Auf der 53.Berlinale (6.-13. Februar 2003) wird ein israelischer Film gezeigt, der eine schwule Liebe zwischen zwei Soldaten zum Thema hat. Sven hat diesen Film in Tel Aviv gesehen und empfiehlt ihn nicht nur wegen der schnuckeligen Hauptdarsteller und der Musik sondern auch, weil der Film und sein Überraschungserfolg etwas über Israel heute aussagen.

                                  
Yossi & Jagger

Der Film dauert nur 65 Minuten. In dieser reichlichen Stunde sehen wir den Versuch und das Scheitern eines coming out unter verhängnisvollen Umständen. Yossi und Lior (der von allen Jagger genannt wird wegen seiner Vorliebe fürs Amerikanische) sind Soldaten. Yossi ist der Vorgesetzte von Jagger. Sie verlieben sich ineinander, was in der israelischen Armee genau so verboten ist wie in jeder anderen Armee auch und genau wie in jeder anderen Armee vorkommt. Sie verbergen ihre Liebe, ihr Sex findet im Verborgenen statt. Jagger hätte gerne eine Liebe wie in einem amerikanischen Film, mit Liebesschwüren und Kitschmusik. Und er hätte gerne, dass alle davon erfahren. Yossi zögert und versteckt sich hinter seinem stress als Kommandeur.

Die Handlung spielt während des Libanon-Krieges in einem Außenposten in verschneitem Gelände. Die Verhältnisse in den Wohncontainern sind beengt und abgeschnitten von der Außenwelt. Die Einheit der beiden ist, wie in der IDF (Israel Defense Forces) üblich, gemischt. Zwei Frauen (besser: Mädchen) versuchen, sich gegen die Jungs durchzusetzen und sind doch nur mit. Sie sind für den Funkverkehr zuständig, wenn die anderen kämpfen gehen, bleiben sie drin. Eine hat ein Verhältnis mit dem obersten Kommandeur. Die andere hat sich in Jagger verliebt.

Gezeigt wird der Alltag. Er besteht aus dem schnellen Fick des Kommandeurs, der im Container vorbeischaut, um die Leute, die ein paar Tage Erholung haben sollten, gleich zum nächsten riskanten Einsatz rauszuschicken, mit der einen Frau. Und aus dem tricky Vorgehen der anderen, die sich Jagger angeln will. Aus Sex der beiden Jungs im Schnee mit Musik von Rita (einer wirklich großartigen israelischen Ethno-Schlager-Tussi). Aus Macho-Gehabe und Mädchengesprächen. Aus Disko-Improvisation und Anschiss. Und eben aus Krieg.

Eytan Fox, der Regisseur, ist ein Linker. Er thematisiert schwule Liebe und schwulenfeindliche Atmosphäre in der israelischen Armee, wenig entspannten Umgang mit Soldatinnen mitten im Männerbund und zeigt ganz normale Jugendliche, die in unwirtlicher Umgebung zu lebensgefährlichen Einsätzen kommandiert werden. Allerdings ist dies kein Antikriegsfilm. Kein Linker in Israel (auch nicht die Friedensbewegung und die Reservisten, die den Dienst in den "Gebieten" verweigern) käme auf die Idee, die israelischen Streitkräfte abzuschaffen. In Israel ist Militärpräsenz Teil des Alltags der Leute. Auch ich als Tourist habe mich wohler gefühlt, wenn im Bus einige Leute mit Maschinenpistolen mitfuhren. Und auch im Kino saßen Uniformierte und haben sich den Film angesehen, dem die IDF die Unterstützung aus Image-Gründen versagt haben, was nun auf sie zurück fällt. Der Film ist nämlich wider Erwarten ein Kassenerfolg geworden. Ganze Schulklassen und Armee-Einheiten rannten in die Kinos. Der Film hat mehrere Preise bekommen, lief im Fernsehen und hat eine ziemlich breite Rezeption auch in der Presse erfahren. Ivri Lider, dessen Soundtrack sich gut verkauft, hat gleich sein eigenes coming out drangehängt. Die Mädels strömen weiter in seine Konzerte.

