8. Mai 1945 - Befreiung vom Faschismus
8. Mai 2005 - Widerstand gegen NPD-Provokation in Berlin


von Jörg Fischer und Franz Biberkopf



Öffentliche Anprangerung einer deutschen Frau in Altenburg, der ein Verhältnis zu einem polnischen Zwangsarbeiter angelastet wird, 7. Februar 1942 (Stiftung Topographie des Terrors, Berlin)





Öffentliche Anprangerung eines polnischen Fremdarbeiters in Eisenach wegen "Rassenschande", 15. November 1940 (Stiftung Topographie des Terrors, Berlin)





Plakat über hingerichtete polnische Zwangsarbeiter, 1942 (Stiftung Haus der Geschichte, Bonn)





Hingerichtete Zwangsarbeiter in Köln-Ehrenfeld (Hauptstaatsarchiv Düsseldorf)





Befreite "Ostarbeiter" feiern in Soest am 8. Mai das Kriegsende (National Archives, Washington)



Zum Aufruf


Mit der bedingungslosen Kapitulation Nazi-Deutschlands am 8. Mai 1945 endete der vom deutsdchen Imperialismus entfesselte Raub- und Vernichtungskrieg. Der Faschismus ward endlich militärisch zerschlagen. Vorausgegangen war der Zivilisationsbruch: Die Vernichtung der europäischen Juden, der Mord an Sinti, Roma, Kommunisten, Sozialdemokraten, Menschen mit Behinderung, sogenannten „Asozialen“, Schwulen und vielen Opfern mehr.

Dennoch kam es gerade in der Bundesrepublik rasch zu einer Restauration: Das Kapital, das die Faschisten an die Macht brachte, konnte nahezu ungehindert weiter agieren und seine Machtpositionen wiedererlangen. Täter des NS-Regimes konnten in vielen Fällen bruchlos ihre Karriere nach 1945 fortsetzen. Anstelle einer konsequenten Aufarbeitung und eines tatsächlichen demokratischen Neubeginns wurde die „Stunde Null“ verkündet und so getan, als wenn nichts gewesen wäre. Täter konnten sich oftmals unbehelligt in der neuen BRD einrichten – während Opfer des NS-Regimes zum Teil bis heute auf Entschädigung warten.

Die gesellschaftlichen Strukturen, die den Faschismus herbvorbrachten, wurden nach dem 8. Mai 1945 grundsätzlich nicht unangetastet gelassen. So war es nur eine Frage der Zeit, bis sich Nazis wieder ganz offen organisierten. Neben den "Vertriebenverbänden" und SS-Traditionsvereinen kam es auch bald ebenfalls zur parteipolitischen Formierung alter und neuer Nazis: innerhalb bürgerlicher Parteien wie der FDP in Nordrhein-Westfalen - oder im Rahmen von Parteineugründungen wie der Sozialistischen Reichspartei (SRP), die als erste Partei in der Bundesrepublik – wegen ihres faschistischen Gehalts und auf Druck der USA und GB - vom Bundesverfassungsgericht 1952 verboten wurde. Die 1964 gegründete NPD trat die ideologische, personelle und methodische Nachfolge der SRP und damit der NSDAP an.

Im Mittelpunkt der Propaganda der Neonazis stehen Rassismus, Antisemitismus, Menschenverachtung, der Bekämpfung der Arbeiterbewegung und ihrer Organisationen, der Demokratie und der Gewaltenteilung, die Verteidigung des Nationalsozialismus und die Leugnung der faschistischen Verbrechen.

Am 8. Mai 2005, dem 60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, will die NPD durch Berlin demonstrieren. Beginnend vom Alexanderplatz wollen die Neonazis durch Mitte und dann schließlich in SA-Manier und im Gleichschritt durch das Brandenburger Tor marschieren. Die Demonstration ist eine gezielte Provokation. Die Provokation kommt nicht von ungefähr. Am 8.Mai soll die parlamentarische Demokratie vorgeführt werden. Dennoch - die Nazis können an Diskussionen anknüpfen, die bis tief in die bürgerlichen Parteien reichen. Die "Begrenzung der Zuwanderung", das neue Selbstbewusstsein in der Außenpolitik, das Ablegen des "Schattens der Vergangenheit" sind Stichwortgeber gewesen für die Propaganda der Neonazis. Nicht zuletzt blamierten sich CDU und FDP in Berlin, indem ihre Vertreter in der Bezirks-Verordneten-Versammlung in Steglitz-Zehlendorf einen Beschluss zum 8.Mai verabschiedeten, der wesensidentisch zu den Beschlüssen der NPD ist.

Die "Zonen der Angst", wie es selbst Wolfgang Thierse wagt zu benennen, die von Faschisten dominierten Kleinstädte und Dörfer, können nur deshalb so furchtbar und angstvoll für alle sein, die nicht den Wahnvorstellungen von der "deutschen Norm" entsprechen, weil offensichtlich Politik, Polizei und Justiz lange schon ihre Augen verschließen. Davon zeugen die zahlenlosen brutalen Überfälle, Attentate und Verbrechen, die dort tagtäglich von Faschisten - nicht nur in der Sächsischen Schweiz – begangen werden.

Perfide ist es nun, wenn die Provokation zum Anlass genommen wird, demokratische Rechte ab- und den "starken Staat" auszubauen. Den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben funktioniert nicht nur nicht, sondern schwächt demokratische Potentiale. Aggressiv nach außen, repressiv nach innen - dies ist der Geist, der den autoritären Charakter stärkt.

Möglichst weit entfernt "symbolisch" demonstrieren, ohne die Nazis an ihrem Marsch hindern zu wollen, dies ist ähnlich paradox wie die "Ausländer Raus"-Parolen der Neonazis abzulehnen und gleichzeitig vehement die Zuwanderung begrenzen bzw. rassistische Gewalt nur dann eindämmen zu wollen, wenn diese allzu schädlich ist für die Imagewerbung des Wirtschaftsstandortes Deutschland.

Nazis stoppen!

Die Nazis werden nicht gestoppt, wenn man auf staatstragende Großdemonstrationen setzt. Der staatliche Rassismus war und ist ein Nährboden für die Neonazis. Der Gefahr, die von dieser Großdemonstration der Neonazis ausgeht, muss eine breite Massenmobilisierung entgegengesetzt werden. Nicht nur, aber auch und gerade am 8. Mai diesen Jahres in Berlin. Als im Januar diesen Jahres die Neonazis in Kiel demonstrieren wollten, wurden sie nicht von der "staatstragenden", weit entfernten Demonstration gestoppt, sondern von mehr als 7.000 Menschen direkt am Hauptbahnhof, die sich den Nazis in den Weg stellten und so von Anfang an den geplanten Aufmarsch unterbanden. Erreicht wurde dieser Erfolg, weil ziviler Ungehorsam leichter geht, wenn man unabhängig von "staatstragenden" Befindlichkeiten bereit ist, sich den Neonazis in den Weg zu stellen.

