Antifa, wohin gehst du?
- revised version -

Eine neue, genauere Schilderung der Ereignisse vom 7.10.

Am Sonntagmorgen, den 07.10.01 gegen 1.00 Uhr, wurden an der Revaler Str./Warschauer Str. in Friedrichshain zwei Schwule von einer Gruppe von 8-10 vermummten Antifas angegriffen. Die beiden waren auf dem Weg zu einem schwulen Club im Friedrichshain, hatten ganz kurze Haare, der eine trug eine Armyhose, der andere Jeans, beide trugen Fliegerjacken, der eine weisse Turnschuhe, der andere Springerstiefel mit roten Schnürsenkeln.

Am Abend des 06.10.01 hatte im Friedrichshainer Kulturzentrum "RAW-Tempel" eine Genua- Soliparty stattgefunden. In der Kneipe "Via Nova" gegenüber dem "RAW-Tempel" wurden an diesem Abend einige Kameradschaftsnazis der "Gruppe 9" sowie ihr jugendlicher Anhang, insgesamt ca. 10 Personen gesehen. Bei der "Gruppe 9" handelt es sich um eine Schlägerkombo aus Treptow, die sich um Marc Oemus sammelt. Oemus selber fungierte in der Vergangenheit des öfteren bei NPD-Aufzügen als Ordner und ist als Schläger bekannt.

Nachdem auf der Soliparty bekannt wurde, dass in der Kneipe Nazis erkannt worden waren, sammelten sich in der Nähe mehrere Antifas und warteten darauf, dass die Nazis die Kneipe verlassen würden. Zu diesem Zeitpunkt kamen die beiden schwulen Partygänger aus der Libauer Strasse, und damit aus der Sicht der Angreifer aus Richtung der Kneipe, in der zuvor die Nazis gesehen worden waren.

Aufgrund des Aussehens der beiden glaubten die Angreifer offenbar, dass es sich bei ihnen um Nazis handeln würde. Die Angreifer kamen aus verschiedenen Richtungen auf die beiden zu und griffen unmittelbar an, ohne die beiden zuvor anzusprechen. Die beiden wurden mit Sprüchen wie "Verpisst euch, ihr Faschoschweine" belegt, und mit Flaschen und Knüppeln u.a. gezielt auf den Kopf geschlagen. Die Strasse war relativ dunkel, so dass die Angreifer vermutlich nicht mehr als Umrisse sehen konnten.

Dem einen der beiden Angegriffenen gelang es zunächst, vor den Angreifern wegzurennen. Sein Freund hatte sofort einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen und konnte nicht fliehen. Obwohl er laut schrie "Wir sind keine Nazis!" schlugen 5-6 der Angreifer auf ihn ein. Der andere Angegriffene rannte dann wieder zurück, um seinem Freund zu helfen und versuchte, ihn aus dem Zugriff der Gruppe herauszuziehen. Die Angreifer schlugen dann auf die beiden weiter ein, bis sie zu Boden gingen. Der Rest der Gruppe stand dabei und liess die anderen darin gewähren, ihre beiden Opfer weiter zusammenzuschlagen.

Trotz der Hilferufe kam keiner der zahlreichen Passanten, die die Szene beobachteten, den beiden zur Hilfe oder versuchte, Hilfe zu organisieren. Die beiden Angegriffenen erlitten Schnittwunden von den Flaschen, große blutende Platzwunden am Kopf, die genäht werden mussten, Prellungen am Oberkörper, einer einen gebrochenen Finger (zwischenzeitlich kursierende Gerüchte, dass einem der Arm zertrümmert worden wäre, treffen nicht zu).



Versuch, die bisherige etuxx-Diskussion darüber zusammenzufassen

Eine Überschrift mit Folgen stand über dem Beitrag "einiger aufgebrachter Tunten", der sich in unserer letzten Ausgabe mit einem Angriff auf zwei schwule Glatzen auseinandersetzte: "Linke klatschen Homos!". Weder die AutorInnen (das wurde spätestens im text deutlich) noch die Redaktion wollten damit suggerieren, dass es sich dabei um einen schwulenfeindlichen Angriff gehandelt hätte.

Dergleichen Unterstellungen konnten (hoffentlich) auch relativ schnell ausgeräumt werden. Die DiskutantInnen konzentrierten sich im Folgenden auf zwei Aspekte, die sich, nur etwas zynisch, so zusammenfassen lassen: 1. Was darf die Antifa? 2. Sind die Opfer nicht auch zumindest mitschuldig daran, dass sie verprügelt wurden?