Am Ende des Films ist der Krieg nicht zu Ende, das coming out verpatzt, die Liebe des Mädchens zu Jagger vergeblich und alle bleiben ziemlich ratlos mit der Information, dass Jagger auf Ritas coming out Hymne "Bo" (Komm) steht: Komm lass uns den Nebel vertreiben / Komm lass uns im Licht stehen und nicht im Dunkel / Du darfst auch mal weinen, wenn etwas in dir zerbricht / Eines Tages wirst du aufhören, zwischen den Schatten in deiner Seele umher zu irren... Das wird im Abspann von Ivri Lider gesungen. Taschentücher nicht vergessen.
           

Weiterführendes:

andere Besprechung auf: www.topica.com
(engl.)

Verleihinfos bei: Fortissimo
(engl.)

mehr zum Regisseur:


Berlinale:
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und ganz sicher ist dieser Film ein Kandidat für den Teddy

  

casper&teutonia: es gibt ja jetzt ein passendes buch zum thema: krieg und massenkultur - tom holert glaub ich...krieg(smetaphern) werden in werbe&mode-industrie vermarktet, krieg wird zum lifestyle....hompophilen männerbündlerischen militarismus kennen wir spätestens seit nazi-deutschland  djane teutonia
jörg: man kann auch sagen: casperaler bzw. teutonaler dünnschiss, den du da von dir gibst, liebe erstrednerin!  
casper&teutonia: tom holert hatte darüber schon unter dem titel "mehr von der welt" in der JW 19/2002 geschrieben..(s.u.)....2002 fand in der schweiz die "expo" statt, eine art schweizer "weltausstellung"..verschiedene käffer wurden mit lifestyligen/designten inszenierungen aufgemotzt...so hat der weltstar-architekt jean nouvel ein kaff(murten) mit militär-ästhetik-architektur bestückt - tarnbenetzte zelte, bunkerästhetik in olivgrün etc. beherbergten bauernmärkte, ausstellungen und theateraufführungen - damit nicht genug: das schweizer militär - in uniform - trat als freundliche security-crew in erscheinung, die verkehr regelte, die schülerlein über die strassen führte etc..,,  JW 19/2002-holert
casper&teutonia: ...natürlich hat der umstand, dass es schwule soldaten in der armee gibt (und die probleme damit haben) nichts damit zu tun...sehr wohl aber die tatsache, dass darüber ein fiktionaler spielfilm gedreht wird, der sich mit "schnuckeligen darstellern" ebenso schmückt wie mit "mädels", die neben der "echten liebe unter männern" ins abseits geraten...die koppelung von lifestyliger neuer (militärasthetisch) schwuler kultur mit realem krieg macht den film "interessant"..und krieg&miltarismus auch....odr?  
ratz: Es ist toll, wie du am Themenrad drehst, eben noch in Isreal, schon in der Schweiz. Und dass Militarismus böse böse ist, darüber sind wir uns ja alle einig. Puh, fühlen wir uns heute wieder edel, hilfreich und gut.  
stefan: mmh, casper vergaß offenbar, dass militarismus böse ist, nur nicht in israel. in israel ist alles ganz anders. irre ich mich oder nannte man das früher philosemitismus, eine spielart des antisemitismus, der juden eine besondere rolle, eine konstitutive andersartigkeit zuschreibt?  
ratz: ich wüsste nicht, dass irgendjemand diese position vertreten hätte, stefan. aber du scheinst beim thema israel reflexartig diese position zu unterstellen.  
stefan: es geht doch einfach darum, dass hier das militär ästhetisiert wird und gleichzeitig verschleiert, was es in wirklichkeit tut (z.b. die siedlungspolitik in den besetzten gebieten zu flankieren). zu unterscheiden ist das nicht mehr von der forderung "schwule in die bundeswehr". und es wird so getan, als wenn die armee, wenn sie nur endlich aufhören würde, schwule zu diskriminieren, eigentlich ein ganz toller haufen wäre. dazu passt die konstruktion eines militaristischen konsenses bis in die israelische linke. tatsächlich gibt es in israel eine breite bewegung von kriegsdienstverweigerern. aber das ist dem autor bei seinem besuch in israel offensichtlich gar nicht aufgefallen.  