Hierin liegt die Herausforderung für den 8. Mai in Berlin.

Auch Schwule, Lesben und queere Menschen sind aufgefordert, sich der braunen Gefahr konsequent in den Weg zu stellen und gleichzeitig für eine solidarische und emanzipatorische Gesellschaft auf die Straße zu gehen. Deshalb ist es auch wichtig und richtig, wenn wir uns mit einer eigenen Beteiligung in die breite Mobilisierung gegen den Naziaufmarsch am 8. Mai einbringen!



Korinthenkackerle: Ein unterstützenswerter Aufruf, allerdings mit drei Punkten zum Nörgeln: 1. Die Nazis haben nicht nur Männer umgebracht, sondern auch JüdINNEN, KommunistINNEN etc.. 2. "Restauration" (= Wiederherstellen der alten Ordnung) ist mit Sicherheit das falsche Wort, um die ersten Jahre der BRD zu charakterisieren. 3. "Das Kapital" hat den Nationalsozialismus nicht an die Macht gebracht, sondern die Menschen, die ihn wollten, haben das getan (wenngleich "das Kapital" entscheidend dazu beigetragen hat).  
michael hellmann: mh@kkle:1. Ich gebe Dir Recht in Punkt 1 2. Ich gebe Dir insofern Recht, als daß der deutsche Imperialismus zwar schwer angeschlagen war, aber nicht vernichtet 3. auch wahr. Grüße mh  
Koray Yilmaz-Günay: Eine kleine Anmerkung zum ersten Satz, obwohl ich den Aufruf sehr gut finde und für unbedingt unterstützenswert halte: "Mit der bedingungslosen Kapitulation Nazi-Deutschlands am 8. Mai 1945 endete der vom deutsdchen Imperialismus entfesselte Raub- und Vernichtungskrieg." --- DAS IST FALSCH. NIEMALS hat Nazi-Deutschland kapituliert, es war einzig die "WEHRMACHT", die irgendwann ein Einsehen hatte oder nicht mehr konnte. Ich halte den korrekten Umgang mit den historischen Fakten für wichtig, um nicht in gutgemeinte Demagogie zu verfallen.  
Koray Yilmaz-Günay: Und was die ökonomistische Herleitung des NS betrifft ("das Kapital"): Ein unterstellter ökonomischer Nutzen für das so genannte "Kapital" erklärt überhaupt nicht (geradlinig) die immense WertVERNICHTUNG, die zwischen 1933-45 stattfand. Warum arbeitete die Reichsbahn noch in den letzten Tagen für die Transporte in die Lager, statt Soldaten und Material an die Fronten zu bringen? Vielleicht war die Menschenvernichtung den Deutschen wichtiger als ein Sieg im Krieg? Eine "Eins-zu-Eins"-Kapital-Logik ist jedenfalls keine ausreichende Herleitung des NS, denke ich.  
Koray Yilmaz-Günay: Wenn die NSDAP durch "das Kapital" an die Macht kam (weil "es" zum Beispiel A.H. die Flüge sponsorte, damit er in 9 verschiedenen Städten an einem Tag auftreten konnte), hat das -klar- etwas für sich. Aber es hat auch etwas für sich, dass eine SEHR breite Basis den NS trug. Wahlen, Pogrome und das SCHWEIGEN währenddessen und danach belegen es ja ausgiebig. Wenn "das Kapital" als Herleitung reicht, können wir ja all diese Menschen hübsch von aller Verantwortung freisprechen. "Das Kapital", das sind ja nicht so viele......  
Franz B@KK und Koray: Liebe Korinthenkackerin, im wesentlichen teile ich Deine Anmerkungen. Ich habe sie aufgenommen. Liebe Koray, ich gebe Dir insofern recht, dass die Bezeichnung "das Kapital" immer etwas hinkt. Vielleicht sollte man in dem Zusammenhang von der Dynamik kapitalistischer Vergesellschaftung und ihrer fetischisierten Formen und ihrer kulturellen Einbettung sprechen. Denn, die Vernichtung widersprach dem Wertgesetz und ist nicht aus g-w-g` ableitbar. Dennoch, der Zivilisationsbruch ist ein Produkt der Moderne und es sei an das Diktum Horkheimers erinnert "Wer vom Kapitalismus nicht reden möchte, solle über den Faschismus schweigen"  
vadda@franz: also ich trage den o.g. aufruf ja mit (und habe mir natürlich nicht die mühe gemacht ihn kritisch zu lesen..;-{ ) mit horkheimers diktum zu kommen, hilft hier überhaupt nicht weiter! der satz bleibt ein allgemeinplatz und passt auch in allen anderen variationen von "wer von kapitalismus nicht reden will, sollte über 'fastfood/waldsterben'...bis zu 'stalinismus'...schweigen".  
vadda@franz con't: und dann weiter marxistisch zu abstrahieren "dynamik kapitalistischer vergesellschaftung...kulturelle einbettung fetischisierter warenform" mag als ehrenrettung des akademischen marxismus taugen, nicht aber zur allumfassenden (er)klärung dessen, was NS-faschismus und holocaust singulär und seine wiedergänger von npd und konsorten so gefährlich macht.  
Frage: War heute wer in Sachsenhausen?  
Antwort: Fischerjockel war da, und rund 450 Überlebende und ihre Angehörigen auch.  "Ein Ort, der uns erschauern lässt"
Frager: Ok, dass Fischerjockel wie bei jeder sich bietenden Gelegenheit zerknirscht in Kameras redet, ist keine Überraschung, wenn man TV gesehen hat. Die Frage bezog sich auf das Homogedenken ...  
Koray Yilmaz-Günay: Wenn vom Kapitalismus zu sprechen reichte, um zum Faschismus nicht schweigen zu müssen, könnte man sich getrost mit dem rassistischen Mob solidarisieren, der mindestens genauso viel gegen den Kapitalismus hat wie "wir". Ich glaube, dass eine BESTIMMTE Form des Antikapitalimus sogar essentieller Teil der völkischen Ideologie ist. By the way: Ich bin nicht "liebe", sondern "lieber", aber nichts für ungut.  
michael hellmann: Diese bestimmte From des "Antikapitalismus" ist die Unterscheidung von "raffendem" und "schaffendem" Kapital auf streng völkischer Grundlage, also ein Rauchvorhang vor der Herrschaft des deutschen Imperialismus. Wie der deutsche Faschismus gezeigt hat,war er gerade die für den zweiten Griff nach der Weltherrschaft geeignete politische Hülle des deutschen Imperialismus. Auch wenn Teile der deutschen Bevölkerung von der "Arisierung" profitiert haben - was istr der Diebstahll eiones Sofas gegen den Diebstahl einer Sofafabrik.  