Was also darf die Antifa? Ein militantes Vorgehen gegen Nazis wurde grundsätzlich nicht infrage gestellt, das planlose "Draufhauen" dagegen schon. "Erst fragen, dann schlagen!" war eine Maxime, ungeprüft aber blieb, inwieweit sie sich in "aufgeheizten" Situationen umsetzen lässt. Es gab berechtigte Einwände dagegen, den Vorfall justiziabel zu machen und in eine Öffentlichkeit zu zerren, der nur an einer Zerstörung der Antifa-Zusammenhänge gelegen sein kann.

Zur Beruhigung der "Aufgebrachten" trugen die Äusserungen einer selbsternannten "Kiezpolizei", man kenne die Täter und werde sie mit Sanktionen belegen, allerdings nicht bei. Der Graben zwischen organisierten Antifas und linken Schwulen erwies sich als "wide, wide open". Es war wohl auch zuviel verlangt, auf etuxx ein Reuebekenntnis der Täter zu fordern.

Der längste und am vehementesten vorgetragene Teil der Debatte drehte sich aber um die Mitverantwortung der Opfer. Allen, die dies vertraten, wurde zwar vorgehalten, sie folgten damit einer "Vergewaltiger-Ideologie" ("Ist sie ja selbst schuld, wenn sie so´n knappes Röckchen anhat...") - das Unbehagen gegenüber Schwulen, die mit ihrem Outfit mit rechtsradikalen Attributen spielen, liess sich allerdings mit diesen Invektiven nicht "abbügeln".

"Nee, tut mir leid: wenn Ihr Euren Fetisch so aussucht, müsst Ihr mit dem Risiko leben, dass Ihr für Nazis gehalten werdet. Ihr könntet Euch ja so erkennbar machen, dass die Verwechslung nicht vorkommt. Dumm nur, dass der Fetisch dann nicht mehr funktioniert. Pech gehabt. Ihr könnt ja das Risiko von Schlägen als erotischen Kitzel nehmen... Aber den Opferdiskurs könnt Ihr echt stecken lassen!".

Nein, den "Opferdiskurs" können und wollen wir nicht "stecken lassen". Kaum jemand nämlich hat danach gefragt, wie es den Zusammengeschlagenen selbst im Moment eigentlich geht. Das Trauma nach einer solchen "Prügelei" hält nämlich häufig länger an als die Folgen der körperlichen Verletzungen.

