Dating-Portale statt rosa Listen
von Lore Logorrhöe

Mit dem Internet hat sich wider Erwarten ein alter Traum konservativer Überwachungspolitik verwirklicht, so könnte man zugespitzt behaupten: Schwule legen nun selbst rosa Listen an, ohne dass dazu staatliche Verwaltungsarbeit oder gar Zwangsmaßnahmen notwendig wäre. Das Dating-Portal Gayromeo bezeichnet sich zu Recht scherzhaft als schwules "Einwohnermeldeamt". Der Trick, mit dem die tief verwurzelte Zurückhaltung aufgebrochen wurde, besteht darin, dass die neue Offenheit lustvoll entlohnt wird. Selbstverständlich hat diese Offenheit zugleich zu einer Entzauberung homofober Verschwörungsfantasien geführt. Die Karten liegen jetzt in all ihrer Durchschnittlichkeit offen auf dem Tisch. Ich möchte hier deshalb keiner hysterischen Paranoia das Wort reden, aber dennoch anhand eines Beispiels einen Mentalitätswandel konstatieren, der den Umgang mit sexuellen Wünschen in der Öffentlichkeit betrifft.

Ein Freund von mir, der sich in einer beruflichen Situation befindet, in der die rückhaltlose Offenlegung seiner sexuellen Identitäten wenig ratsam ist, wurde aus einem virtuellen "Club" geworfen, der Interessenten einer avancierteren sexuellen Spielart zusammenbringen sollte, mit der Begründung, dass er kein "facepic" von sich auf seinem Profil habe. Nun kenne ich auch lieber das Gesicht meines Gegenübers, gestatte diesem im virtuellen Raum aber doch so viel Recht auf informationelle Selbstbestimmung zu, selbst über die Umstände und den Zeitpunkt der Herausgabe solcher Daten zu entscheiden. Als mein Freund dieses Recht gegenüber dem Administrator des Clubs dementsprechend einklagte, bekam er nur eine pampige Antwort, in der er als "selbst ernannter Datenschützer" lächerlich gemacht und seine Ernsthaftigkeit und sein Verantwortungsgefühl gegenüber anderen Clubmitglieder verneint wurde. In einer neoliberalen Gesellschaft, die zunehmend darauf abzielt, die persönliche Lebensführung als "Selbstmanagement" zu ökonomisieren und Risikoverhalten dabei zum einen einfordert und zum anderen bestraft, muss man keinem Verfolgungswahn unterliegen, wenn man solche Entwicklungen zumindest für bedenklich hält. So hat das Risikoverhalten von Barebackern bereits selbst auf etuxx-Foren zur Forderung Anlass gegeben, deren gesundheitliche Kosten nicht mehr der Allgemeinheit aufzubürden.


Ein kurzer Blick auf die Rubrik "safer sex" in den Profilen von Gayromeo oder auf die untereinander vernetzten Homepages des Barebacking-Rings würde es nun zum Beispiel einem Beamten des Gesundheitsministeriums erlauben, bei der Übernahme von Folgekosten einer HIV-Infektion den Rotstift anzusetzen. Der Beamte müsste nicht einmal über einen mit der Szene vertrauten Spürsinn verfügen. Um von solchen virtuellen Schäferstündchen zu erfahren, genügt es neuerdings, das Magazin der Süddeutschen zu lesen. Die Zeiten, in denen man einer sexuellen Minderheit, wie den Schwulen, aber noch mehr Sensibilität im Umgang mit Informationen über die Privatsphäre, die eigene wie die anderer, unterstellen durfte, scheinen nun endgültig der Vergangenheit anzugehören.

Frank: Nun, jeder sollte wissen, dass öffentlich erfasste Daten auch öffentlich recherchierbar sind. Die "Pflicht" ein "facepic" in sein Profil zu stellen ergibt sich beim genannten Fall sicher aus den "Spielregeln" für diesen "Club". Also ist es vorher bekannt. Insofern hat der "Besitzer" seine "Hausregeln" eingefordert, mit gutem Recht. Soll sich der Betroffene doch eine andere Spielwiese suchen, wo ist das Problem? Und was nun die Verknüpfung mit Sozialversicherungsfragen betrifft, hier schließt sich der Kreis: Jeder sollte wissen ... - Ist dieser Artikel eine "Ermahnung" an die Nutzer oder eine Kritik? Falls letzteres: Woran genau?  