ratz: hast du denn den film gesehen? ist jede darstellung von militär eine "ästhetisierung"?  
Sascha B.: @ ratz: Ich denke schon, dass jede "Darstellung des Militärs" auch eine "Ästhetisierung" bedeutet. Tabus sind vielleicht intellektuell zweifelhaft, politisch aber doch unumgehbar. Daher kann ich auch Leute unterstützen, die sich auf gewisse Dinge gar nicht erst einlassen wollen. Sicherlich gibt es Homosexuelle in den US-Elitetruppen und sonstwo und überhaupt überall. Was uns aber nur zeigt, dass wir andere Kriterien brauchen!  
Marcie: Rein von der Inhaltsangabe her entdecke ich da keine Ästhetisierung und keinen "tollen Haufen". Hab den Film aber noch nicht gesehen. Was mir aber auffällt, ist das ganz, ganz leise Rütteln am antimilitaristischen Konsens in der Queer-Szene. Das kommt so aus der Fetish-Ecke, und bedient sich der Israel-Palestina-Frage nur als Deckmantel. Also Israelis endlich als Soldaten, die man als Deutsche Queer Schwuchtel ungestraft geil finden darf.  
mausi: wieso "ungestraft"? wer wird denn bestraft, wenn er bilder von soldaten geil findet? schon tom of finlands schwülstige fantasien haben mal meine träume beherrscht. da wurde ich nie für bestraft. vielleicht fehlte mir der richtige zuchtmeister... ;-)  
nn: vielleicht ist es bekloppt, mich hier in einen streit über begriffe einzuklinken, weil der platz dafür sowieso zu kurz ist. aber so grobe verwurstungen sind doch ärgerlich. -- natürlich ist jede kunst- (also auch jede film-) produktion eine "ästhetisierung", weil sie mit künstlerischen, also ästhetischen mitteln arbeitet. wenn deine bemerkung darauf zielt, lieber sascha, ist sie aber einfach tautologisch. gemeinhin wird unter "ästhetisierung" etwas anderes verstanden: gesellschaftliche widersprüche so darzustellen, dass sie ihren politischen (also umkämpften) charakter verlieren und von den zuschauerInnen nur noch im bezugssystem "schön/hässlich" beurteilt werde.  
nn: bzw. etwas weiter formuliert: die zuschauerInnen konzentrieren sich nur darauf, was sie (persönlich) fühlen, wenn sie das dargestellte sehen. statt sich (politische) fragen zu stellen wie: betreffen mich und andere die dargestellten widersprüche, wie können wir darin handeln, wie/mit wem kann ich politisch handeln? usw. (was natürlich auch mit gefühlen zu tun hat). -- in absolut keiner weise lässt sich aus der filmvorstellung der verdacht begründen, dass in dem film militarismus ästhetisiert wird. und caspars sowie stefans äußerung sind nicht bloß einen verdacht, sondern ein fertiges urteil. ich finde, so ein urteil sollte in der regel erst gefällt werden, wenn man den film gesehen hat.  
nn: außerdem hat die argumentation von c&s mindestens zwei falsche voraussetzungen. die erste: 'wenn ein bestimmter widerspruch (z.b. der konflikt israel/palästina) nicht ausdrücklich thema des films ist, dann wird er darin sowieso verschwiegen.' so platt war nichtmal der sozialistische realismus. welche position der film in bezug auf diesen konflikt einnimmt, werden wir erst wissen, wenn wir den film gesehen haben. ich vermute -- ebenfalls ohne ihn gesehen zu haben --, dass er jede menge verweise auf den konflikt enthält, und ich vermute, dass aus ihm die hoffnung spricht, der konflikt möge beendet werden. (auf nachfrage werde ich gern begründen, wie ich zu dieser vermutung komme.)  