Moment mal, bitte: "Nein, den 'Opferdiskurs' können und wollen wir nicht 'stecken lassen'." Wer ist eigentlich das "wir" in diesem Satz? Und -- da der ganze Text ja aus der Perspektive dieses "wir" geschrieben ist -- ist das eine Zusammenfassung der bisherigen Diskussion? Ihr scheint nicht viel gelernt zu haben aus dem Vorwurf, dass Ihr eine bestimmte Art von Diskussion vorgebt.  
Golda Meir: Gebt nur weiter "eine bestimmte Art von Diskussion" vor :-) Ich will Eure Meinung erkennen und Euch nicht für Journalisten halten. Wenn die Beschreibung des Vorfalls und der Debatte so in etwa hinkommt: Diese Antifa-Macker haben noch einiges zu kapieren. Vor allem, dass man die Methoden derjenigen, die man bekämpft, besser nicht übernehmen sollte.  
Der Autor der Zusammenfassung: Sagen wir (!) es doch so: den Opferdiskurs SOLLTEN wir nicht stecken lassen! Dann wird klar, dass mit dem "wir" alle gemeint sind, die sich hier auf etuxx tummeln (und viele mehr).  
Mc-Luther-King: Bei der Anti-Nazi-Demo in Berlin zeitig am Nordbahnhof angekommen. Um die Ecke gebogen - und nur anderthalb Meter entfernt stehen 2 Faschos in vollem Ornat. Zwischen uns nur ein Absperrgitter. Da drängen sich schon die Bullen zwischen uns, Schlagstöcke in unsere Richtung. Noch ein dreckiges Grinsen der Braunen - und sie sind weg.  
Mc-Macolm-X: Soviel Hass, Enttäuschung und Schläfenpochen hatte ich noch nie. In dem Moment konnte ich alle verstehen, die Nazis auf's Maul hauen wollen und für das Jammern über Kollateralschäden kein Verständnis haben. Schweine-Nazis. Schweine-Bullen. Und Schweine-Ich, der gezögert hat, der Angst hatte. Aber hinterher von Hellfire-Raketen auf den Nordbahnhof träumte.  
Kristina Kraischkowka: schade, dass sich in der zusammenfassung die Frage "was darf Fetisch sein" , vorsichtig gesagt, umgangen wurde. Was den "opfer-Diskurs" hier so schwierig macht ist die Tatsache, dass der "Fetisch" nunmal ein knallhartes Täter-Klischee fetischisiert. Das müsste für emanzipierte Schwuchteln im Jahre 2001 doch mindestens fragwürdig erscheinen  
Kraischkowka: Und bevor mir hier sonstwas unterstellt wird: ich habe in einem meiner früheren kommentare klar gesagt, dass Antifas, die sich für eine gewisse Form der Strassenmilitanz entscheiden, einen sehr hohen Grad an verantwortung haben, und die aktuellen nazi-Fotomappen durchaus kennen sollten soviel zu "was darf die Antifa" Ich möchte alle "Noch Nicht-Militanten" an dieser Stelle auf den etwas banal formulierten aber durchaus treffenden "militant manifesto" in indymedia (open posting, einfach als Suchbegriff eingeben) hinweisen  
Kraischkowka: das "manifesto" entstand aus dem unmittelbaren Eindruck nach den Ereignisen von göteburg und Genua, und aus der Einsicht, dass alles was scheisse lief, keinesfalls nur von Provokateuren war. Es gibt in der militanten Szenen natürlich immer wieder diskussions und vermittlungsbedarf, wie sollte das auch anders sein. Ich hätte die Diskussion auch trotz, oder gerade wegen der Ereignisse vorm RAW-Tempel auch in folgende Richtung:  
Kraischkowka: Wie spätestens auch der Nazi-Aufmarsch am 1.12. in Berlin gezeigt hat, ist das Thema antifaschistische Militanz und Sebstchutz überhaupt nicht vom Tisch, im Gegenteil können wir davon ausgehen, das auch die schwulen "Hochburgen" Prenzelberg und Friedelhain durchaus weiter"umkämpft" sein werden. Was für ein Verhältniss haben wir als Linke Schwuchteln, die wir ja auch von einem zurückgedrängen der Nazis profitieren gegenüber militanten Antifas?? Nehmen wir sie auch gegenüber der bürgerlichen gegen rechts-Schwuchteln in Schutz, die diese Aktionsformen bestimmt nicht gutheissen werden??  
nemo: in meinen augen sind streichholzschachtelschub-ladendenkende "antifas", die mit der gleichen brutalen ignoranz, dummheit und sogar lust wie die neonazis auf ihre vermeintlichen gegner einschlagen, doch nicht wirklich diejenigen mit den besseren zukunftsideen.  