Stepp: da sprichst Du mir doch aus der Seele liebe Lore. Maschinenlesbarer Perso, ppf, was war das schon. Ein bißchen Paranoi ist, denke ich, wohl angebracht. Und wenn dein Artikel den einen oder anderen User zum Nachdenken anregt, wäre schon einiges erreicht. Das Internet ist wahrlich kein sicherer Rahmen, man schaue nur mal in den Report Eurer (hoffentlich vorhandenen) Firewall!  
Lore Logorrhöe: Frank, du argumentierst auf der Höhe der Zeit: jeder ist seines eigenen Glückes Schmied - Wer sich auspitzeln lässt, ist selber schuld. Und wer sich nicht ausspitzeln lassen will und dann nicht mitspielen darf, ist auch selber schuld. Ich glaube, du hast meinen Punkt nicht verstanden. Es geht mir nicht um individuelle Handlungsentscheidungen, sondern um einen gesellschaftlichen Wandel im öffentlichen Umgang mit persönlichen Daten.  
Frank: @ Lore: Richtig, ich habe deinen Punkt nicht verstanden, daher meine Nachfragen. ;-) Ich verstehe nämlich auch die Sicht der Plattform-Anbieter, die sich und ihre user vor Fakern schützen wollen. Da ich nicht weiß um welchen "Club" es geht, kann ich deren "Spielregeln" und "Datenschutzvorkehrungen" auch nicht nachlesen. Was mir aber schon vor Jahren an Suchmaschinen aufgefallen ist: Selbst Forenbeiträge und Gästebucheinträge werden indexiert und sind so auffindbar. Allein mit diesen Daten kann man sich leicht ein Bild von einer Person machen. Daher nochmal: Wenn dein Artikel eine "Mahnung" an Internetuser sein soll - sehr gut. Andernfalls ist mir der Punkt leider immer noch entgangen, sry.  
skintonic: schon richtig, wir liefern als sog. user von gayromeo (u.a.) in einem zumindest halböffentlichen (virtuellen) raum persönliche informationen über uns, die wir, würden sie von offizieller seite angefragt, nie preisgeben und allein schon die frage danach (zu recht) skandalisieren würden. bei dieser ausgangslage kann ich aber in der aufforderung, für eine clubmitgliedschaft auch noch ein sog. face-pic einzustellen, keine besondere verwerflichkeit erkennen. die entscheidende frage fällt doch letztendlich auf uns selbst zurück: warum setzen wir uns dem ganzen -mit oder ohne bild- freiwillig aus?  
skintonic: dein kumpel könnte auch im darkroom oder sonstwo gesehen werden und seine tarnung wäre ebenfalls aufgeflogen. das ist doch eigentlich nicht neu. "wasch mich aber mach mich nicht naß" gab's noch nie. mit dem www ist nur vieles einfacher geworden, das ficken wie das spionieren.  
Frank: Nachtrag: Ach so, es geht hier wohl um einen "Club" IM Portal von "Gayromeo". Sry, ich bin da kein "user" und kenne mich in deren Strukturen nicht aus - nur um hier kein Mistverständnis aufkommen zu lassen. ;-) - Aber wenn in diesem Artikel von einem "Trick" gesprochen wird und somit Absicht unterstellt wird, im Zusammenhang mit "Überwachungspolitik", dann finde ich das schon deutlich ZU derbe. Gruß :-)  
Nachfrage: Schreibt man(n) jetzt "sry" statt "Sorry"? Und ist man(n) dann so supercool wie der neoliberale Staatshomo Frank, wenn man(n) das tut?  