nn: die zweite falsche voraussetzung: 'man darf keinen film über israel machen, der nicht auch palästina thematisiert (weil der film sonst gezieltes verschweigen organisiert).' damit werden reichhaltigkeit, komplexität und innere widersprüchlichkeit einer ganzen gesellschaft auf einen einzigen widerspruch reduziert. sowas ist immer unsinn, weil man sich damit ein brett vor den kopf nagelt. die vielfalt sozialer, politischer, kultureller usw. kämpfe gerät völlig aus dem blick. übrigens auch das feld, in dem das, was stefan "konsens" nennt, hergestellt und verändert wird. (falls ein "militaristischer konsens" überhaupt existiert, was ich nicht glaube, ist er nichts statisches, homogenisierendes.)  
nn: noch eine anmerkung, die mit dem film nichts mehr zu tun hat: der begriff 'konsens' wird vollkommen depolitisierend, wenn man nicht untersucht, wie der konsens hergestellt + aufrecht erhalten wird. dagegen hilft ein blick zu antonio gramsci, der ihn in seinen "gefängnistagebüchern" (1930-32 im fascistischen kerker) entwickelt hat. bei gramsci gehört die konsensproduktion zur 'hegemonie', zu einer form von herrschaft, mit der soziale kräfte ihre interessen durchsetzen, indem sie das feld beherrschen, in dem alle anderen kräfte ihre interessen ausfechten. um den konsens zu knacken, muss man die interessen suchen, die hinter ihm stehen, und die interessen der beherrschten dagegen mobilisieren.  
stefan: vielleicht ist alles viel differenzierter, vielleicht ist es ein ganz toller film mit untergründiger kritik, vielleicht aber auch ein ganz schlechter. interessanter ist aber doch, über was wir hier eigentlich reden. von einem poststrukturalisten hätte ich erwartet, dass er erkennt, dass der gegenstand der diskussion nicht der film an sich ist (den wir alle nicht gesehen haben), sondern die rezension, die über ihn spricht. vielleicht ist der film ja ganz hervorragend. vielleicht ist die ästhetisierierung des militärs vielmehr dem autor der story zuzuschreiben? also lasst uns über die rezension reden. was sagt uns und was verschweigt uns der autor?  
stefan: und ich denke, der autor verschweigt uns, wozu das israelische militär eingesetzt wird (sicher einerseits zur notwendigen verteidigung israels. aber doch auch zur durchsetzung der siedlungspläne in den besetzten gebieten). statt aber über den *zweck* der institution zu reden, über die der film handelt, interessiert er sich einzig dafür, wie es schwulen darin ergeht, welche liebesgeschichten sie dort erleben und wie der film sie darstellt. und genau das stellt eine ästhetisierung des militärischen dar, dessen auftrag ja immerhin das töten ist (wenn auch manchmal unvermeidlich). und genau das stört mich daran.  
stefan: stell dir einen film vor, der eine homosexuelle liebesaffäre unter selbstmordattentätern zeigen würde, aber überhaupt nicht über selbstmordattentate an sich reflektieren würde. natürlich kann man die IDF nicht mit selbstmordattentätern vergleichen. aber sicherlich ist sie nicht nur eine organisation, die für eine gerechte sache kämpft, sondern schlicht und einfach auch eine besatzerarmee. wenn wir anfangen, von politischen kontexten zu abstrahieren, können wir demnächst auch einen thread mit der frage einrichten, ob die tatsache, dass sich neuerdings auch frauen in die luft sprengen, objektiv als emanzipation zu begrüßen ist.  
Leo: Selbstverständlich ist es sinnvoll, wenn die politische Rahmensituation nicht ausgeblendet wird. Nur ist das genau das, was Du - "schlicht und einfach" - mit Deiner Sicht von Besetzung und Siedlungspolitik tust. Vielleicht erklärt dieser Text, warum der Film solche einseitigen Erwartungen nicht erfüllen kann:  Hillel Halkin: Warum die Siedlungen bleiben sollten
kleiner spalter: In dem Film wird der Rezension nach nicht gerade um die Siedlungspolitik gehen, da die Geschichte wohl in den Kontext des Libanonkrieges gesetzt ist. Ob der Krieg kritisch reflektiert wird, insbesondere die vorangegangene Destabilisierungs-politk Israels thematisiert wird ist der Rezension allerdings nicht zu entnehmen.  
