Arbeit und Geschlecht im Neoliberalismus
von Bodo Niendel

etuxx Dies ist ein Versuch, sich dem Wandel der Geschlechterverhältnisse im Bezug auf die Veränderung Arbeitswelt anzunähern. Zwei Erwerbs-Biographien sollen den Wandel hin zu einer neoliberalen Arbeits- und Lebenswelt zeigen:

Sandra ist 36 Jahre alt. Sie arbeitet als Kameraassistentin für verschiedene Produktionen. Dabei wird sie recht gut bezahlt, allerdings hat sie nur drei bis vier Aufträge pro Jahr. Deshalb jobbt sie in einer Bar am Moritzplatz in Berlin Kreuzberg offiziell auf 400 Euro-Basis. Tatsächlich verdient sie etwa 550 Euro. Doch das reicht noch nicht, um ihre laufenden Kosten zu decken. Aus diesem Grunde muss sie im Sommer noch in einen Biergarten arbeiten. Sandra hat mit 29 Jahren ihr Studium der Psychologie beendet, sie fand keinen Job der ihren Wünschen und Vorstellungen entsprach. Sie fing mit 30 ein Zweit-Studium an der Film-Hochschule in Potsdam an und wollte endlich ihrem Traum nachgehen, Filme zu drehen. Doch die Aussichten sind nicht rosig, seit der Kirch-Pleite und dem Einbruch in der Werbebranche hat sie kaum noch Aufträge, sie hofft auf ein Filmprojekt bei dem sie die erste Kamera machen könnte. Aber die Filmförderung hat den Antrag noch nicht entschieden, und so sind die Gelder noch nicht freigegeben. Sie wartet. Sandra hat 14 Jahre studiert, währendessen hat sie fast immer nebenbei gejobbt, um ihr Studium zu finanzieren. Durch ihre Jobs hat sie sich noch keine Ansprüche auf Arbeitslosengeld und Rente erworben. Wenn es ihr nicht in den nächsten Jahren gelingt, bei einem grösseren Filmprojekt mitzumachen, wird sie innerhalb der Filmbranche wahrscheinlich keinen Boden mehr unter die Füße bekommen.

Sandras Situation ist kein Einzelfall in der schönen neuen Arbeitswelt, einer Welt die sich seit den 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts massiv verändert hat. Zuvor stützte sich der Kapitalismus in Westeuropa auf einen starken Industriesektor, die Staaten der "Dritten Welt" dienten als Rohstoff-Lieferanten, Wirtschaftskrisen galten als überwunden, Wirtschaftswachstum und Vollbeschäftigung waren die ausgelobten Ziele aller Regierungsprogrammatik. Die Arbeiter und Arbeiterinnen nahmen am wirtschaftlichen Wachstum teil, indem die Löhne ebenfalls anstiegen. Unternehmer und Gewerkschaften verhandelten kooperativ die Löhne. Doch dieses Modell geriet in die Krise. Ein überwunden geglaubtes Problem trat auf: die Massenarbeitslosigkeit. Zunächst trat sie nur in einem geringem Masse auf, doch dann stieg das Heer der überflüssigen Arbeiter ständig an und blieb auf einem konstant hohen Niveau. Zugleich veränderte sich die Form der Arbeit: Statt dem unqualifizierten Massenarbeiter entwickelten sich unterschiedliche Arbeitsformen mit spezifischen Qualifikationen. Der Dienstleistungssektor wuchs und unqualifizierte und nicht gewerkschaftlich abgesicherte Arbeitsverhältnisse nahmen zu. Die Veränderung vollzog sich mit den Möglichkeiten, die die Kommunikations und Informationstechnologie boten. Arbeit konnte schneller koordiniert und gestaltet werden – Raum und Zeit wurden entgrenzt.