Frank: Was soll denn das nun - werden wir jetzt persönlich in öffentlichen Artikeln und sind dabei so feige nicht mal einen Nick zu verwenden? "sry" benutzt man im chat und hier muss ich oft Zeichen sparen. Entschuldige bitte vielmals meine versuchte Kürze aufgrund der Konventionen. *wunder*  
heinzi: ich denke, dass die internet-portale weit weniger gefährlich als diverse staatliche einrichtungen sind, zumindest bei dem derzeitigen technischen stand. du bist nicht verpflichtet, deine adresse (wahrheitsgemäß) anzugeben; die bilder sind meist zu einer erfassung nicht brauchbar; natürlich sind userinnen über die logdaten zu ermitteln... gefährlicher sehe ich die so genannte eingetragene lebenspartnerschaft an, weil dort tatsächlich rosa listen angelegt werden, die unter anderen rechtlichen voraussetzungen sehr leicht gegen die betroffenen verwandt werden können - und dass nicht nur, wenn es um sozialleistungen geht...  
Halford: In der Tat ist es erstaunlich, in welchem Ausmaß selbst ungeoutete Schwule persönliche Daten bis hin zu sexuellen Vorlieben und Fotos im Netz veröffentlichen. Ob das tatsächlich ein Zeichen für die Ökonomisierung des Privaten ist, finde ich fragwürdig und würde eher auf ein gesteigertes Selbstbewusstsein verweisen. Staatliche "rosa Listen" fürchte ich weniger als die Gefahr, dass sich Nazis (oder andere gewaltbereite Homophobe) einloggen und solche Listen erstellen.  
Lore Logorrhöe: Frank, du hast mich schon zum einen richtig verstanden, dass ich einene warnenden zeigefinger erheben möchte. das ist aber nicht alles. ich finde schon, dass es eine ironie des schicksals ist, dass die staatliche notwendigkeit von rosa listen völlig entfallen ist, weil wir den "gläsernen homosexuellen" längst haben.  
Lore Logorrhöe: Halford, es ist kein zeichen für die ökonomisierung des privten. aber vor dem hintergrund ebendieser ökonomisierung, halte ich es für problematisch. die nazi-gefahr sehe ich darüber hinaus genau wie du.  
zur information: virtuelle "clubs" gibt es u.a auf gayromeo, aber auch mailing listen, yahoo groups oder ähnliche internet-communities gehören dazu. sofern es kein offener club ist, man muss sich dort anmelden, um teilzunehmen. eine administratrice entscheidet dann über die aufnahme.  
Frank: @ Lore: weil? Also *ausschreib* entschuldige bitte: "staatliche notwendigkeit von rosa listen völlig entfallen ist, weil ..." - ist doch hoffentlich nicht dein Ernst. *sichdieaugenreibt* Dazu hätte ich jetzt bitte mehr Hintergrundinformationen. Wie kommst du auf eine solche Formulierung?  
Brenda: wie Lore darauf kommt? vielleicht weil die metapher "gläserner homosexueller" sich in dem von Lore beschriebenen phänomen manifestiert? wieviel gläserner hättest du es denn gerne noch, damit du dir nicht mehr die augenreiben musst? musst du erst die bürgerchipkarte in der hand halten, die dann bei jedem einkauf, bei jeder in anspruchgenommenen serviceleistung, bei jeder demokontrolle durchgezogen wird? wie krass brauchstes denn?  
Frank: @ brenda: Hab mich wohl wieder nicht klar ausgedrückt. *seufz* Ich meinte die Bemerkung, dass dadurch die "staatliche notwendigkeit von rosa listen völlig entfallen ist". Diese Polemik finde ich haarsträubend wenn es dazu keine Hintergründe gibt, genauso wie schon die latente Unterstellung im ersten Absatz des Artikels selbst. Wie kommt jemand dazu so etwas zu behaupten?  
boy26bln: @Frank: "Plattform-Anbieter, die sich und ihre user vor Fakern schützen wollen" Wieso muss man vor Fakern im Internet geschützt werden? Es ist eher wichtig das Internet zu schützen vor denen, die vor Fakern schützen wollen.  
