Aufstehen für Merkel!
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die Horst-Wagenfeld-Kolumne
Inmitten blühender Landschaften im Wahlkreis der Frau Merkel hatte der Au-Thor sichtlich mit sozialer Kälte zu kämpfen. |
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Liebe Republik,
diese Kolumne wird mit zwei Tabletten Paracetamol im Magen und einem gleichmäßigen Klingeln im rechten Ohr geschrieben, denn nun steht sie Ihnen bevor, eine Zeit, in der man endlich wieder mit gutem Gewissen leere Getränkedosen wegwerfen und Zimmerspringbrunnen mit Atomstrom betreiben kann. Sollten Sie, liebe Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, jedwede Zweifel an einem kommenden Rechtsruck hegen, kann ich Ihnen nur empfehlen, mal das neue Design der Tagesschau in Augenschein zu nehmen. Tun Sie dies bitte unter folgender Fragestellung: welche versteckten Botschaften werden übermittelt?
Die in einer früheren Kolumne bereits erwähnte weiße Kringeleins als Symbol der ARD löst sich nicht wie gehabt im Vorspann genau über Ankara in Wohlgefallen auf und legt damit eine Einführung des Euro in der Türkei nahe, nein, sie ist unverhohlen in die äußerste rechte Ecke des Bildschirms verschoben worden und läßt keine Fragen offen und außerdem nichts Gutes ahnen.
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Nach einem Picknick des SPD-Ortsvereins Berlin-Tiergarten: soziale Kälte auf englischem Rasen. |
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Nun wissen wir seit unseren Kindheitstagen, daß die ARD und damit auch die Tagesschau stets zur Ausgewogenheit verpflichtet ist, weshalb die Sprecherinnen und Sprecher mehr oder weniger freiwillig dazu übergegangen sind, die Nachrichten aus aller Welt im Stehen vorzutragen. Falls Ihnen das noch gar nicht aufgefallen sein sollte, gehören Sie offenbar nicht zu jenen Fernsehkonsumenten, die seit Jahrzehnten darauf warten, einen Blick auf die Region unterhalb des Bauchnabels ihres Lieblingssprechers werfen zu können. Das spricht in hohem Maße für Sie. Dabei wäre Mark Bator doch ein schönes Studienobjekt dafür, wo er doch so viel Fett und dann auch noch die Brille abgenommen hat.
Doch zurück zur Ausgewogenheit. Der Grund für das Stehen der Sprecherinnen und Sprecher ist weder die Ergonomie noch ein Wetteifern mit den Privatsendern, in deren Nachrichtensendungen das Personal schon seit geraumer Zeit dumm herumsteht.
Nein, der Grund ist ganz profan. Hamburg, die Stadt, in der die Tagesschau nach wie vor produziert wird, liegt bekanntlich an der Elbe. Das erfahrene ARD-Personal geht davon aus, daß die SPD vor der Bundestagswahl unter Mobilisierung des letzten Laubenpiepergartenschlauches und durch Sprengung sämtlicher Talsperren im Sauerland eine gewaltige Flutwelle herbeiführen wird, die Hamburg in besonderem Maße heimsucht, weil es sich Ole van Beust an den Hals geworfen hat. Da ist es nur ratsam, gleich stehen zu bleiben, damit man beim Verlesen der Nachrichten noch aus dem Wasser herausragt und buchstäblich über den Dingen steht. Hanseatischer Pragmatismus eben.
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Liebe Frau Merkel, auch Frauen müssen heute Entscheidungen treffen dürfen. (gesehen in Berlin-Neukölln, Nansenstraße) |
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Gerhard Schröder wird dann in knallroten Gummibooten und geschmückten Gondeln mit seinem Stab die Bevölkerung aufsuchen und ihnen mit einem Megaphon versprechen, daß alles besser wird, wenn man ihm nur wieder das Vertrauen schenkt, das ihm der böse Bundestag doch wahrhaftig schamlos vorenthalten hat. Wenn alle Stricke reißen und sich die Fensterläden vor ihm verschließen, wird er versprechen, die D-Mark wieder einzuführen, und schon schnellen die Umfragewerte auf CSU-ähnliche 60 %.
Dann ist Angela Merkel im Zugzwang. Sie wird sich daran erinnern, daß die CDU die letzte Wahl knapp verloren hat, weil sie zu männlich, zu westdeutsch, zu wenig großstädtisch und zu katholisch war. Dann wird sie in die Offensive gehen und verkünden: "Wenn ich Kanzlerine werden sollte, werde ich mich dafür einsetzen, daß das von der EU geplante Oben-Ohne-Verbot für Bauarbeiter gekippt wird!" Damit trifft sie den Zeitgeist des allgemeinen EU-Hasses, und auch eine beachtliche zahl von weiblichen Wählerstimmen wird sie sicher haben. Und der eine oder andere schwule Mann, der ebenfalls nicht auf den Anblick entblößter Männeroberkörper an Baustellen verzichten möchte, wird für sie votieren.
Fehlen nur noch die Ostdeutschen. Wie in Teufels Namen bekommt man die auf Merkels Seite?
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Die Resignation in Deutschland ist allgegenwärtig, wie hier bei einem Jugendlichen auf Rügen. |
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Ich war im Mai auf der Insel Rügen und sah mit eigenen Augen, was uns Dr. Kohl einst vollmundig versprochen hatte: blühende Landschaften. Riesige Felder mit Raps erstreckten sich bis zum Horizont, auch Holunderbüsche und wilde Möhren blühten; da und dort leuchtete verführerisch ein sozialistisches Rot des Klatschmohns, eingesprengt preußisch blaue Kornblumen und unschuldig weiße Kamille. Knabenkraut und Glockenblume, Wegerich und Löwenzahn, alles stand in herrlicher Blüte und gereichte zu einer atemberaubenden, erquickenden, frühlingshaften Fülle.
Nur leider sah ich keinen einzigen Ostdeutschen, der seine blühende Landschaft hätte genießen können. Statt dessen fuhren Münchener BMW's mit gedrosselter Geschwindigkeit die Feldwege entlang, und aus den geöffneten Fenstern hörte man es sagen: " Da sixt es! Alles fei bunt erblüht, sakra!"
Frau Merkel ist also gut beraten, wenn sie verspricht, vor allem die jungen Ostdeutschen aus unwirtlichen westdeutschen Ausbildungsbetrieben zurück in die blühende Heimat zu holen. Dann werden ihr die Stimmen nur so zufliegen, und sei die Elbflut der Sozis noch so hoch.
etuxx empfiehlt exklusiv: liebe Frau Merkel, versprechen Sie doch einfach, sich nach Ihrer Amtseinführung eine Frisur zuzulegen. Sie werden sehen, das verschafft Ihnen den Sieg!
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(Im Hintergrund: Deutschland stehen einschneidende Veränderungen bevor...) |
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