nemo: und fragt sich endlich mal jemand aus euren reihen, ob maskierte (uniformierte!) "linke" kapuzenträger, die polizisten mit steine bewerfen, nicht auch potentielle mörder sind! warum machen viele von euch es mir so schwer, euch ernst zu nehmen? was wollt ihr eigentlich erreichen??? eine bessere welt, mit diesen mitteln??? wo ist da der sichtbare unterschied zu den faschisten?  
stjopa: Ja nemo: ich bin ein potentieller Mörder. Ausserdem Skinhead und Antifaschist, und ernstgenommen will ich auch werden, eben deswegen. Aber ich bin endgültig davon überzeugt, dass das mit dem Ernstnehmen hier im virtuellen Raum nicht funktioniert. Hier wird es keine Diskussion um militante Politikformen geben, und auch keine ernsthafte Disskusion über Subkulturen und leider auch keine Disskusion über die Strukturen von Lust und Begehren unter Männern.  
Tomskin: Ja, Stjopa! Du hast leider Recht. Diese ganze verkopfte und ideologielastige Debatte ist total verlogen. Wenn ich versuche Antifa's ernst zu nehmen, läuft es (von einigen intelligenten Ausnahmen abgesehen) auf Schwarz-Weiß-Malerei und das "Wissen" auf der richtigen Seite, und deshalb jeden verprügeln zu dürfen, den man für den Feind hält, hinaus.  
Leo: Die Redaktion wollte bestimmt nichts suggerieren, aber sie wollte eben auch nicht vermeiden, daß der Eindruck einer homophoben Motivation erweckt wird. Außerdem will jede Redaktion mit möglichst beeindruckenden Schlagzeilen den flüchtigen Leser zu locken. Beim kritischen Leser erweckt man so jedoch den Eindruck, die Genauigkeit der Darstellung zugunsten der (in diesem Fall vermeintlichen) Mehrheitsfähigkeit zu vernachlässigen. Hier wären Prioritäten etwas bewußter zu setzen. Und eine Zusammenfassung, die den Diskussionsstand auf eine plumpe Wir-Ihr-Denke reduziert, finde ich dürftig. Auf diese Weise erschwert man den politischen Brückenschlag statt ihn zu fördern.  
MC-Luther-King: Ich habe einen Traum. Ich träume von einer Antifa, die die Bullen ignoriert. Die Angriffe auf die Polizei vor der Synagoge waren sowas von dermassen strunzdumm und überflüssig ... Aber seit ich selbst den Zorn geschmeckt habe, kann ich unsere Brüder und Schwestern unter den Kapuzen nicht mehr restlos verdammen. Mögen sie die Kraft finden, ihren Bullenfetish gegen wahre Ziele einzutauschen.  
MC Macolm X: Denn, liebe Gemeinde, eins ist wohl sonnenklar. Die (Hetero-)Antifa hat den Skin/Gewaltfetisch der beiden Opfer von Friedrichshain nie thematisiert - weil sie dann nämlich auch ihren eigenen Gewaltfetisch kritisieren lassen müsste. Und "Nazis-aufs-Maul", das soll ja unhinterfragte Wahrheit bleiben. Also hört auf, immer wieder diesen Skinheads-sinds-selber-schuld-Psalm zu singen.  
Sascha B.: @Leo: Wo siehst Du denn "den Diskussionsstand auf eine plumpe Wir-Ihr-Denke reduziert"? Du liest in die Zusammenfassung etwas hinein, was nicht drin steht. Das "wir" bezeichnet die Leute, die hier diskutieren. Und "wir" sollten eben immer mal (so nebenbei) die Opferperspektive der Angegriffenen mitbedenken. Das ist alles.  
ratz: ich war sonnabend nacht noch auf nem streetpunk-konzert im abc-club in köpenick, nem gemeindejugendzentrum. an der tür stand: keine faschos. und dann habe ich unter dem publikum, das aus allen möglichen leuten bestand (punkx, skins, hiphop, rasta-hippies...) zwei typen mit techno-hosen und kapuzis entdeckt, auf denen "gruppe 9 ost-berlin" in altdeutschen lettern stand. die schienen dort alle möglichen leute zu kennen. ich fand's zum kotzen und bekam's aber auch mit der angst zu tun. immerhin hatte ich linke aufnäher und anstecker und mit den zwei typen hätte ich's nie aufnehmen können.  