user: naja, es gibt schon ein legitimes bedürfnis, dass man vor fakern seine ruhe haben will, falls man wirklich ein date mit einem menschen aus fleisch und blut sucht. es gibt deshalb sogar "schwarze listen" mit nick names (pseudonymen) von fakern. fragt sich bloß, ob der daten-strip-tease mit face pic dazu wirklich notwendig ist oder obs nicht auch andere schutzmechanismen gibt.  
horst herold: "die grenzenlosigkeit der informationsverarbeitung würde es gestatten, das individuum in allen lebensbereichen, lebensformen und äußerungen zu registrieren, zu beobachten, zu überwachen und die so gewonnenen daten ohne gnade des vergessens ständig präsent zu halten"  
Frank: @ boy26bln: ... und wer schützt uns vor dir - oder vor mir ? :-P :-))) - What ever, das Internet ist "gottlob" kein rechtsfreier Raum. *nachdenkt* @ horst: Jo, grenzenlos und für die Ewigkeit, was das wohl geben wird ... :-)  
boy26bln: @user: Naja, es gibt aber auch ein legitimes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit. Und wenn man nun mal ein vereinsamtes fettes altes Schwein ist und man deshalb keine Messages bekommt, stellt man besser ein sexy Bildchen ins Netz von einem ätherischen Jüngling, um wenigstens auf virtueller Ebene Kommunikation zu haben. Ich finde, dass das Internet auch ein alternativer Lebensraum sein sollte für Leute deren Leben in der physischen Realität eben nicht so toll ist.  
Frank: @ boy: Das Netz als Schutzraum für "vereinsamte fette alte Schweine" ? - Na ob das den Level hebt? - Meinen hebt es jedenfalls nicht, nicht mal meinen Level. ;-) - Ist alternativ immer gut? - Ich denk mal vor mich hin, dass ein Cyberspace auch keine Probleme löst, da muss man schon mal an die Wurzel greifen?!  
boy26bln: @Frank: Wenn es Alternativen gibt, dann ist das immer besser, als wenn es überhaupt keine Alternativen gibt. Wenn man vereinsamt ist, gibt es auch keine Wurzeln mehr. Es gibt Leute, die sich auf Grund von Ängsten nicht mal mehr vor die Tür trauen. Es wäre daher schon denkbar, dass der Cyberspace daher ein Problem lösen kann.  
Grinsekatze: Ich erinnere mich an Sprüche, dass das Private auch politisch sei. Warum also der Rückzug ins Private und diese Forderung "keiner darf wissen, dass ich schwul bin?". Sollen wir uns wieder verschantzen und verstecken? Mein Profil zumindest steht im Internet. Und wer will, der kann es lesen und (fast) alles über mich erfahren. Ich bin schwul, ich bin out, ich verstecke mich nicht. Ich zumindest habe das nicht nötig.  Das Profil der Katze
Lore @ Grinsekatze: es ist schön, wenn du das nicht nötig hast. was sagst du aber zu menschen, die es sehr wohl nötig haben? ich kann deine überheblichkeit gegenüber menschen, die sich durch ihre homofobe umwelt bedrohter fühlen als du, nicht verstehen. Gleichzeitig sprichst du ein Dilemma an: natürlich wünschen wir uns, mit privaten Daten offen umgehen zu können, und sind dann manchmal vertrauensseliger, als es realistischerweise geboten wäre.  
Grinzekatze @ Lore: Ja sicher gibt es Menschen die fürchten müssen erkannt zu werden. Aber erstens können die auch bei dem Betreten einer Homo-Bar erkannt werden, und zweitens zwingt niemand sie sich im Internet über Personalien und so weiter auszukotzen. Gäbe es eine Zwangsmitgliedschaft bei Gayromeo und Co, so verstünde ich Deine Kritik. Da es aber freiwillig ist, verstehe ich sie eben nicht.  