kleiner Spalter: Der utor der Rezension hat den schwerpunkt auf soziale Komponente inerhalb einer Truppeneinheit gelegt. Ist er jetzt deswegen ein militarismusverherlicher, weil ihm diese Komponente des Filmes besonders wichtig war? Soll man Soldaten in Uniform, insbesondere der Wehrpflichtsarmee IDF, gleich als Unmenschen und Vertreter irgendwelcher schrecklicher Ismes sehen, anstatt sie als in den verpflichtungen der gesellschaft und des lebens verpflochtene Individuen, die nebenheer noch recht schnuckelig aussehen? ... naja abschliessend: mich persoenlich hat die Rezension ganz heiss auf den Film gemacht.  
ratz@kleinen spalter: Ja, man soll. Natürlich muss man zwischen der Institution und deren individuellen Vertretern und Vertreterinnen unterscheiden. Erklär doch mal bitte, warum die israleische Armee so knorke ist.  
kleiner Spalter: Naja als knorke wuerd ich die IDF nicht bezeichnen. Die Betonung liegt mehr auf Wehrpflicht als IDF ... also dass die armen Burschen und Maedels dahin muessen. Verweigern ist ja in Israel nicht so einfach. Gibs aba auch. Und weiterfuehrend wird die Diskussion sehr schwer, da sich diese ganze Palistina-Israel-als-fluchtburg-der-Juden-Problematik nicht in einem fuenfzeiler abhandeln laesst.  
Jaqui: Wenn ich mir die Diskussion so anhöre, finde ich es schade dass der Film bei der Berlinale gezeigt wird. Mich nervt dass mit diesem Film nur die aktuelle Palästinenser-Problematik assoziert wird und nicht versucht wird mal open minded zu sein und ein Einblick in die Israelische Gesellschaft zu bekommen, dessen Judend über Ihr Leben zwischen dem 18. und 21. Lebensjahr nicht im geringsten bestimmen kann. Übrigens: Erstaunlich, dass keiner in Zusammenhang mit diesem Film das Morden der christlichen Libanesen an die moslemischen Libanesen bzw. an die Palästinenser erwähnt.  
ratz: So, jetzt war ich drin! Jetzt kann ich endlich was über den Film sagen und das ist düster: militaristisch-nationaler Homo-Schmalz mit leckerer Fetisch-Optik! M. E. versucht der Film, schwule Männer in den nationalen israelischen Diskurs einzuschreiben, indem er zeigt, dass auch Schwule respektierliche Staatsbürger sein können, mit allem was dazu gehört: sie sind tapfere Soldaten und sterben heroisch für das Vaterland mit allem Pathos, der dazu gehört.  
noch mal ratz: Er entwirkft dazu ein ziemlich unkritisches und ästhetisiertes Bild einer demokratische Armee, die auch ein Plätzchen für Hetera-Frauen und Schwule hat. Die Armee bleibt nicht nur unhinterfragt, sondern wird hochgradig sexualisiert und ästhetisiert. Vom Sinn und Zweck ihres Tuns, von ihren Feinden erfährt man nichts. Das Ende ist melancholisch versöhnlich, sodass der Film auch unter israelischen Militärs ein großer Erfolg sein konnte.  
postoffice2003: Nationaler Homoschmalz... modern verpackt natürlich - aber das trifft es wunderbar, Lore.  
nn2: @stefan: Als wenn die Kriegsdienstverweigerer in Israel den Kriegsdienst um des Krieges Willen verweigern würden! Die Argumentation der religiösen Fundamentalisten ist, daß es keinen Staat Israel als Staat der Juden gibt und man daher auch nicht in seiner Armee Kriegsdienst leisten kann (ebensowenig, wie diejenigen Steuern zahlen). Das hat aber mit Kriegsdienstverweigerung aus pazifitischen oder Gewissensgründen nichts zu tun.  
nn2 nochmal: Und zum Militarismus-Vorwurf: Es gibt immer mindestens zwei Seiten einer Medaille und dieser Film konzentriert sich nunmal auf Schwule in den IDF. Er thematisiert nicht die Stellung der IDF im Staat, die Aufgaben der IDF, die Verbrechen Angehöriger der IDF oder der IDF selbst - die Armee ist weit mehr Kulisse als Hauptgegenstand... Ihr nutzt doch auch alle das Internet, obwohl bewiesen ist, daß es AUCH Kinderpornographie unterstützt.  