Sascha B.: Na ja, die beiden wollten sicher auch keine Saalschlacht riskieren... Aber mal im Ernst: In einem Club, der draussen d´ranschreibt: "Keine Faschos!", würde ich schon mit Faschos rechnen - sonst hätte das Schild ja keinen Sinn. Und wenn so ein Schild am SO- oder SchwuZ-Eingang auftauchen würde, hätte ich ein paar Fragen an die BetreiberInnen. Es ist einfach eine Scheiss-Erfahrung, wenn ("unsere"?) Räume unsicher werden.  
Jammertal: "unsere" Räume ??? die, der Technojünger, Hippi-Hopper oder was weiß ich. Begreift doch endlich, dass sich politische Haltungen nicht an sexueller Ausrichting, Musikgeschmack oder sonst was orientiert. Es gibt schwule Nazis, Nazi-Veganer und angebliche Nazi-Gegner, die keinen Deut besser sind, die in ihrer Menschenverachtung sich ziemlich auf die gleiche Stufe wie die begeben haben, die sie bekämpfen. Und Lust, zuzuschlagen, weil sie Nazis hassen, haben sie allemal. Je besser die "Religion" wirkt, desto grösser der Hass, gegen Amerika, gegen Nazis, gegen bin Laden, gegen Linke, gegen Ausländer - Religion ist allen wichtig - auch Linken! auch Antifaschisten!  
Jammeretal sagt gute Nacht: Wir andern sind nur "Weicheier mit unserem humanistischen Menscheln". Nein wir klagen über die Toten in Afghanistan und über die schwulen Opfer Friedrichshains ... . Zuschlagen, klar haben, sich durchsetzen - Winner sein - die Lust im Tier uns im Manne (und in mancher Frau!) ja Lust haben zuzuschlagen! Es gäbe auch andere Methoden der Demütigung nicht nur die der körperlichen Inquisition. Freunde zogen einen mutmaßliche Nazi nackt aus.  
Jammertal noch einen: War es keiner, sollte er sich darüber Gadanken machen, wieso er dafür gehalten wurde. Sollte es ein DOITSCHER gewesen sein, war die Demütigung bestimmt so gut wie ein blaues Auge. Jetzt aber Gute Nacht, Kinder!  
Gute Nacht Mutti: schlaf gut  
ratz: wisst ihr, dass mich dieses territorialdenken echt ankotzt. "Unsere Räume müssen sauber bleiben!" aber köpenick? wer interessiert sich schon dafür, das is ja eh schon out of any question - das reich der hunnen. und innen club, der's nötig hat, sich von faschos abzugrenzen, da setz ich doch gar nicht meinen edlen antifaschistischen fuß rein. so was is mir zu schmutzig. ich geh lieber dahin, wo sich niemand um neonazis gedanken machen muss. -schön für die, die sich diesen luxus leisten können. vergammelt doch in euren heile-welt-kiezen!  
Klostein: An Jammertal: Das mit der Religion wäre sicher ein ganz interessanter Aspekt. Dei meisten von uns hier haben das christliche Betriebssystem mit auf den Weg bekommen. Da sind wir auch immer froh, wenn klar ist was gut und was böse ist. Wer Erfahrung mit Computern hat, weiss sicher wie schwierig es ist auf so einer Maschine ein anderes (Dos auf Mac, viel spass!) Betriebssystem zu instalieren. Religions-Uebersetzungsprogramme für Menschen gibts nicht mal bei den Ateisten...  
theo logic: auf was für'm betriebssystem laufen den atheisten? wahrscheinlich oberon... theoretisch schick, aber ohne glaube keine programme.  
c64addict: oberon ist eine programmiersprache  
theo lgic: in 5,3 minuten berichtigt. was seid ihr für nerds  
Leo: Jammertal, ich finde Deinen Hinweis auf die subtilen Methoden gut und es gibt auch noch subtilere. Wenn ein Nazi von sich aus den Widerstand eingestellt hat kann man von der harten Schiene runtergehen und stattdessen das Ausziehspiel oder andere witzige Sachen machen. Aber eben nur dann wenn. Die Antifas mußten bei den vermeintlichen Treptowern davon ausgehen, daß die Aufforderung, sich Freizumachen nur dazu führt, daß der Nazi den ersten Schlag hat und damit die bessere Ausgangsposition, die in der Auseinandersetzung zwischen vermeintlich etwa gleich starken Gegnern entscheidend sein kann.  