michael hellmann: Große Teile der deutschen Bevölkerung machten mit beim Raub-und Mordprogramm, und mit Begeisterung, doch es bleibt eine Tatsache, daß die Eigentümer Deutschlands - Allianz, Dresdner Bank, Deutsche Bank, Mercedes, VW, Siemens etc., davon den allergrößten Nutzen hatten. Diese Fäden der deutschen Geschichte sind bis heute nicht durchgeschnitten, und solange sie das nicht sind, bleibt die faschistische Gefahr bestehen bzw wächst proportional zur wachsenden Lust der hiesigen Herrscher, zum dritten Male nach der Weltherrschaft zu greifen.  
michael hellmann: Das Gerede von der Interessenidentität der deutschen Gesamtbevölkerung und der imperialistischen Nazi-Diktatur ohne Aufzeigen des Klassencharakters der Nazis gibt ihnen nachträglich Recht: dann wären sie ja tatsächlich die Interessensertretung des deutschen Volkes. In diesem Sinne: den Naziaufmarsch am 8. Mai verhindern!  
Franz B@koray: ja da gebe ich dir recht. formen des verkürzten oder spontanen Antikapitalismus sind eng verwoben mit rassistischen, antisemitischen und geschlechtsspezifischen implikationen eines "wir". aber das sagt uns doch nicht, dass wir unsere antikapitalistische kritik zurücknehmen müssen um nicht anknüpfungspunkte mit rechten zu haben. im gegenteil man muss auf die perfidität einer kapitalismuskritik hinweisen die sofort den schuldigen sucht. das entscheidende ist doch, dass sich kapitalismus unter fetischisierten - als schwer begreifbaren -formen und hinter dem rücken der akteure reproduziert.  
Franz B: P.S.: ich wollte keinesfalls ihre vergeschlechtlichte subjektkonstitution in zweifel ziehen  
Koray Yilmaz-Günay: ich habe es nicht so aufgefasst. hahahahaha  
vadda: ...ja lieber michael, so weh es deinem weltbild auch tun mag: die nazis waren in der tat die interessenvertretung des deutschen volkes vom 8. märz 1933 (da sind sie mit großer mehrheit in den reichstag gewählt worden) bis 8. mai 1945 (wo der 'einfache' landser und die 'einfache' hausfrau und deutsche mutter noch an hitlers wunderwaffe glauben wollten). ich will ja hier den klassencharakter der nazi-herrschaft überhaupt nicht in abrede stellen...  
vadda con't: ... genausowenig stelle ich allerdings den klassencharakter jedweder herrschaftsform moderner vergesellschaftung in frage. und um mal lenins (gott hab' ihn selig) bonmot aufzugreifen "wem nützt es" - also was nützt das entlarvenwollende gerede über den fiesen klassencharakter des NS eigentlich? sach mal michael, es kann doch nicht dein politisch-moralischer ernst sein, den NS nur wegen seines klassencharakters verwerflich zu finden?  
vadda con't: ... diese will ich dir hier auch noch nicht einmal in aller polemik unterstellen. allerdings scheint es mir, dass du verzweifelt mit solchen relativierenden formulierungen wie "G r o ß e Teile der deutschen Bevölkerung machten mit beim Raub- und Mordprogramm..." dein proletarisches sandkastenspiel retten willst. du kannst doch nicht im ernst behaupten, die verkommenheit von jemanden sei deshalb geringer, weil er sich von seinem deportierten, jüdischen nachbarn statt einer sofafabrik nur ein einzelnes sofa mitgenommen hat! sorry: no go!!!  
michael herllmann: Ergebnisse der Reichstagswahlen 1919-33 Stimmenanteil in Prozent; Zahl der Abgeordneten in Klammern Datum KPD** SPD Zentrum BVP DDP DVP DNVP NSDAP Sonstige 6. November 1932 16,9(100) 20,4(121) 11,9(70) 3,1(20) 1,0(2) 1,9(11) 8,8(52) 33,1(196) 2,9(12) 5. März 1933 12,3(81) 18,3(120) 11,3(73) 2,7(19) 0,9(5) 1,1(2) 8,0(52) 43,9(288)  
michael hellmann: @vadda: mein lieber mein vater! Oben sieht man die Ergebnisse der Reichstagswahlen vom 6.November32 (die letzten Wahlen vor der faschistischen Diktatur) und die Ergebnisse der Wahlen vom 5.3.33, die schon unter den Bedingungen staatlichen Naziterrors stattfanden (der Reichstag hatte bereits gebrannt). Erstens hatten die Nazis keine parlamentarische Mehrheit. Zweitens waren die Wahlen vom 5.3. bereits keine Wahlen unter bürgerlich-demokratischen Bedingungen mehr. Von großer Mehrheit kann hier also keine Rede sein.  
michael hellmann: Zum Klassencharakter: alles, was imperialistischen Klassencharakter trägt, ist fies. Es gibt nichts Fieses, was keinen Klassencharakter trägt. Es gab übrigens auch einen antifaschistischen Widerstand in Deutschland, der, wenn er auch viel zu gering und klein war, doch zeigte, daß Widerstand geleistet werden konnte und auch wurde. Die Verkommenheit einer Deutschen Bank,die das System der Arisierung mitentwickelt und dann eine Sofafabrik arisiert, halte ich in der Tat für noch größer als die Verkommenheit eines "Volksgenossen", der in einer Arisierungsauktion ein Sofa der deportierten jüdischen Nachbarn zum Schnäppchenpreis ersteigert.  
michael hellmann: Das entschuldigt nicht den gewöhnlichen Nazi, macht aber deutlich, daß ohne den Sturz des Imperialismus die kleinen Nazis herangezüchtet werden und prächtig gedeihen. In der SBZ gab es zumindestens anfänglich den Versuch, die goßen und kleinen Kriegsverbrecher zu bestrafen, und darum ist heute des pronazistische Gequäke auch so groß über diese angeblichen Ungerechtigkeiten. Ich denke allerdings, und hoffentlich sind wir da einer Meinung, Vadda, daß damals viel zu wenige bestraft wurden, und von den Bestraften viele zu milde (z. B. Schacht).  
vadda: 5. märz, nicht 8. märz. stimmt. 43,9 % finde ich verdammt viel, denn jede/r konnte "mein kampf" lesen. und da stand alles drin mit den juden, anderen volkschädlingen, dem nationalsozialistischen arbeitsbeschaffungsprogramm, lebensraum im osten etc.pp. es ist auch müßig darüber zu diskutieren, ob als erste die bourgeosie (stahlbarone, chemiebosse) zu den nazis übergelaufen sind, oder die hungerleidenden arbeiter, den die braune fahne mehr versprach als die rote fahne. (dass der wiederliche männerkult + frauenverachtung bei kpd und nsdap so ziemlich das selbe war, soll hier nicht thema sein)  