Grinsekatze: Ist nicht ein Rückzug gerade gefährlich? Ich finde, Schwule und Lesben sind in der Öffentlichkeit viel zu wenig vertreten (und wenn, dann als schrille Cliche-Tunte). Wenn wir eine Tolleranz aller Lebensentwürfe erreichen wollen, dann geht das nur über Offenheit und eben über Sichtbarkeit. Versteckt haben wir uns doch lange genug, oder?  
M. Mühlenstein: Wie stellst Du Dir denn eine stärkere "Visibility" vor, Grinsekatze? Und was ist für Dich Öffentlichkeit? Eher die Strasse oder eher die Medien? Ich möchte auf keinen Fall jeden Tag CSD haben, finde es aber schade, dass Lesben und Schwule, wie die Narren zum Karneval, fast nur zu dieser Gelegenheit im "allgemeinen Strassenbild" (soll heissen: ausserhalb der Szeneviertel) auftauchen - und selbst dann laufen wir nicht mal durch Hellers-, Zehlen- oder Reinickendorf.  
Grinsekatze: Ich stelle mir das ganz einfach vor: Wir leben einfach so wie wir sind, ohne uns irgendwie zu verstecken. Weder im Internet noch im Privatleben. .  
M. Mühlenstein: Du, das ist jetzt ein aber bisschen arg naiv, nicht wahr?! Oder auch: wenn Existenzialismus zu Esoterik wird... Wie sind wir denn, wenn wir "einfach wir sind"? Wenn Du in Deinem Privatleben nicht Du selbst wärest, dann hättest du in der Tat ein gewaltiges Problem, allerdings nicht unbedingt ein politisches... Und wenn Du im Internet so ganz anders Dich gibst, als Du eigentlich bist, dann ist das ein durchaus übliches, aber therapierbares Phänomen. Lösung: Flatrate abmelden.  
Grinsekatze: Na, die Frag auf die ich da Antworten sollte war aber auch ein wenig umfangreich für ein Forum. Auch Dir war bei der Fragestellung klar, dass sie nicht einfach so zu beantworten ist. Außerdem gebe ich zu, dass ich die Frage nach eiener solchen Strategie nicht alleine geben kann und will. Und tröste dich, lieber Mühlenstein: Ich habe kein Problem mit meiner Internetidentität. Ich bin im Netz wie im wahren Leben gleich nervig und unmöglich.  
moon-chen: ich bin da vielleicht naiv?! Aber ich frage mich, was unser Rechs(-nomen est omen?!)Staat mit diesen Daten anfangen soll/will/kann, oder ob das nicht tatsächlich etwas paranoid ist... Wenn ich eine Paybackkarte/Kreditkarte/EC-Karte benutze, bei der METRO Produkte kaufe, die mit RFID-Chips versehen sind, wenn ich eine Homepage habe oder bei QOUELLE-online shoppe, wenn ich ein Handy benutze, ständig und überall hinterlasse ich digitale Spuren, mal mehr, mal weniger "öffentlich". Die einzige Möglichkeit, dem zu entgehen ist da wohl koplette Entsagung und einLeben wie die Amish (ums mal zu überspitzen)  
HealthCareCollect: Sehr geehrte/r Herr/ Frau mon chen, leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass nach einer PDDS [personal deep data scan] die Summe ihrer Risikozuschlagsfaktoren und die allgemeine persönliche interpolierte Krankheitsgefährdung nicht mehr unseren bisherigen Kalkulationen entspricht. Wir passen ihre Beiträge der neuen Situation an.  
HealthCareCollect: Die Daten im Detail: Höherstufung ihres persönlichen Verkehrsunfallrisikofaktors (von 1,1 auf 1,25) aufgrund mehrfacher Geschwindigkeitsüberschreitung bei ihrer Fahrt von Magdeburg nach Igolstadt am 23.8.2004 und ihrer Fahrt von Nürnberg nach Hamburg über Leipzig am 7.9.2004. Höherstufung des Genussmittel-Risikofaktor von 1,2 auf 1,4: Ihr Paybackkonto wies in den letzten Quartal signifikante Steigerung im Bereich Zigaretten und Wein aus.  