Leo: Sascha, plump ist dort, wo "Wir=Etuxx-Gemeinde" und "Ihr=Antifa-Szene" (oder umgekehrt, wie in dem zitierten Kommentar von Biggy) plausibel ist (exklusives Wir). Wenn ein "Wir" hier überhaupt hilfreich sein kann, dann als "Wir=Nazi-Gegner" (inklusives Wir). Ich halte es jedoch für besser, überhaupt nicht von "Wir" zu sprechen, weil "Wir" einen politischen Konsens bedeutet. Jeder, der die Diskussion gelesen hat, weiß aber, daß die Etuxx-Gemeinde keinen Konsens bietet sondern eine ziemlich fraktale Meinungslandschaft. Vor diesem Hintergrund signalisiert ein exklusives "Wir" Bestrebungen, mit dem RAW-Vorfall Stellvertreterpolitik zu betreiben. Es wäre also besser vermieden worden.  
Jammerthhhhal mit #: Mir geht's ein wenig um die Gewaltspirale, und die #höhere# Berufung aus der #gesicherten# Position zuschlagen zu können. Herr Bush macht das (das Krieg) auch aus eben jener Überzeugung - und glaube auch nicht, dass man mit rosa Kerzen gegen Rechts dabei etwas bewirken kann. Aber Antifaschismus darf sich auch mal von der orginellen Seite zeigen, - in seiner Hauf Druff Mentalität hat er nämlich wenig Anhänger und Rückhalt; und den sollten auch militante Aktionen haben.  
Jammi ohne #: "Verhalten" gegen Nazis sollte doch sehr zwischen Sachen und Menschen unterscheiden - Und ein Urteil via Todesstrafe/Krüppellisierung fällt für mich negativ aus - und wer da nicht mitgeht, hat sich verabschiedet vom Menschsein. Nazi schlagen ist wie eine Justizstrafe, gerecht in ihrem Urteil (wer entscheidet Gerechtigkeit?) - doch immer mit Fehlern behaftet - und wenn zu Unrecht: ein Stück von ihrem Leben - Und hiermit mal einen Gruß an die Opfer dieses Überfalls. Gute Besserung, unbekanterweise.  
Der stille Beatle: Gerade entdeckt: was noch geht (und nicht geht) ausser kaputtschlagen und ausziehen  Queer gegen Nazis, real-world
Leo: Was bleibt ist die Befürchtung, daß Antifapraxis eine undurchsichtige Heteromackerdomäne sein muß, mit allen unschönen Nebenerscheinungen, die undurchsichtige Heteromackerdomänen so an sich haben. Die Ursache für das Entstehen solcher Vorbehalte sehe ich in der schon seit längerer Zeit nicht ausreichenden personellen Verflechtung von Antifaszene und Polithomomilieu. Der beste Weg, die Antifa im bezug auf den Umgang mit der Männerrolle und die Dosierung von Militanz zu kontrollieren, ist als Schwuler selbst in Antifa-Gruppen mitzuarbeiten.  
Leo: Das ist zwar gänzlich unspektakulär, dafür aber weitaus effektiver als Stellvertreterpolitik. Und man kann so aus der Nähe beobachten, daß die Antifa durchaus willens und in der Lage ist, die Joseph Fischers von morgen erfolgreich auszumanövrieren. Es gab übrigens in den letzten Jahren in der Antifa eine Fülle von Debatten um die Utopiefähigkeit der eigenen Politik, aber keine einzige explizit schwule Stellungnahme darin. Eigentlich erstaunlich, daß es eines fast lupenreinen Worst Case Szenarios bedurfte, um dieses Schweigen zu beenden.  
Bodo: Lieber Leo bei aller Liebe und einer möglichen Kooperation von "Antifaszene und Polithomomilieu", aber das wirkt mir ein wenig zu aufgesetzt. Ich vermute Du bist ein Hete, denn aus gutem Grund mache ich als Schwuler nicht in einer ANTIFA mit, obwohl ich früher lange darin gearbeitet habe. Dein Aufruf "als Schwuler selbst in Antifa-Gruppen mitzuarbeiten" hört sich zu sehr nach INTERIM an. Du übergehst zu schnell die berechtigten Differenzen die sich nicht so schnell ausbügeln lassen. Um mit Lenin zu sprechen: Das ein Schritt nach vorne und zwei zurück.  
Homo@Bodo: Was sind denn (gerne kurzgefasst) deiner Meinung nach die "berechtigten" inhaltlichen "Differenzen" zwischen "Antifaszene und Polithomomilieu"?  
Leo: Daß ich hier für hetero gehalten werde ist der Treppenwitz des Jahres. Zur Klarstellung: Ich bin zwar nicht als Schwuler in die Antifa gegangen, aber ich bin nach meinem CO dabeigeblieben, weil ich weiter Politik mit Ergebnissen machen wollte und ich mit der Antifaszene als CO-Umfeld überwiegend positive Erfahrungen gesammelt hatte. Ich halte diese Entscheidung bis heute für richtig, nicht zuletzt deswegen, weil es seinerzeit schon keine politikfähigen Schwulengruppen mehr gab - die letzten hatten sich gerade durch übermäßigen Fraktionszwang selbst isoliert. Die politischen Differenzen, die ich in der Antifaszene erlebt habe, waren nie größer als die, die es auch hier gibt.  