vadda: dass der braune terror von SA und GESTAPO und den steigbügelhaltern in der preußischen polizei zunächst der sozialdemokratischen, liberal- antifaschistischen, kommunistischen und christlichen opposition galt und nicht juden und zigeunern, steht nicht nur in jedem schulbuch, sondern die aktive opposition - das gerne glorifizierte 'andere deutschland' war zahlenmäßig eher bescheiden und um mal im nazijargon zu reden: durch und durch "verjudet".  
bastian: ich habe irgendwie den eindruck mit deiner post-dimitroff'schen "kein faschismus ohne imperialismus" denke versuchst du täter, mitläufer, profiteure, gaffer zu opfern zum machen. im sinne von "die ersten opfer der nazis war der/die gemeine deutsche arbeiter/bauer/angestellte.  
bastian: dass die deutsche bank moralisch verkommen war. touché! der deutsche volksgenosse war's nicht minder. ok, vielleicht kannste besser schlafen, wenn du dir immer wieder statt schäfchen zu zählen sagst "kein faschismus ohne imperialismus - alles böse trägt den klassencharakter in sich , kein faschismus ohne imperialismus - alles böse trägt den klassencharakter in sich ..." ich finde das ehrlich gesagt wenig hilfreich in der aktuellen diskussion und lächerlich in seiner kurzsichtigkeit.  
miochael hellmann: @vadda:das gerne glorifizierte 'andere Deutschland' ...war durch und durch 'verjudet' - das ist dann ja wohl der zweite Entzug des Staatsbürgerrechtes, diesmal von jemandem, der sich für links und fort- schrittlich hält. Man/frau kann den Faschismus nicht auf der Grundlage gemeinsamer Grundanschauungen mit den Nazis, in diesem Falle des von den Nazis behaupteten antagonistischen Widerspruchs zwischen "Deutschen" und "Juden", bekämpfen, indem aus der Nazipropaganda einfach nur gegenteilige Schlüsse gezogen werden.  
michael hellmann: @vadda2: "glorifizierte" - warum dieser herablassende und verächtliche Ton gegenüber deutschen AntifaschistInnen - es gab solche, und gerade die revolutionären und kommunistischen Kräfte unter ihnen werden heute zunehmend verleumdet und oder totgeschwiegen. Möchtest Du da wirklich mitttun?  
michael hellmann: @bastian: wenn Du den Eindruck hast, ich versuchte, die Mitschuld großer Teile der deutschen Bevölkerung am Fasdchismus zu leugnen, brauchst Du einen Leselernkurs. Du hingegen scheinst die tatsächlichen Machtverhältnisse im Imperialismus nicht zu kennen - ohne die aktive Unterstüzung und Finanzierung der Nazis durch das deutsche Industrie- und Bankkapital hätten die Nazis nicht an die Macht gelangen können.  
michael hellmann: @bastian2:im Übrigen hatte ich gerade die frühe SBZ positiv in der Beziehung herausgestellt, als daß dort anfänglich eine Reihe von Profiteuren, Verbrechern und auch Mitläufern beratft und - wie im Falle der ostelbischen Krautjunker- enteignet wurden. Allerdings wurden zu wenige und diese oft zu milde bestraft.  
bastian: ... und ohne den bedingungslosen gehorsam gegenüber führer und vaterland aufgrund auch der willenskongruenz zwischen herrschern (NS-apparat) und beherrschten (der/die deutsche volksgenosse/in) wäre es nicht zum holocaust gekommen! da hätte industrie- und bankkapital so viel schmieren können wie sie wollten. dein monokausaler klassenansatz taugt als faschismuserklärung mit großen abstrichen auf mussolinis italien. hier waren die schwarzhemden in der tat mittel im klassenkampf gegen die kommunistische bewegung der (land)arbeiter/innen. euthanasie, nürnberger rassengesetzte etc. gab es da so auch nicht. die juden wurden deportiert, als die wehrmacht italien besetzte.  
bastian: ich weiß auch echt nicht, was deine ständigen verweise auf die angeblich so konsequente abrechnung mit den nazis in der frühen SBZ/DDR soll. hier - genauso wie mit deinem kult um den 'heldenhaften' kommunistischen widerstand - kultiviertst du einen altbackenen antifaschistischen mythos, der leider mit der realität wenig zu tun hat.  
bastian: so, wie die konservativ-liberale geschichtsauffassung mit ihren mythos vom aufstieg hitlers durch den antiparlamentarischen straßenradikalismus der 20iger jahre mehr vernebelt als erhellt, so wenig taugt die leier von hitler-als-büttel-der-industrie, um die nazi-virulenz in deutschland des jahres 2005 zu verstehen und zu bekämpfwen!  
karl marx: Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse.  
Foucault: war nicht so naiv zu glauben, dass, wie der Marxismus behauptete, nur eine Form der Macht in Gestalt des Kapitalismus existiere. Ihn faszinierten vielmehr die unterschiedlichen Machtverhältnisse, in denen eine bestimmte Gruppe Macht über andere ausübt: „Der Nazismus war zweifellos die naivste und eben deshalb die heimtückischste Verquickung der Phantasmen des Blutes mit den Paroxysmen der Disziplinarmacht“ (WzW 178)  denken statt marx
Franz B.@ "Foucault": absoluter quatsch. zum einen hat marx nie behauptet es gäbe nur eine form der macht, den kapitalismus respektive das wertgesetz. marx hat den fokus seiner analysen auf die herausbildung des kapitalismus und der ihr zugrundeliegenden wertform gelegt. zu einer zeit als der kapitalismus sich erstmals als dominate form der vergesellschaftung die alten produktionsweisen verdrängte. er hat das wertgesetz niemals als alleinige machtfrom verabsolutiert. (vgl. bspw. die rezension zu "vom selbstmord" von marx in  unserem rezensionsteil)