HealthCareCollect: Ihre Änderung der Safer-Sex-Voreinstellung im Dating Portal www.fetter.riemen.dicke.titten.de von "immer" auf "nach Absprache" führt zur Geschlechtskrankheitenrisikofaktorerhöhung von 1,0 auf 1,4. Die bei ihrer Mutter letzten Monat diagnostizierte Depression führt leider bei ihnen auch zur Erhöhung der Dispositionswahrscheinlichkeit für psychischen Erkrankungen, Wir erhöhen auf Faktor 1,3.  
HealthCareCollect: Ihre Gewichtsreduzierungsbemühungen (Scan Berlin, Rolltreppe Alexanderplatz 4.10. 17:34:11 76 kg = minus 1, 5 kg) und ihre wöchentliche Schwimmkurse (Scandatendetails unter www.fitschwimmhalle.de) belohnen wir mit einem Plusbonusfaktor von 0,2. Ihre Gesundheitsbeitragssatz steigt somit von derzeit 1,3 auf zukünftig 2,15. Die Risikoklassifizierungs-Beitragsfaktorenänderung wurde aus den Daten der Systeme, die der HealthCareCollect angeschlossen sind, automatisch erstellt. Sie ist ohne Unteerschrift gültig und tritt sofort in Kraft. HealthCareCollect - Die Gesundheitskassenklassifizierer  
Lore Logorrhöe: der "wetzlar-kurier" hat gerade eine hetzkampagne gegen einen schwulen lehrer gestartet, der eine homepage hat, auf der er über seine sexualität spricht. im selben artikel nimmt der kurier eine generalabrechnung mit der homo-emanzipation vor und verweist an eine doktorin, die homosexuelle heil und auf bestem fuße mit der cdu-landtagsfraktion steht.  Link zum Hetzblatt
floub435: @ Lore: Ist Dein Bekannter Profifussballer? Es gibt ja so allerletzte Männerbastionen (Banken und Fussballfelder), da darfs halt einfach nicht rauskommen. Homofussballer gibt's nur in  homoepatischen Mengen
m. mühlenstein: @ floub435. ups, den link habe ich gerade in den nachrichten gepostet, ohne hier vorher gelesen zu haben. hast du einen tip, wer sich als erster outen wird? irgendwie gehört das ja hier auch zum thema :-)  
Blaumann: Und hier noch ein paar Sachen über Herrn Irmer, den pfiffigen Herausgeber des "Wetzlar-Kuriers".  Herausgeber des "Wetzlar-Kuriers".
Halford: Der Link muss um "er" ergänzt werden, dann funktioniert er auch. Der Begriff "Hetzblatt" trifft den Wetzlar-Kurier bestens. Gäbe es ein (gutes) Antidiskriminierungsgesetz, könnte mensch juristisch gegen sowas vorgehen. So bleibt es uns nur, homophobe Hassprediger zu  outen: Hans-Jürgen Irmer
derGast: erstaunlich wie da der Schwachsinn von der Heilbarkeit der Homosexualität verbreitet wird. Was ist das eigentlich für ein abstruses Forschungsinstitut???(Im übrigen ist das eine völlig unbelegte Aussage, dass 86% aller HIV-Neuinfektionen in festen Partnerschaften vorkommen.)  
derGast: und zum eigentlichen Thema: letztlich muss natürlich jeder selbst wissen, was er/sie von sich ins Netz stellen will. Etas ätzend finde ich aber, dass sich schleichend eine neue Norm entwickelt. Selbstverständlich hat man ein Profil bei gayomeo. Was nur eins? Wie hinterwälderisch. Im Statussymbol sammeln gehört natürlich das (mit Profifotos angereicherte) Profil genau so dazu, wie das Sammeln einer stattlichen Anzahl an Besuchern, Gästebook-Eintragungen etc... Toll, auf diesem Wege seinen (Markt-)wert so "objektiv" bescheinigt zu bekommen.  