haha: Antifa - politikfähig: Treppenwitz des Jahres! haha  
Halma: Natürlich wurden die beiden Opfer in letzter Konsequenz verprügelt, weil sie schwul sind. Sie trugen ihre Kleidung, weil sie schwul sind. Sie darin nicht ernst genommen zu haben, da entüllt sich die dumpfe Homophobie der Täter.  
Halma: Schwule tragen die Kennzeichen der Männlichkeit vor sich her, damit sie nicht ständig ihre Männlichkeit beweisen müssen. Die Kleidung nimmt ihnen einen Teil der Beweislast ab. Der Unwille, das, oder schwule Besonderheiten überhaupt, zur Kenntnis zu nehmen, erledigt die "Antifa" vollständig als soziale Bewegung - aber keineswegs als Macht der Strasse.  
Halma: Und da soll es dem offenen Bekunden der Kommentatoren nach ja auch hingehen. Und Krüppel erzeugen zu können, beweist mit Sicherheit Stärke.  
die schwule helga: du hast ja so recht, halma! deine theorie erklärt auch das betont männliche verhalten von fummeltunten, die ja nicht über ihre kleidung die entsprechenden signale senden können. die antifa muß endlich lernen, daß es emanzipatorisch ist, auszusehen wie eine nazihackfresse, und entsprechend albern, geschlechterrollen in frage stellen zu wollen. ein mann is nun mal ein mann, und das muß man ja wohl auch zeigen dürfen!  
signal: das sich fummeltunten nicht männlich benehmen würden, ist der zweitbeste Treppenwitz des jahres. mit ausgestopften titten lässt es sich dominanter, zickiger, gewalttätiger, ignoranter, unsensibler und militanter benehmen, als es im mendrag je möglich wäre. lasst uns tunten jetzt bitte nicht argumentieren, dass fummel per se was emanzipatorisch-feministisches sei. schwule nutzen weiblichen fummel genauso als panzer wie den männlichen.  
helga: ich halte fummel auch nicht für per se emanzipatorisch und tunten für die besseren menschen; ich wollte nur darauf hinweisen, daß nicht jeder, der einen schwanz trägt, ständig auf irgendeine weise versuchen muß, sich seiner männlichkeit zu versichern. wenn jemand das trotzdem will(!), hab ich nichts dagegen; dann sollte er aber auch damit rechnen, in seiner rolle ernstgenommen zu werden. mit nazioutfit spielen und auf gefährlicher mann machen, dem andere lieber aus dem weg gehen, sich bedroht fühlend von diesem martialischen habitus - ja gern. was aufs maul bekommen, eben weil man so aussieht wie ein nazi - das dann lieber nich ("sind ja bloß so schwulenspiele")?  
nazitunte: nicht jede nazi ist ein gefährlicher mann, nicht jeder gefährliche mann ist eine nazi.  
helga: auf jeden fall is jeder nazi einer zuviel.  
schlaubär: wem müssen schwule denn ihre männlichkeit beweisen? sich selbst?  
HoPjöng: Nein, den anderen Jungs aus der Clique. Sonst werden sie fertig gemacht. Freu Dich, daß Du's noch nicht erlebt hast. Ist fies.  
Ratlose Ratte: Das mit den Coktails in der Rattenbar hatte doch nichts mit dieser Geschichte hier zu tun oder? Die ARD hat doch nichts mit irgendeiner Friedrichhainer Antifa zu tun, oder? Etuxx veranstaltet doch keine Versschwesterungen, oder?  
Leo: Die ARD ist eine der Berliner Antifa-Jugendgruppen und hat ihren Sitz in Mitte. Daß "diese Geschichte hier" mit "irgendeiner Friedrichshainer Antifa" zu tun habe, ist ein Gerücht, die Berliner Antifa ist nicht identisch mit Friedrichshain. -- Antifa-Cocktails konnte man im Schnarup Thumby schon schlürfen lange bevor es die Rattenbar gab, daß jetzt mal beides gleichzeitig geht ist doch nett. Der Austragungsort der Rattenbar war vor zweieinhalb Jahren sogar der Friedrichshainer Brennpunkt einer bizarren Auseinandersetzung in der Berliner Antifa und ihrem Umfeld, die kennen sollte, wer zum Thema Antifa und Männlichkeit mitreden will:  Die Schnarup Thumby Story