Die Kernfamilie nahm an Bedeutung ab, nicht mehr nur der Mann sorgte für den Familienlohn für Frau und Kinder. Frauen nahmen Einfluss auf die Familienplanung und nicht zu vergessen auf ihre eigene Entwicklung. Mothers little helper - die Pille - verschaffte den Frauen einen grösseren Spielraum und die Scheidungrate stieg an. Frauen traten auf den Arbeitsmarkt, um die Abhängigkeit vom männlichen Ernährer zu verringern. Zudem wollten Frauen ihren Beruf für die Kindererziehung seltener opfern. Damit stieg die Zahl der Erwerbstätigen an, während die Wirtschaft mit zunehmend weniger Arbeitkräften die gleichen Produkte herstellen konnte. Auch ein Wirtschaftswachtum konnte nicht mehr alle Arbeitskräfte in Lohn und Brot setzen. Erstmals bedeutete dies, dass Witschafts- und Beschäftigungswachstum nicht mehr zusammenfielen. Die Hochschulen öffneten sich - auch für Frauen - nicht zuletzt, da die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vermehrt qualifizierte Fachkräfte benötigten. Die Neuen Sozialen Bewegungen traten auf den Plan und veränderten die Vorstellung vom Leben im Kapitalismus grundlegend. Der Feminismus und die Schwulenbewegung stellten die Geschlechterverhältnisse und die ihnen zugrunde liegenden als natürlich wahrgenommenen Hierachien zwischen den Geschlechtern in Frage und damit die heterosexuelle Norm.

Sandra ist offen lesbisch und lebt in Berlin-Kreuzberg. Sie geht damit offen in ihren Arbeitsverhältnissen um und arbeitet zumeist mit lesbischen und schwulen ArbeitskollegInnen zusammen. Im Gegensatz zu ihren Eltern ist sie nicht durch eine homogene Lebensweise geprägt. Sie ist ein Beispiel für die Pluralisierung der Lebensweisen. Sandra fühlt sich frei in ihrer Enfaltung, sie beweist die notwendige Flexibilität um ihre Jobs zu koordinieren und eine Diskriminierung als Frau und Lesbe hat sie bislang nicht gefühlt.

Anton ist 32 Jahre alt. Nach der Schule machte er eine Lehre als Industriekaufmann in Stuttgart. In seinem Ausbildungsjahrgang wurden nicht alle AzuBis übernommen, deshalb war er ein ganzes Jahr arbeitslos. Er lernte Sonja aus Berlin kennen, verliebte sich in sie und zog nach Berlin. In Berlin fand er in seinem gelernten Beruf keine Anstellung, das Arbeitsamt schickte ihn insgesamt fünfmal auf eine Umschulung - ohne Erfolg. Er fand keine Anstellung. Allerdings lernte er nebenbei einige Alternativprojekte kennen, bei denen er arbeiten konnte. Bei einem Druckereikollektiv arbeitete er zwei Jahre - doch das ging Pleite. Jetzt arbeitet er seit zwei Jahren in einer Fahrradwerkstatt. Er verdient etwa 1.000 Euro, im Sommer arbeitet er mehr als 50 Stunden in der Woche. Die Beziehung mit Sonja endete schon kurz nachdem er nach Berlin zog. Seitdem hatte er einige Freundinnen, seit fast zwei Jahren ist er mit Nadine zusammen. Kinder sind für sie kein Thema.
Antons Vater arbeitet seit mehr als vierzig Jahren in dem Betrieb in dem Anton seine Ausbildung absolvierte, er ist dort Vertrauensmann und selbstverständlich Mitglied der IG-Metall. Die Gewerkschaft ist im Betrieb gut organisiert, die Entlohnung ist übertariflich. Betriebsbedingte Kündigungen gab es noch nicht, dies konnte bislang abgewendet werden durch Frühverrentungen und flexiblen Arbeitszeitmodelle. Während Antons Vater in einer Zeit zu arbeiten anfing, in der starke Gewerkschaften eine Teilhabe an den Unternehmensgewinnen sicherstellten und sozialstaatliche Regelungen in der Bundesrepublik einforderten und auch durchsetzen konnten, hat Anton in seinem gelernten Beruf keine Arbeit gefunden, und er ist nicht Mitglied einer Gewerkschaft.