Franz B.@ "Foucault": zum zweiten. foucault hätte niemals "denken statt marx" formuliert. gerade die überwindung solcher dichotomien war ihm ein zentrales anliegen. an den stellen wo sich foucault über marx äußert stimmt er ihm häufig zu, allerdings grenzt er sich gegen den ml-dogmatismus ab. das ist ein gewaltiger unterschied.  
Foucault@"absoluter quatsch"-Franz B.: Michel Foucaults Urteil in "Die Ordnung der Dinge": "Der Marxismus ruht im Denken des neunzehnten Jahrhunderts wie ein Fisch im Wasser. Das heißt überall sonst hört er auf zu atmen."  
Franz B.: sehr richtiger asoluter quatsch. foucault spricht vom marxismus und mit dem meint er den ml-dogamtismus (schau einfach mal in die "mikrophysik der macht") und nicht marx, dein spruch "denken statt marx" kann sich nicht auf foucault berufen im gegenteil es steht foucaults ansicht zutiefst entgegen. foucault spitzen sind zu sehen als angriff auf einen verknöcherten leblosen marxismus der erneurungsbedürftig war. althusser konstatierte die "krise des marxismus" und es entwickelte sich ein "westlicher marxismus (anderson). und mit diesem hat foucault viel gemein.  
Brenda: lieber Red.-Kollege FB: wieso beschimpfst du unsere LeserInnen? Ich finde ein Zitat sehr viel näher an Foucault als Dein "Ich weiß besser was Foucault meint, als er selbst". Offensichtlich ist mit "Denken statt Marx" doch - wenn auch polemisch - gemeint, dass es unsinnig ist, den deutschen Faschismus immer nur mit Marx und Klassenwidersprüchen erklären zu wollen, wie es Herr Hellmann hier gerade tut. Als ob das Denken bei Marx (oder von mir aus bei Lenin) aufgehört hätte. Der Ansatz mit "Phantasmen der Blutes" usw. ist hier sehr viel erhellender als das ständige Hervorgezerre von Klassenwidersprüchen. Mit "absolutem Quatsch" hat das nichts zu tun.  
Brenda von Strick am Barren@Franz B.: was verstehst du eigentlich unter "sehr richtigem absoluten Quatsch"? Ist das jetzt ein besonders dialektischer Ansatz? Wo kommt das her, wo geht das hin? Müssen wir diese contradictio in adiecto verstehen?  
franz B: es ist etwas anderes eine kritik zu formulieren an einem ansatz, wie du es nennst: "Faschismus immer nur mit Marx und Klassenwidersprüchen erklären zu wollen", oder sich auf foucault zu berufen und "denken statt marx" zu schreiben. das hätte foucault so niemals gesagt. man mag herrn hellmann kritisieren - und dies kann man auch mit foucault - aber das was hier vorgetragen wird ist, ich bleibe dabei, absoluter quatsch. denn, foucaults marx ist reichhaltiger als das gesagte.  
Franz B.: leider ist das was foucault zum faschismu schreibt, wie ich finde, wenig ergiebig. "phantasmen des blutes" verstehe ich schlicht nicht. was soll das bedeuten? in welche richtung geht das? kritik am biologismus? pschoanlytische erklärung? (hat nicht gerade foucault die abgelehnt!) auf den pfaden lacans wandernd? bitte erläutere. und zum klassencharakter des faschismus der ist de facto gegeben und kein "hervorgezerre". es fragt sich nur was mit dem klassencharakter erklärt ist? dies ist doch die entscheidende frage.  
also ehrlich: hirnwichser!  
Brenda: da brauch ich nicht viel zu erläutern. Klick doch einfach auf den von dir so abgehassten link, dann wird dir auch klar, dass es weder um plumpen biologismus noch um Lacan geht.  
bitte kein blut-blah-blah: »Da die Unterwerfung fremder Nationen auf Gewalt, also auf sehr natürlichem Wege vor sich geht, scheint die herrschende Nation diese Herrschaft ihren besonderen natürlichen Eigenschaften zu verdanken, also ihren Rasseeigenschaften. In der Rasseideologie entsteht so eine naturwissenschaftlich verkleidete Begründung des Machtstrebens des Finanzkapitals, das so seine naturwissenschaftliche Bedingtheit und Notwendigkeit seiner Handlungen nachweist. An Stelle des demokratischen Gleichheitsideals ist ein oligarchisches Herrschaftsideal getreten.« (Rudolf Hilferding, Das Finanzkapital, Frankfurt/M. 1968, S.458)  
antos: Kurze Info-Unterbrechung zu Foucault und seinem Geschwafel über 'mystische Ströme' zwischen einem alten Mann und 'seinem Volk'.  Der Meisterdenker und der Ajatollah
Brenda: ach so, jetzt war es also lediglich das böse "Finanzkapital", dass sich über eine naturwissenschaftliche verkleidung freut. wahrscheinlich hat es in deutschland nie wirklich rassismus gegeben. und wenn doch, dann dann nur bei den kapitalisten. bloss nicht die arbeiterklasse verschrecken, indem man sie kritisiert... aber die autoren des artikels sind auch der gewagten meinung, der deutsche faschismus hätte sich gegen DIE arbeiterbewegung gestellt. bestand die SA nur aus ärzten, anwälten, notaren, handwerksmeistern und fabrikbesitzern?  
Franz B.: liebe brenda, warum das kind mit dem bade ausschütten? warum musst du, wenn du gegen monokausale erklärungen des faschismus a la dimitroff argumentierst, gleich klassenstruktur, kapitalinteressen, inwertsetzung und fetischisierte formen kapitalistischer vergesellschaftung verneinen. ich weiss, dass du mit einer kapitalismusanalyse nicht soviel anfangen kannst :-), aber musst du gleich in die gegenrichtung schiessen? schiesse nicht gegen die schwächste argumente deines widersachers, sondern gegen die stärksten. es hat doch niemand ernsthaft behauptet, dass es in deutschland nie wirklich rassismus gegeben hätte.  
Franz B.: aber nimm doch die argumente einmal auf, die uns beispielsweise in den analysen von sohn-rethel über widersprüchliche (!) kapitalinteressen gegeben werden, oder sieh im klassiker nach, inwiefern aufklärung im rahmen kapitalistischer vergesellschaftung in ihr gegenteil verkehrt wird: horkheimer/adorno "die dialektik ...". zu antos: da du offensichtlich keine eigenen argumente gegen foucault hast, verlinkst du einfach diesen grauenhaft oberflächlichen artikel. der höchstens peripher etwas mit unserer diskussion zu schaffen hat.  
