen wollen und nur deshalb veröffentlicht? Finden sich dafür Interperationsmuster? Worin liegt das Motiv? Wer möchte antworten? Hm? - Lukas. Was meinst Du?  
edith @ xyz ungelöst: auch mit brille muß frau kein argument gelten lassen, das ihr zu schwach erscheint, wenn sie bessere hat - tust du hier ja auch nicht, da dir deine 2 zitate stärker erscheinen als meine 9. - und "ob Mißbrauch oder Vergewaltigung" - wer soll das denn nun entscheiden? alice schwarzer, das bürgerliche strafgesetzbuch oder das hausbesetzerInnenplenum? - selber hallo, geht's bitte wenigstens etwas deutlicher??  
edith: verständlich erscheint mir die frage, wie menschen nach (und mit) einem solchen "vorwurf", bezogen auf einen "vorfall", zusammen leben können. nun, es scheint zu gehen - viel mehr habe ich aus diesem wortwechsel nicht schließen können, während mir das gedicht vermittelt hat, dass der mit-mensch auch unter solchen umständen differenziert erlebt, beschrieben und behandelt werden kann. ich finde, das läßt hoffen...  
Ex-Tuntenhäusler No.2: Oh Broiler, das riecht verdammt nach Abschied, isn't it?  
track: broiler, das mir riecht mir mehr nach passiv-aggressivem ausbruch. die von dir selbst kontrollierten medien genutzt, um einem ungeliebten mitbewohner mal wieder eine reinzudrücken, an dem du dich offenbar auch nach 10 jahren immer noch nicht abgearbeitet hast. hoffentlich hat das hier geholfen. schade um etuxx.  
Anand X.: Die Broiler-GegnerInnen scheinen allesamt einer mittelschweren Paranoia anheimgefallen zu sein. Erst ist sein Gedicht angeblich Teil einer weltweiten Brandmarkungskampagne und nun heisst es, etuxx sei ein von ihm kontrolliertes Medium. Ich nehme mal an, die etuxx-Redaktion hat sich herzlich über diesen Quatsch amüsiert.  
edith: die etuxx-redaktion beobachtet den vorgang mit angeregtem interesse und individueller teilnahme einzelner, incl. umgehender löschung der klarnamen (widerliches denunziantentum!). für mich als recht neues redaktionsmitglied bleibt vieles unverständlich, gerade auch der sog. 'quatsch', erst recht das primitive niveau mancher hingerotzter postings. es gibt witzigeres, sich zu amüsieren, aber v. a. wichtigeres zu tun!  
Stefanie: Auch ich finde hier 700 Zeichen entschieden zu kurz, und setze somit einen längeren Artikel ins offene Forum. Ich freue mich über Reaktionen.  Hier gehts zu meinen Gedanken