Sandra und Anton haben totz ihrer Unterschiedlichkeit einiges gemein, was sie von der vorherigen Generation grundsätzlich unterscheidet. Sie sind nicht gezwungen zu heiraten, und Kindererziehung spielt in ihrer bisherigen Lebensplanung keine Rolle. Von ihrem Lohn/Einkommen müssen sie sich nur allein finanzieren und können deshalb mit ihrem Geld einigermassen über die Runden kommen. Sie sind jung genug, um flexibel auf die Ansprüche reagieren zu können, die ihnen die Arbeitsverhältnisse stellen. Mit ein wenig Glück wird es Sandra vielleicht gelingen, ihre hohe Qualifikation in eine hohe Entlohnung umzusetzen doch dies ist ungewiss.
Das Einkommen hat Sandra in ihren Jobs zumeist alleine ausgehandelt, Anton hat es im Kollektiv festgesesetzt – sie mussten auch schon zweimal ihren Monatslohn senken. Sandra und Anton sind froh darüber, dass sie nicht mit Anfang Zwanzig in eine Lebensplanung gezwungen wurden, die sie auf einen Weg festlegt. Sie fühlen sich in ihrer Entwicklung frei. Ihre Lebensführung und ihre Sexualität ist in ihren Augen fei bestimmbar, und sie sind glücklich, nicht die Last einer Familie am Hals zu haben.
Die fehlende soziale Absicherung ist für beide jetzt noch nicht spürbar. Sie setzen auf die Zukunft und hoffen auf einen besseren Job oder eine bessere Auftragslage.

Typisch an den oben erwähnten Beispielen ist, dass die eigene Handlungsfähigkeit die Bewusstseinsformen prägt. Das erste – indiviuduelle – Ziel ist Macht- und Gelderwerb. Sie müssen trotz alternativer Ansätze Aufstiegs- und Leitungsfähigkeit beweisen. Wie ein Manager verfügen sie über ihre eigenen Ressourcen, um dieses Ziel zu erreichen. Nicht mehr ein kollektives Interesse steht im Vordergrund, sei es ein feministisches oder ein gewerkschaftliches, sondern die individuelle Lebensführung, selbst dann wenn man sich die scheinbar alternative Nische aussucht. Moral und Wertvorstellungen haben sich seit den Siebzigern gewaltig verändert. Der/die neue flexible geschlechtliche Arbeiter/in unterliegt nicht mehr einer standardisierten und überwachten Moral. Vielmehr ist er/sie selbst angehalten, eine selbst zu gestaltende und zu verantwortende Moral zu entwickeln. Die individuelle Lebensführung rückt in den Vordergrund und eine vor sich selbst zu verantwortende Moral.
Der reglementierte und strikte Sozialstaat ist passé. Ein streng konservatives Familienmodell ist nicht mehr die Grundlage für den Arbeitsprozess. Neue Formen von Beziehungen und Lebensformen entwickelten sich. Der Preis für die Indidividualität ist die Entsolidarisierung der Gesellschaft. Der Staat zog sich zurück und überließ der Ökonomie das Feld, mit dem Ergebnis, dass es zunehmend flexible und deregulierte Arbeitsverhältnisse ohne jede Garantie gibt. Nur ein kleiner Teil ging dabei als Gewinner hervor.
Der Neoliberalismus half mit, das konservative Familienmodell zu zerstören, und an dessen Stelle trat eine Vielfalt von Lebensmodellen der Geschlechter zueinander – nichts desto trotz ist die heterosexuelle Familienideologie immer noch staatlich verankert z.B. durch das Ehegattensplitting. Aber die einmal gewonnene Emanzipation lässt sich so schnell nicht zurückdrehen, wenn es gelingt neue Bande von Solidarität herzustellen und die Ökonomie zu vergesellschaften - die Zerstörung der Familie ist dafür eine schöne Voraussetzung.