Brenda: ich habe weder klassenstruktur verneint, noch kapitalinteressen oder fetischisierte formen kapitalistischer vergesellschaftung. dass ich mit kapitalismusanalyse nicht viel anfangen könne, ist eine unverschämte unterstellung. erst recht, deine vermutung auch noch als "wissen" zu bezeichnen. ich habe mich hier auch nicht auf herrn dimitroff bezogen, sondern auf herrn hellmann. deinen martialischen sprachgebrauch, auf argumente zu "schießen" lehne ich auch ab.  
Brenda (cont.): "bitte kein blut-blah-blah" hat hilferding mit dem satz zitiert, "In der Rasseideologie entsteht so eine naturwissenschaftlich verkleidete Begründung des Machtstrebens des Finanzkapitals, das so seine naturwissenschaftliche Bedingtheit und Notwendigkeit seiner Handlungen nachweist." - Ich finde tatsächlich, dass mit dieser aussage suggeriert wird, eine Rasseidiologie, und damit Rassismus, sei ohne das Kapital nicht möglich, oder zumindest nicht problematisch gewesen.  
Brenda@antos: was haben denn bitte foucaults späte auslassungen zur islamischen revolution im iran mit dem thema hier zu tun?  
Brenda@Franz: Unsere Postings haben sich überschnitten. Ich kenne die Analysen von Sohn-Rethel nicht. Insofern kann ich ich seine Argumente nicht aufnehmen. Auch über Aufklärung habe ich nicht gesprochen. Ich habe nur Zweifel geäussert, dass es hilfreich ist, den deutschen Faschismus alleine aus dem Klassenwiderspruch zu verstehen, und mich ärgern Postings wie "karl marx: Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse." Keine Ahnung, ob Marx das so gesagt hat, aber ich finde das in der Tat sehr monokausal. Es gibt noch andere Machtverhältnisse, die ideenprägend sind.  
michael hellmann: Frage an die Marxismuskritiker: Warum propagiert die NPD als eine ihrer Hauptparolen: Volksgemeinschaft statt Klassenkampf?  
michael hellmann: mh@alle: Wer sich für den philosophischen Hintergrund des von Nietsche beeinflußten Focault interessiert, lese hier das Nietsche-Kapital aus Lukacs "Zerstörung der Vernunft"  (leider nur auf Englisch)
Koray Yilmaz-Günay: Was passiert denn nun eigentlich am 8. Mai 2005? Wann und wo gibt es eine Aktion GEGEN DIE NEONAZIS? Alles Andere ist okay zu diskutieren -- aber ich muss ein paar Leute mobilisieren und brauche mal einen Hinweis, wann was wo passiert... [Bitte!]  
was die Nazis auf dem Papier wollen: Unter dem Motto „60 Jahre Befreiungslüge – Schluß mit dem Schuldkult!“ mobilisiert die NPD/JN für den 8. Mai um 11:00 zum Alexanderplatz, lt. Angaben 3000 erwartete Demonstranten, die wollen (lt. Anmeldung über Linden, Glinka- und Behrenstrasse), eine weitere ursprüngl. für den 7.Mai (jetzt auch8.!) geplante Demo, soll sich dieser jetzt von der Friedenstr. startend in ‚Unter den Linden’ anschließen.  
Das gilt es irgendwie zu verhindern!: .  
10:00 Bertolt-Brecht-Platz:: queerer Block auf der Demo ‚Spasibo heißt Danke’, die sich explizit die Verhinderung des Nazi-Aufmarsches auf die Fahnen geschrieben hat. Diese Demo möchte um 14:00 auf dem Alexanderplatz sein. Liste aller Veranstaltungen (nicht aktuell)  Liste aller Veranstaltungen
bastian: danke für die infos betreffend dem queerding bei der spasibo-demo am bb-platz (das wollte ich auch schon gefragt haben :-)  
bastian@m. hellmann: warum die npd "volksgemeinschaft statt klassenkampf" propagiert? ganz einfach: was kapital & arbeit betrifft, ist die npd - im gegensatz zu ihrer durchaus zeitgenössischen ingangsetzung von antisemitischen und antiwestlichen ressentiments (siehe dresden-debatte im sächsischen landtag), welche in deutschland auf furchtbar-fruchtbaren boden fallen - genauso out-of-time wie ihre antagonisten aus der marxismus-leninismus ecke. nämlich irgendwo auf der höhe der debatte der 20/30ger jahren des letzten jahrhunderts.  
bastian con't: zum thema 'marxismus-kritik/marxismus-kritiker' im allgemeinen vielleicht hier noch 'ne anmerkung zur klarstellung in dieser und anderen, vergangenen wie künftigen debatten: um irgendetwas von den komplexen vorgängen in der welt zu verstehen, halte ich marxistische theorie (vom komunistischen manifest über das wertgesetz bis zur negativen dialektik der frankfurter schule) für unabdingbar. allerdings 'glaube' ich genausowenig an irgendeine revolutionsautomatik durch klippschulmarxismus wie an die wiederkunft von jesus christus.  
bastian con't II:: was ich besonders pille-palle finde, ist die rekurierung auf asbach-uralt marxismus-leninismus-quark! das gehört ein für allemal sowas von auf dem müllhaufen der revolutionstheorie-irrtümer. und wenn die ML-praxis nicht so eine ekelhafte blutspur durch das 20igste jahrhundert gezogen hätte, könnte ich mich damit abfinden, dass der ML seine nostalgische ecke im bolschewiki-folkloremuseum bekäme.  
michael hellmann: mh@bastian: wirklich starke Worte für jemanden, der weiter oben der antinazistischen deutschen Opposition die Staatsbürgerschaft aberkannt hat! ('verjudet').Für diese wie für alle weiteren Debatten gilt: die Wahrheit in den Tatsachen suchen- das ist bei Deiner Erklärung der NPD-Parole scvhon mal voll mißlungen. Schade.  
bastian@m.hellmann: sach mal michael, jetzt reitest du schon zum zweiten mal auf einem meiner sätze rum, die ich weiter oben geschrieben habe. das erste mal habe ich's geflissentlich übersehen; in der hoffnung, du merkst es selber, was für'n schrott du dir da zusammenschreibst. jetzt befürchte ich allerdings, dass du das benutzt, um dich einer auseinandersetzung zu entziehen. es ist so dermaßen was von billig, begriffe/reizwörter aus dem zusammenhang zu reißen und dann so zu drehen, dass man sie gegen den sprecher verwendet.  
