Allein unter Homos
Vom 05.06-13.06.2004 findet in Hamburg der "europride" statt. Wir sind eine kleine Gruppe, die sich an der Spaßleistungs-Parade stört, deren Ziel ist genauso normal sein zu wollen, wie die dominante Heterowelt. Wir wollen kein Stück von der Torte, wir wollen das Rezept ändern!

Europride und CSD werden gefeiert, um an den Aufstand 1969 von Schwulen, Lesben, Transsexuellen, Transvestiten und Sex WorkerInnen gegen eine Razzia der New Yorker Polizei im Stonewall Inn in der Christopher Street zu erinnern. Dort versammelten sich mehrere Tage lang Transgenders, Lesben und Schwule, um gegen Polizeigewalt und die Schikanen im Alltag zu protestieren. Immer wieder kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die konservativen Homo-Organisationen distanzierten sich empört von dem kämpferischen Geist und der Militanz dieser neuen Bewegung, die noch in derselben Woche die Gay Liberation Front (GLF) gründete.

Der Hamburger CSD war am Anfang noch eine politische Demonstration, die sich mit den bestehenden sozialen und politischen Verhältnissen auseinander setzte, gegen sie aufbegehrte und sie verändern wollte. Im Laufe der Jahre sind immer mehr konkrete Inhalte, politische Ziele oder kritische Ansichten zur Gesellschaft von Kommerz und GayLifestyle abgelöst worden. Der Lifestyle von vielen Lesben und Schwulen wurde vereinnahmt und ist zum begehrten Absatzmarkt geworden. Nicht selten erscheint der CSD wie eine homosexuelle Love-Parade.

Um schön feiern zu können, verkauft man inzwischen fast alles; Sponsoren sind wichtiger als Inhalte, reaktionäre Politiker sind willkommen - wer bitteschön braucht Schirmherren und wofür? CSD und europride vergnügen sich damit eine Community abzufeiern, die scheinbar tolerant und vielfältig ist, jedoch auf Ausgrenzungsmechanismen wie z.B. Schönheitsidealen und Jugendkult basiert. Auch zu Zeiten der Stonewall Riots gab es konservative Homoorganisationen, die sich in die Gesellschaft eingliedern wollten und radikalere Elemente, die an eben dieser Grundsätzliches auszusetzen hatten. Stehen die heutigen CSD- und europride-VeranstalterInnen wohl nicht eher in der Tradition genau jener konservativen Organisationen, die sich 1969 vom Aufstand in der Christopher Street distanzierten?
aus dem etuxx Archiv:

Hamburg 2001: Ein Wagen, der auf dem CSD Politik forderte, wird herausgedrängt.
Kweerstraßentage 2002: Die CSD-Alternative aus Hamburg ohne Sektverkauf, aber mit viel Diskussion
2003, Hamburger Tuntenolympiade: queer Agitprop setzt Zeichen gegen Schill
Wir sehen uns nicht als Teil der ach so vielfältigen Kommerz-Community. Wir möchten das Programm nicht noch bunter machen, sondern eine TransSchwulLesBische Politik jenseits von Bürgermeistern und Parteien praktizieren. Uns geht es nicht darum möglichst "Normal" also (hetero-) sexistisch, rassistisch und verwertbar zu werden, sondern eben genau diese Norm anzugreifen.

Darum werden zeitgleich mit dem Europride Gegenveranstaltungen an verschiedenen Orten in Hamburg stattfinden

Wer helfen will und Schlafplätze zur Verfügung stellen kann: gaystream2004@yahoo.de

das Werbungskonglomerat

Das Programm sieht bis jetzt folgendermaßen aus:

Samstag, 5. Juni 2004
Come Queer - My Gender Is Music
ladies turn tables
Rote Flora, 23 Uhr

Sonntag, 6. Juni 2004
Queer Salon
- soundcollage zu queer 16:30
- Diskussion "War queer früher genauso schön für dich wie heute?" 17:30
- live: Lisa Bonita 20:00
Buttclub, 16 Uhr

Dienstag, 8. Juni 2004
Vortrag & Diskussion:
Geschlecht, Sexualität und Macht - was hat SM mit queer politics zu tun?
Buttclub, 19 Uhr

Café Bukarest
Dj loser Deutschland and the Dragaddicts
Livemusik von Dolly und le roi et moi
Alsenkrug, 22 Uhr

Mittwoch, 9. Juni 2004
Mobilisierungs und Infoveranstaltung zum feministischen FrauenLesben und FrauenLesbenTransgender Aktionscamp in Berlin (09.-12.09.04) Schwerpunkt des Camps werden Aktionen und Veranstaltungen zum Thema Sexismus, Rassismus und Umstrukturierung im Sozialbereich sein.
LIZ, 20 Uhr

Donnerstag, 10. Juni 2004
Queerswop*
*Information Clash Café and CommunicationCollage 18 Uhr
weitere Info`s zu Queerswop gibt es unter
www.bildwechsel.org/agentinnen/index.html.
Veganes Essen 19 Uhr
danach Musik
Buttclub, 18-24 Uhr
Eröffnungsfilme+Open Player
Störtebeker, 20 Uhr

TSM: TransSchwuleMänner
SMT: SchwuleMänner/Trans
LebensRealität
InfosAustauschReden
Cruisen...
Do It Yourself
Linker Laden, 15 Uhr

Baustelle
CSD Review
Filme & Bar
Linker Laden, 21 Uhr

Freitag, 11. Juni 2004
Bustour zu den unsichtbaren Orten Hamburgs
Zentraler Omnibus Bahnhof - ZOB, 13 Uhr

Veganes Frühstück 12 Uhr
Queerswop*:
mit "Tea, Tape, Infoclash"
Veganes Essen und Video 18-20 Uhr
Bar und Musik 20-23Uhr
Buttclub, 18-23 Uhr

kraß (bremen)
zu besuch bei "allein unter homos":
?queeries? - drei beiträge zu queeren kulturellen und politischen
praxen
* art is not enough. aids, queer politics, öffentlicher raum.
künstlerische interventionen in new york ende der 80er jahre
* the politics of femme - a queer gender
* making space: queere räume zwischen widerstand und integration
und im anschluß:
clubabend. musik und drinks von kraß. bar für schwule.lesben.queers.
Störtebeker, Uhrzeit wird noch bekannt gegeben. (siehe u.a. q-tipp.org)


Minha ist auch heimlich glücklich Fan
Party
Rote Flora, 23 Uhr

Samstag, 12. Juni 2004
Queerswop*:
mit "tea and tape" 14 Uhr
Veganes Essen und Video18-20 Uhr
Tanzenbarundmusik 20-2 Uhr
Buttclub, 14 -2 Uhr


Sonntag 13 Juni
Queerswop*:
Infoclash und Frühstücksfernsehen
Buttclub, 12-15 Uhr

Menschenrechte kritisch gesehen
Buttclub, 15 Uhr


Aktuelles und Änderungen gibt´s hier: www.q-tipp.org

Adressen:
Rote Flora: Achidi-John-Platz 1 (Ex-Schulterblatt 71)
Buttclub: St.Pauli-Hafenstraße 126
Störtebeker: Bernhardt-Nocht-Straße
Café Bukarest: Waterloostraße 48
Linker Laden: Kleiner Schäferkamp 46
LIZ: Karolinenstraße 21