taz goes etuxx: das taz-mag vom wochenende hat sich nun auch des problems angenommen. in seinem artikel "gefährlich hoher Datinfaktor" bedient sich axel krämer überraschenderweise sogar desselben aufhängers und zitiert dann auch den fall des wetzlaer lehrers und der gegen ihn betriebenen hetze.  taz-mag-artikel nachlesen
axel krämer im taz-mag: "Die Rosa Listen sind wieder da. Riesige Datensammlungen, die Auskunft geben über das Sexualleben schwuler Männer. Und dies in einem Ausmaß, das es so noch nie gab. Gespickt mit Details in Text und Bild, von denen selbst die ausgebufftesten Geheimdienstschnüffler nie zu träumen wagten."  
taz-leserin ohne copy-right-allüren: Ansonsten erwähnt Krämers Artikel noch eine Kooperation von Schwulem Überfalltelefon und der Opferhilfe, die das Problem offensichtlich jetzt auch erkannt haben. Der Artikel schließt etwas moralinsauer. Er meinst, man würde sich mit dem Internet nicht mehr auf Unbekanntes einlassen. Ich denke, dass genau das Gegenteil der Fall sein kann.  
kreuzberger: Natürlich kann das Gegenteil der Fall sein. Das sind aber Einzelfälle. Wozu sonst die vielen Kategorien und Festlegungen vorab?  
tat-leserin: ist das dann noch sexy? wo ist denn der erotische reiz, wenn man nur noch nach schema f fickt. wird deine kreuzberger fantasie von so was angeregt?  
derGast: kreuzberger fantasie. schon wieder so eine dämliche kategorisierung  
Thorsten@Taz-Leserin: Erotischer Reiz ist oft ja gar nicht gesucht, sondern Triebbefriedigung. Und da lohnt es doch einzugrenzen, es wollen nicht alle mit alle. Wer Bareback will, will keine Diskussion drüber, wer Sneaker sucht, möchte auch welche finden.  
taz-leserin @ thorsten: schätzchen, zum glück ist sexualität viel komplizierter und geht in der befriedigung eines angeblichen triebes nicht auf. interessant finde ich deine kategorische unterscheidung von "erotischem reiz" und "triebbefriedigung".klingt so nach bildungsbürgertum einerseits und verklemmter notdurft andererseits.  
Thorsten@Taz-Leserin: Schätzchen, zum Glück kann Sex auch einfach (zugegeben das ist er auch bei diesen Datingportalen nicht immer ;-)) sein. Diese Triebtheorie wollte man mir schon mal ausreden, leider liefere ich mir selbst mit meinem Sexsuchverhalten den Gegenbeweis. Das mag in Deiner Logik (unterstellt) etwas dumm klingen (wenn ich drüber nachdenke: ist's auch), aber dennoch möchte ich's nicht leugnen.  
a.n.o.n.y.m: also ich gebe zu: ich stehe, wenn ich jemanden bei gayromeo oder gaydar suche, auf keinen fall auf kleine schwänze. das ist elend, ich weiß, aber es ist nun mal so. ich hab auch schon eine kneipenbekanntschaft gemacht, der hatte, wie sich später rausstellte, einen kleinen. das machte dann aber gar nichts, weil wir zuvor eine gute zeit hatten und ich anderes an ihm entdeckte, was mich heiß machte:  
fortsetzung a.n.o.n.y.m: seine art, sich zu bewegen, seine stimme, sein geruch. lauter sachen, die sich nicht kategorisieren lassen. wir hatten zwei schöne jahre miteinander. übers internet hätte ich ihn nie kennen gelernt, weil keine angabe zur schwanzgröße oder ein offensiv klein angepriesener schwanz sofort in meinem hirn einbrennt, ich kann auch nichts dafür. lerne ich jemanden in der kneipe kennen, scheue ich mich davor, auch nur daran zu denken. bei realen begegnungen lasse ich mich sozusagen gerne überlisten. soviel zu kategorisierungen und gayromeo. so gute erfahrungen habe ich damit nämlich nicht gemacht, vor allem nicht, was mich selbst betrifft.