bastian con't: wenn du zu beschränkt bist zu checken, dass ich den nazibegriff "verjudet" (den ich - um ihn für die ganz blöden auch als solchen kenntlich zu machen - extra in anführungsstriche gesetzt und mit dem zusatz "nazijargon" versehen habe) darauf in ironischer überspitzung verweisen wollte, dass man vorsichtig sein sollte, die absichten und stärke der antifaschistischen opposition zu überhöhen, ist dir nicht zu helfen.  
bastian con't I: da du aber im gegensatz zu mir kleiner leuchte die wirkliche "wahrheit und die tatsachen", die hinter dem faschismus stehen, kennst, brauchste dich natürlich mit nix zu konfrontieren, dass dein weltbild erschüttern könnte. aubacke, schlaf weiter!  
michael hellmann: mh@bastian: ich habe nicht geschrieben, daß ich "die Wahrheit und die Tatsachen" kenne, sondern dazu aufgefordert, " die Wahrheit in den Tatsachen zu suchen". Warum zitierst Du nicht korrekt? Du schreibst, "marxistische theorie" bestände unter Anderem im "Wertgesetz". Wie man in jeder Klippschule des ML lernen kann, bestand der revolutionäre Kern der von Marx entwickelten Kritik der politischen Ökonomie gerade in der Mehrwerttheorie. Das Wertgesetz war schon vorher entwickelt worden (Ricardo).  
michael hellmann: @bastian: Fortsetzung: wie weiter oben nachzulesen ist, hast Du behaupttet, die Mehrheit der Deutschen hätte Hitler in freien Wahlen gewählt. Ich habe nachgewiesen, daß das nicht stimmt. Darum noch einmal: die Wahrheit in den Tatsachen suchen. Erst studieren, dann propagieren.  
brenda: ich finde 33,1% der stimmen (nov. 1932) für die nazis aber nicht so wenig. das sind ein drittel der wählenden bevölkerung. und sicherlich nicht nur großkapitalisten.  
michael hellmann: @brenda: ich gebe Dir völlig recht, daß 33,1% sehr viel sind (übrigens ist das auch das heute wahrscheinlich vorhandene faschistische Potential). Es ging hier aber um eine unwahre Behauptung, die ich korrigieren mußte. Selbstredend kamen diese 33,1% der Stimmen nicht durch Großkapitalisten zustande. Bürgerliche Wahlen dienen ja gerade der Einbeziehung der Massen, und können von einem aniimperialistisch-revolutionären Stanpunkt aus nie etwas anderes sein als ein Gradmesser der politischen Reife der Arbeiterklasse (Engels).Die war damals wohl größer als heute, und doch nicht ausreichend, den Faschismus zu verhindern.  
michael hellmann: @brenda2:Die Gründe dieser Niederlage verdienen gründliches Studium und Nachdenken, um für heute daraus zu lernen. Dabei sind soche herablassenden Äußerungen wie: das gerne glorifizierte 'andere deutschland' war zahlenmäßig eher bescheiden und um mal im nazijargon zu reden: durch und durch "verjudet" (Vadda) nicht hilfreich.  
Schlichter: jetzt wichst doch nicht immer an irgendwelchen Wortlauten rum!  
der dumme Ungar: vor deutschen  Botschaften
bastian: ... ich geb's auf, michael! auf dem niveau - nicht inhaltlich aber von der gesprächskultur her - habe ich zuletzt im zarten jugendlichen alter mit fundamentalistischen christen diskutiert, die einem ständig mit dem genauen wortlaut der heiligen schrift kamen. 'mehrwehrttheorie' statt wertgesetz, 'studieren statt propagieren', 33,1 % statt xy % für hitler bei den reichtagswahlen usw.usf... au backe, michael, es geht mir um was grundsätzlicheres als prozentgehubere, dogmatischer begriffsklauberei und rechthaberischen gedaddel bei nebensächlichkeiten. viel spaß dir noch weiterhin bei der antiimperialistisch-revolutionären bekehrung der massen.  
GLORIA: SO,MAL WAT JANZ ANDERES...... jIBTS EIGENTLICH KEENE pLANUNGEN FÜR NEN QUEEREN BLOCK UFFA DEMO AM 8.MAI ???????????? HAB NU WILD IM I-NETZ UND HIER BEI ETUXX JESTÖBERT UND KANN SO JA NÜSCHT DAZU FINDEN..... BIN ICK NUR BLIND ODA JIBTS NOCH KKEENE PLANUNG DAFÜR......?????????? KANN MIR JEMAND WEITERHELFEN... DANKE !!!!!!!!!!!!  
michael hellmann: @gloria: nach meinem Kenntnisstand Treffen am 8. Mai um 10.00 auf dem Brechtplatz. etuxx wird innerhalb der nächsten tage gesondert dazu stellung nehmen- beste grüße  
vadda: ich finde, etuxx.com sollte sich in die reihe der unterstützerInnenliste zur spasibodemo einreihen...;-)  
antos: @ mh: danke für den Lukacs-Link. Sehr lesenswert, leider finde ich auch keine deutschsprachige Übersetzung - und aus dem Buch abtippen muss dann doch nich sein. [Freut mich, dass Du direkt verstanden hast, warum ich den Foucault-Link da oben platziert hab!]  
michael hellmann: mh@antos: klar gibt's den Lukacs auch auf Deutsch (vieleicht über ZVAB), aber leider nicht online. Beste Grüße, spätestens bis zum 8. Mai dann, hoffe ich  
nanue: um das verhältnis von sofafabriken aneignenden unternehmern und den einfach ihre jüdischen nachbarn verwertenden deutschen zu klären, wäre es gut, gramsci zu lesen, glaube ich. der ist des leninismus unverdächtig und ein aufrechter streiter gegen ökonomismus (dagegen, alles allein über das ökonomische bestimmen zu wollen). einer von gramscis wichtigsten begriffen, das wisst ihr, ist "hegemonie". -- in deutschland war die rechte nach dem verlorenen weltkrieg und der novemberrevolution zersplittert und nicht fähig zur entwicklung eines herrschaftsprojekts. der rasante anstieg des antisemitismus in den 1920ern hat seine ursache darin, dass er zum bindemittel dieses rechten projekts wurde:  
nanue: mit ihm ließ sich eine allianz aus den allergrößten teilen des großbürgertums, des militärs und der junker mit den in der krise verarmenden kleinbürgern, teilen der verelendenden arbeiterklasse und bauern schmieden. eine wichtige rolle dabei spielten die kirchen, deren christlicher antijudaismus als religiöse überzeugung in allen klassen klassen und schichten seine stützpunkte hatte. eine wichtige rolle spielten außerdem nationalistische und/oder monarchistische parteien, organisationen und vereine, die es seit dem 19.jh. gab und die in der mehrzahl von anfang an antisemitisch gewesen waren.  
