Der Clan des Lot (Homosexuelles aus Beirut
von Brenda von Strick am Barren, Frühjahr 2004)
Helem weltweit (alles über Helem, wahlweise in Arabisch, Englisch oder Französisch)
Barra 0 (die Pilotausgabe als pdf, 24 Seiten, 1,9 Mb, Texte in Arabisch und Englisch)
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Helem veröffentlicht das erste Magazin für arabische Schwule: Barra soll ein Forum für Fragen sein, mit denen sich Homosexuelle im Mittleren Osten konfrontiert sehen.
BEIRUT: Im Libanon hat sich mit Helem ("Traum") nicht nur die erste arabische Nicht-Regierungsorganisation gebildet, welche offen für die Rechte Homosexueller kämpft, sondern
diese erstellt mit Barra (arabisch für out) auch das erste Magazin der Region für arabische Schwule.
Helem bringt Barra viermal im Jahr heraus. Nach den Worten eines der Autoren stellt Barra einen Ort zur Verfügung, wo alle Schwulen und Lesben der Region ihre Gefühle von sozialer Unterdrückung und Stigmatisierung ausdrücken können. Die zweite Ausgabe ist gerade herausgekommen. Barra enthält verschiedene Themen und Meldungen von Helem - Mitgliedern und unabhängigen homosexuellen Schriftstellern aus der gesamten Region.
Dem Sprecher Helems, Georges Azzi, zufolge, versucht seine Gruppe, durch Vorträge an Universitäten
bewusstseinsbildend tätig zu sein.
"Es gibt immer mehr schwulenfreundliche Bars,
und zum Beispiel wurde der internationale Tag gegen Homophobie ( 31.Mai) zum ersten Mal im Libanon begangen", sagte Azzi, "Helem beging den Tag mit einer Versammlung von 200 Leuten, schwul und hetero, in einem Beiruter Hotel am Meer."
Die Gruppe hat auch den Film "Ich existiere" gezeigt, eine Dokumentation über Homosexuelle aus dem Mittleren Osten, die heute in den USA leben,
sowie Anstecker und Flugblätter mit der Parole verteilt: 'Du trinkst Kaffee, ich Tee. Heißt das, einer von uns sei pervers?'
Dalal al-Bizri, eine in Kairo lebende Soziologin aus dem Libanon, sagt, dass Homosexuelle in der Region noch mehr geschmäht werden als Drogenabhängige, "weil Homosexualität als Exportgut eines Landes angesehen wird, dessen Armee und Flotte Araber angegriffen haben, als Exportgut der USA also, so dass Homosexualität als eine Krankheit aufgefasst wird, die, von den USA und Israel verbreitet, die Araber und ihre Religion korrumpieren und unterminieren soll."
Sie sagt auch, dass immer mehr Araber ihr schwules Coming-Out haben, "oder wenigstens besser mit ihrer Sexualität umgehen lernen, obwohl in einigen Ländern Gesetze existieren, welche sie ins Gefängnis bringen können, und dass Extremisten sie zusammenschlagen, weil der Islam die Homosexualität verdammt."
Laut Azzi ist der Libanon das einzige arabische Land, in dem Schwule Schutz finden können, und "Helem ist die erste arabische Nicht-Regierungsorganisation, die offen für schwule Rechte kämpft."
Helem wurde letztes Jahr gegründet trotz eines schwammig formulierten Gesetzes, das "unnatürlichen sexuellen Verkehr" mit bis zu einem Jahr Gefängnis bedroht.
"Die Bevölkerung des Libanon setzt sich aus Christen und Muslimen zusammen, und hat eine Geschichte des religiösen Pluralismus und Kontakts mit dem Westen. Aber anderswo sind Homosexuelle auf sich allein gestellt", sagt Azzi.
Im Libanon gibt es sogar männliche Bauchtänzer. Einer von ihnen ist ein schlanker, 23-jähriger Bisexueller, der sich mit seinem Künstlernamen "Teddy" vorstellt.
Teddy erzählt, dass sein Beharren auf einem "normalen Leben" ihren Preis hat: " Die Leute gucken mich an, als ob ich vom Mars sei."
Mit seinem eleganten schwarzen Pferdeschwanz, getuschten Wimpern, vollen Lippen und manikürten Nägeln fällt er als einziger Mann mit Make-Up
in einem der angesagten Beiruter Kaffeehäuser auf.
Er erwähnt, dass die Nachfrage nach seinen Auftritten groß sei, obwohl "Manchmal, in den Nachtclubs, spucken die Leute mich an oder bewerfen mich mit Gläsern". "Ich reagiere nicht darauf, weil ich so etwas nicht aufbauschen möchte", erklärt er uns.
Seltsamerweise sei das Leben im Libanon härter für Schwule als in anderen Teilen der arabischen Welt, sagt er, weil Jungen und Mädchen im Libanon zusammen aufwachsen, so dass Eltern schnell bemerken, wer aus der Art schlägt.
"Es ist einfacher in Saudi-Arabien, wo strikte Geschlechtertrennung herrscht", fährt Teddy fort.
Solange Mädchen und Jungen getrennt sind, haben Eltern das Gefühl, ihre Kinder seien sicher.
Teddy antwortet auf die Frage, wo er in 10 Jahren stehen wolle:
"Dann möchte ich der Führer eines Verbandes zum Schutz vom Schwulen im Libanon und in der gesamten arabischen Welt sein, und ein berühmter Rechtsanwalt für Menschenrechte." Er fügt hinzu: "Sobald ich das erreicht habe, will ich eine Frau heiraten und 14 Kinder haben."
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