Lore Logorrhöe: ich finde es höchst problematisch, der zerstörung der familie nur positives abzugewinnen. außerdem glaube ich icht, dass der neoliberalismus die familie zerstört. er ordnet sie neu. das kann ganz konservativ hergehen, wie etwa in den usa. insgesamt wird die staatliche verantwortung nicht nur an das individuum, sondern auch an soziale netzwerke abgewälzt, von denen die familie eines ist.  
'Türlich, 'türlich: Soso: heutzutage steht also die "individuelle Lebensführung" im Vordergrund und nicht mehr ein "kollektives Interesse". Dass wir von Altruisten zu Egoisten werden mussten, ist die Schuld des Staates, der uns keine Freiräume mehr finanziert, sondern der nackten Ökonomie das Feld überlassen hat. Gesellschaftliches Engagement erscheint mithin als ein Luxus, der heute nur noch Besserverdienenden möglich ist, denen dafür allerdings meist die Zeit und auch der Grund fehlt. Was folgt daraus? Selbstmord?  
Sascha B.: Die Zerstörung der Familie ist ein neoliberales Projekt. Richtig. Du hast es selbst herausgefunden. Und Du freust Dich trotzdem darüber. Es funktioniert nicht, sich aus jedem Gesellschaftssystem und aus jeder Weltanschauung die Rosinen herauszupicken.  
Der Preis ist heiß: Dass Verantwortung und die dazu passende Moral("-vorschrift") nicht fremdbestimmt sind, sondern bei Dir selbst liegen, haben die Protestanten und Linken von jeh her gemeinsam. Interesanter finde ich jedoch, weshalb "kollektive Interessen" nicht mehr im Vordergrund stehen. Dat is ja nicht verboten. Peter  
heinzi: ich glaube es kommt darauf an, was jeweils mit individualisierung gemeint ist, schließlich setzt sich auch die queer theory für individualität ein. in gegenwärtigen diskussionen (und auch durch die hartz-gesetze) wird individualisierung im sinne einer verwertungslogik angestrebt: menschen sollen möglichst wenig sozialen background und verantwortung haben und in diesem zusammenhang auch nicht diskriminiert werden, um in unternehmen das bestmögliche leisten zu können. soziale beziehungen und kontakte fallen da völlig runter. -  
heinzi: - queere theorien setzen dagegen auf ein freies, selbstbestimmtes, gleichberechtigtes individium, dass aber auch und gerade soziale kompetenzen besitzen soll, kann... was ist eigentlich mit familie gemeint? familie ist für mich ein großer freundinnenkreis... und keine hetero- oder homosexuelle paarbeziehung...  
floub4711: "freies, selbstbestimmtes, gleichberechtigtes individium" hö, hö, hö die Menschen sind unterschiedlich, Schatzi. Gleichberechtigung hört als erstes beim Intellekt und bei den Kommunikationsriten auf ... . Die Bundespräsidenten-Köhler-Sau hat leider Recht, wenn sie meint, dass man Unterschiede akzeptieren sollte. Verantwortungseinklage bei den Reichen (an Geld, aber auch an Sprachgewandtheit oder an Interna-Kenntnissen) kann nur Forderung sein.  
individuell: Individuum !  
Horst W. (Au-Thor hiesiger Kolumnen): Als ein Freund der Sprache würde ich gerne wissen, was eine "homogene Lebensweise" ist und wer das definiert. Hat ein schwules Pärchen aus Schöneberg, das nachmittags im Cafe Berio und abends im Prinzknecht sitzt, einmal im Jahr nach Ibiza fliegt und ansonsten in einem Warenhaus bzw. einer Arztpraxis arbeitet, eine homogene Lebensweise?  
M. Mühlenstein: Jedenfalls! Auch viele (die meisten?) Heteros haben homogene Lebensweisen. Deshalb sind homogene Homosexuelle der strukturellen Nachahmung der Heteronormativität ja auch so schwer verdächtig. Oder so.  
Lemmy: Also Marx sprach vom Ende der Entfremdung, wenn freie Assoziation freier Individuen gegeben ist. Was treffenderes ist dazu bis jetzt nicht gesagt worden; dafür brauch's keine Queertheorien und ähnlichen Quatsch. Derrida ist tot, Warhol ist tot, Foucault ist tot und mir ist auch schon ganz schlecht. Ich finde das neoliberale Projekt der Familienzerschlagung ja fortschrittlich trotz aller dialektischen Brutalitäten. Lieber Hartz IV als Montagsdemonstration.  