ratz@nn2: Dieser Preis ist mir aber entschieden zu hoch. Ich habe auch nicht über das gesprochen, was der Film ausblendet. Ich habe über das gesprochen, was der Film zeigt. Und da hat mich einiges ziemlich genervt. Es gibt übrigens nicht nur religiös-fundamentalistische Kriegsdienstverweigerer in Israel, das stimmt so nicht.  
casper&teutonia@ratz: sehr gut ratz, dass de drin warst - und das bestätigst, was mein verdacht schon aufgrund des schmalzigen fetisch/miltarismus-ästhetisierenden-affirmativen etuxx-artikels war...hier in ch kann ich mir den film nicht anschauen, würd`s aber auch nicht..  
casper&teutonia: ..eigentlich hab ich schon länger vor, mal`n (script für`n) schwules roadmovie zu machen; nach dem motto: schwules killerpärchen gegen den rest der welt (vorbild: natural born killers) - die hochmännlich aufgezüchteten militaristischen schwuchteln metzeln alles nieder, was sich sich ihnen vermeintlich oder echt homophob entegegen stellt bzw. ihre männlichkeit in frage stellt - schliesslich kommt es zu verbrüderungsgehirnfick-szenen mit naziskins.... wer macht mit?  
produktionbüro Killerpärchen: mensch caspar, Deine Road-Movie-Weltsicht bedient (gut gemacht) dann Fetische während der Rest wegschaut oder geht...  
c&t@produktionsbürokillerpärchen: "gut gemacht"..tja das ist ansichtssache: mir schwebt so ne ästhetik ala praunheim/waters vor...ich glaub nicht, dass das fetisch-tauglich wäre - mann könnte die hauptrollen auch von frauen (drag kings) spielen lassen  djane teutonia
kleiner spalter: @nn2: Als wenn es in Israel nur religioese Fundamentalisten gaebe ... die dann noch nicht einmal Probleme bei der Verweigerung bekommen ... Probleme bekommen aber die unreligioesen die des Krieges wegen .... oder so  
stjopa: Ratz, wolltest du vielleicht gern helden sehn, und fandest sie deshalb auch? ich fand die beiden nicht sehr heroisch dargestellt. eher ziemlich feige. und ihre kameradInnen eigentlich auch. alle arrangieren sich irgendwie mit militär und krieg, und sind/werden dabei nicht glücklich. allerdings geht es im film nicht um die ursachen von krieg und militär und auch nicht um die mittel zu ihrer überwindung. aber ich erwarte von einem film nicht mehr, als dass er etwas über die realität seiner figuren erzählt. gedanken machen kann ich mir selber.  
ratz: Naja, die Gedanken hab ich mir dazu eben gemacht und der Film hat diese Gednken offenbar nicht unmöglich gemacht. Ich verstehe diesen neutralen Realismusanspruch nicht. Glaubst du ernsthaft, dass es eine Art gibt, eine Geschichte zu erzählen, die nicht bereits ein strategischer Ausschnitt der Wirklichkeit und damit ideologisch ist? Der demokratische Held darf auch feige und schwul sein, wenn er für sein Vaterland stirbt. Das ist der Fortschritt.  
stjopa: ich glaub nicht, das eine geschichte "ideologiefrei" erzählt werden könnte, aber wenn es sich um die wirklichkeit ihrer heldinnen handelt, finde ich es aufrichtig. verlangst du ernsthaft eine "richtige" strategie beim erzählen von geschichten? quasie den klassenstandpunkt?  
ratz: mir sind standpunkte, die das militär problematisieren und nicht affirmieren einfach lieber. insofern entscheide ich da ganz klar nach dem "klassenstandpunkt". natürlich kann man auch eine andere wahrnehmung haben. es gibt aber gute gründe, das militär kritischer zu betrachten. und der film hätte die möglichkeiten auch gehabt. man kann auch den komödienstadl gucken. die leute, die da vorkommen, sind auch "echt" mit ihren gefühlen und wahrnehmungen.