Lore: Leo, was war an dieser Auseinandersetzung bitte bizarr? Warum werden Sexismus- und Vergewaltigungsdiskussionen so gerne als "bizarr" bezeichnet? Das heißt doch, dass man sie irgendwie nicht ernst nimmt, weil sie nichts mit der eigentlichen, wirklich wichtigen Politik zu tun haben.  
Ratte ratlos: Bizarr ist doch aber die Art und Weise, in der diese Auseinandersetzungen geführt werden. Die Sache ist allerdings ernst. Das selbe gilt ja auch für die Debatte hier, oder?  
Leo: Lore, ich wünsche mir gerade zu solchen Themen konstruktive Diskussionen. Aber für die bleibt kein Raum, wenn die beteiligten Fraktionen den Konflikt als Gelegenheit instrumentalisieren, ihre alten Rechnungen zu begleichen. Auf diese Weise setzen sich die kurzsichtigen Herangehensweisen über die vorausschauenden durch. Bizarr war zudem, daß die AAB ernsthaft glaubte, die Aussitzstrategie könnte funktionieren und besonders bizarr fand ich die Propatriarchalen Antideutschen von der Bahamas. Der Fall Florian Jürgensen ist ein Lehrstück darüber, wie die Mehrheit der Beteiligten ihre Partikularinteressen über die Interessen des ideellen Gesamtlinken gestellt haben.  
Leo: Der vergewaltigten Frau hat der ganze Spuk nicht geholfen und die Grundsatzdiskussionen, die zwischen den beteiligten Fraktionen erforderlich waren, hätte man ohne diese Verquickung auch ergebnisorientierter führen können. Auf alle Fälle hat die Jürgensendebatte die Linke ziemlich dezimiert, aber eben auch eine Zäsur gesetzt, so daß seitdem, wer noch immer Stellvertreterpolitik betreibt, von den Verbliebenen politisch nicht mehr ernstgenommen wird. Wer Fehler kennt, kann sie vermeiden.  
Lore: Ich bleibe dabei: "bizarr" ist mir als Charakterisierung unsympathisch, aber sei's drum. ;-)  
xskin: ANTIFA HEISST DOCH VOR ALLEM ÜBER LEUTE REDEN ALS MIT IHEN. UND VOR ALLEM LEUTE FERTIG MACHEN  
Ronda: @xskin: Schätzchen, früher hab ich genug mit Nazis geredet. Wenn sich Leute mit kritischem Verstand mit Faschos zusammenhocken, endet das sehr schnell im Fiasko.  
Stjopa: Antifa heisst nicht zuerst über etwas reden, sondern denken und handeln, und zwar zum Schutz vor faschistischen und rassistischen Angriffen, und die erwischen die, die sozial unten sind.  
Ein Buerger: Ich kann beim besten Willen nicht den geringsten Unterschied zwischen den Nazeis und der Antifa entdecken. Beide brutale, demokratiefeindliche Schlaegertruppen.  
helga: danke für diese durchdachte these. sie hat mein weltbild wirlich in ihrem fundament erschüttert! läßt sie sich wohl auch mit dem einen oder anderen argument untermauern?  
Judith (26): Ich als riot-Girl muss sagen, dass das schon eine üble Sache war. Ganz ohne Frage! Kann man das aber nicht dann dabei belassen? * der Angriff war wahr falsch; * Es ist aus der Situation heraus passiert und daraus auch "erklärbar" (ich will den Überfall somit nicht rechfertigen nur eben "erklären"); * Es ist eben nicht die Regel, dass wir Schwule immer für Nazis halten und wie wild vedreschen; * Es gibt Schwule die legen es ebenso wie einige Antifas auf "starke, männliche" Merkmale an; * Es gibt keinen Grund warum sich Schwule, die wie Skins aussehen, nicht mit einem Button o. ä. von Nazis deutlich (!) abgrenzen; * Die gleiche Diskussion kenne ich im übrigen von RedSkins.  
Ghandi: ein Trauerspiel, durchaus menschlich, nicht überaschend, auf allen Seiten, immer mitten drin. Mit Nazis und Antifas kann man diskutieren, nur kommt nichts dabei rum. Ich diskutier ja auch nicht mit Steinen. Oder sollte Ich? Es geht hier sicherlich nicht um Homophobie oder soetwas, es geht eher allgemein um Feindbilder, Vorurteile und vorallem um Herdentrieb. So jetzt sind wir keinen Schritt weiter.  
Sascha B. / Red. etuxx: Danke, Mahatma, für Deine Worte. Nun können wir diesen Diskussionsstrang wirklich mit gutem... Gewissen?, nein: Grund! schliessen.