Bodo: Nein Lemmy, so nicht! Ein falsch zitierter marx und dann noch die Anpisse eines Jobbesizters der mal eben was gegen den Mob sagt. Marx spricht von der Assoziation der Freien und Gleichen, ein entscheidender Unterschied. Von Entfrendung spricht Marx in jungen Jahren in denen er sich stark Hegel orientiert - später im "Kapital" verwendet er den Begriff des Fetischismus. Ein sehr viel tragfähriges Modell. Und leider zu wenig gewürdigt. - Aber offensichtlich hast du die gesellschaftlichen Verhältnisse schon so schön inkorporiert, dass dein Hass auf die Monatgsdemonstrationen deinen Blick auf den Kapitalismus vernebelt.  
Bodo: Zu Hartz 4 gibt es einen interessanten Text von Michael  Heinrich
Sascha B.: Vielleicht warten wir dann doch nicht die Ankunft des Messias ab und halten einstweilen das Geschwurbel von der Assoziation der Freien und Gleichen realistischerweise für romantische Lyrik - mithin für ein bisschen reaktionär (weil sie Vertröstungen bietet und also Veränderung verhindert)? Vielleicht können wir ein ideologisch gestiftetes Menschenbild überhaupt mal aussen vor lassen (und zwar inklusive des kapitalististischen "homo homini lupus") und stattdessen herauszufinden versuchen, wie Widerstand gegen Hartz IV aussehen könnte?  
Lore Logorrhöe: sascha, warum bist ausgerechnet du jetzt so theoriefeindlich? und kannst du mir mal erklären, warum politische utopien reaktionär sind? erklär doch mal, was du konkret unter romantik verstehst und was daran so schlimm sei soll. sind nicht auch die hartz-4-proteste ein bisschen romantisch inspiriert?  
Sascha B.: Lore, ich bin nicht theoriefeindlich, sondern utopiekritisch - und das ist ein Unterschied. Auch sind politische Utopien nicht durchweg reaktionär (das habe ich auch nicht behauptet), sondern nur solche, die eine "Heilserwartung", ein "Ziel der Geschichte" propagieren (also: teleologische Utopien), für das sie über Leichen gehen müssen und wofür eine autoritäre "Zwischenstufe" (bei der es dann notwendigerweise bleibt) mindestens in Kauf genommen wird.  
Sascha B.: Natürlich sind die bisherigen Hartz-IV-Proteste "auch ein bisschen romantisch inspiriert" - und darin zeigt sich eben, dass sie zum Teil rückwärts gewandt sind. Anstatt alternative Konzepte zu vertreten (die ich durchaus nicht "Utopien" nennen würde), wie z.B. "Existenzgeld für alle" statt "Arbeit für alle", greint man über den Abbau des ohnehin verlogenen Komplexes der "Sozialen Marktwirtschaft". Ich denke, es geht jetzt um eine neue Art von Verteilungskampf gesellschaftlichen Reichtums, nicht um den gewerkschaftlichen der Erwerbsgesellschaft.  
Franz B: "Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden. Und wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen, noch nicht Dagewesenes zu schaffen, gerade in solchen Epochen revolutionärer Krise beschwören sie ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste herauf, entlehnen ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neuen Weltgeschichtsszene aufzuführen."  
Franz B: "So maskierte sich Luther als Apostel Paulus, die Revolution von 1789-1814 drapierte sich abwechselnd als römische Republik und als römisches Kaisertum, und die Revolution von 1848 wußte nichts besseres zu tun, als hier 1789, dort die revolutionäre Überlieferung von 1793-1795 zu parodieren. So übersetz der Anfänger, der eine neue Sprache erlernt hat, sie immer zurück in seine Muttersprache, aber den Geist der neuen Sprache hat er sich nur angeeignet, und frei in ihr zu produzieren vermag er nur, sobald er sich ohne Rückerinnerung in ihr bewegt und die ihm angestammte Sprache in ihr vergißt" Karl Marx  
hicks: "Und also taten und tun es auch die Marxisten." Onan Onair