nanue: hegemonie setzt voraus, dass "den interessen und tendenzen der gruppierungen, über welche die hegemonie ausgeübt werden soll, rechnung getragen wird, dass sich ein gewisses gleichgewicht des kompromisses herausbildet, dass also die führende gruppe opfer korporativ-ökonomischer art bringt". diese betreffen jedoch "nicht das wesentliche", denn hegemonie äußert sich zwar "politisch-ethisch", hat aber "ihre materielle grundlage in der entscheidenden funktion [...], welche die führende gruppe im entscheidenden kernbereich der ökonomischen aktivität ausübt" (gramsci, gefängnishefte, band 7, seite 1567).  
nanue: daher die aufwändige ns-sozialpolitik, die bis kriegsbeginn v.a. durch ausplünderung der deutschen juden finanziert wurde, dann auch durch plünderung der besetzten länder. die logik dieses klassenkompromisses vermittelte sich als ideologie der volksgemeinschaft. diese ideologie war so notwendig für die herrschaft, dass sie gegen kriegsende sogar in ein handeln umschlagen konnte (und musste), das selbst der herrschenden wirtschaftlichen und militärischen rationalität widersprach. -- mit alldem ist nichts über schuld oder individuelles handeln gesagt. die ns-herrschaft hatte subjekte, die sich ihr freiwillig unterwarfen und daraus vorteil zogen. ohne diese wäre sie nicht möglich gewesen.  
nanue: nicht zuletzt spielten beim aufstieg des faschismus ideologien eine rolle, die in der arbeiterbewegung verbreitet waren und den kampf gegen den kapitalismus durch eine kritik an der geldwirtschaft ersetzten. trotzdem hat der ns natürlich einen klassencharakter, das hat jede herrschaft. schließlich sind während der ns-zeit die großen kapitalkonzentrationen entstanden, die in der nachkriegszeit und bis heute die wichtigsten unternehmen regieren. aber er war sicher keine diktatur des großbürgertums, sondern eine herrschaft, von der alle beteiligten klassen, klassenfraktionen, schichten und gruppierungen ihre vorteile hatten. die einen kleine, die anderen große vorteile.  
brenda@nanue: danke für diesen wirklich guten, erhellenden, unpolemischen beitrag, den ich gerne gelesen habe und von dem ich etwas lernen kann, ohne mich vor den kopf gestoßen zu fühlen. (das musste ich an dieser stelle mal loswerden.)  
bastian@nanue: schön, was von dir hier zu lesen! gefällt mir, dein gramsci ansatz. und ich will garnicht darüber abmeckern und mit großen 'ja, aber ...'s kommen, weil mir auch erstmal keine einfallen ... ;-)  
Sascha B.: Passend zum 60. Jahrestag der leider unvollständigen Befreiung vom Faschismus macht die inzwischen Hochglanz-Homopostille "Du & Ich" mit einem Pseudo-Nazi auf dem Titelblatt und einem echten im Interview auf und versucht uns unter der Überschrift "Rechte Schande" zu suggerieren, dass - so wörtlich - "Faschismus ein schwules Problem" sei. Ein Johann Hari behauptet dort allen Ernstes: "Alle wirklich wichtigen europäischen Faschisten der letzten 30 Jahre (waren) schwul.".  
Sascha B.: Interessanterweise fehlt diese extreme Zuspitzung im englischen Original von Haris Text, der auf seiner Homepage zu finden ist - und der der "Du & Ich"-Redaktion offenbar nicht "steil" genug war. So wird aus einer bedenkenswerten Provokation ein Unfug gemacht. Ohne männliche Homosexualität kein Faschismus? Das käme einem irgendwie bekannt vor...  Haris Text im Original
Neuste Infos zum Queer-Block: Kommt zum Queer-Block auf der Spasibo-Demonstration am Sonntag dem 8 Mai um 10 Uhr gegen die Nazi-Demonstration. Treffpunkt für uns der Brechtplatz (U-S Bahnhof Friedrichstr.) An der Ecke Schiffbauerdamm/Zirkusstr. wird es einen etuxx/queer-Lautsprecherwagen geben. Am Lautsprecherwagen treffen wir uns.  
Neuste Infos: Für gute Musik und Stimmung sorgen zwei DJs vom SO36. Wir laufen als zweiter Block nach dem Antifa-Block. Es wird mehrere Transparente von uns geben. Bringt einen Lippenstift mit für etwas Bauernmalerei im Gesicht.Die Demonstration endet kurz vor dem Alexanderplatz. Die ca. 4000 Nazis werden erst um ca. 14. Uhr vom Alexanderplatz Richtung über den Linden zur U-S-Bahn Friedrichstr. laufen. Beteiligt Euch im Anschluss an die Demonstration an Blockadeaktionen auf der Wegstrecke der Faschisten. Früh aufstehen lohnt sich. No Pasaran. weitere Infos:  www.antifa.de
Info 13.45 h: Die Demo (über 12.000 Leute um 13 h :-) hat sich weiträumig um den Alex verteilt. Beste Chance, noch nach vorn zu kommen: über das Volksfest für Demokratie unter den Linden. Dort legen im Moment Politiker Kränze an der neuen Wache nieder.  
Franz B: Etwa 12.000 Menschen nahmen an der Demonstration des Spasibo-Bündnis teil. Etwa 300 aus dem Lesbisch/Schwul/Queer-Spektrum und viele hundert uns wohl gesonnene tanzten im Queer-Block zur Musik der DJs. Ausdrücklich geht der Dank an die Transparentmaler, Wagenfahrer, Organisatoren, Redner und DJs. Fast alle DemoteilnehmerInnen und viele andere tausend Menschen nahmen im Anschluss an Blockadeaktionen teil und konnten, aufgrund der geschickten politischen Situation, erfolgreich einen Aufmarsch der ca. 3000 Nazis verhindern. Erfolgreich wurde durchgesetzt: "Wo Du stehst, kann kein Nazi stehen"  
Gruppe4: Und das schreibt die NPD zu ihrer Demo am  8. Mai
Franz B: lustiges aus der Naziwelt: "Dass die Demokraten jetzt einen Sieg gegen uns in der Hand haben und das Antifaschisten nach langer Zeit wieder geschafft haben, eine unserer Demonstrationen komplett(!) zu verhindern, ist der NPD völlig egal" Ein Streit der Nazis nach der "Niederlage" am 8.Mai findet sich hier:  naziseite




Zum Aufruf