Sascha B.: So, nun hab´ ich´s auch gesehen. Ja, es war Sozialkitsch vom Feinsten - und es wurde der erbärmlichen Situation der working poor immigrants in den USA nicht gerecht. Klassische Moralkonflikte: Prostitution aus Not vs. Verrat ggüb. den Kollegen/Genossen. Musikalischer Schmacht über die Aktionen gelegt, wo Stimmengewirr, Angst, Aggression authentischer gewesen wären. Eine Abschiebung zum Schluss als melodramatischer "bitterer Tropfen". Im Grunde eine Feier us-amerikanischer Mainstream-Ideologie: "Du kannst, wenn Du willst". Die wirklichen Opfer (hier: die früh Entlassenen) wurden nicht mehr erwähnt. Richtig, Robert: ein bisschen von allem - und am Ende viel zu wenig! |
Brenda: Komm Sascha, du hast einfach keinen Sinn für grosses romantisches Kino... :-) |
Robert: ja Sascha, ich sagte Politkino!, wenn Dich emotional nichts bewegt an, wie sagtest Du, "Klassische Moralkonflikte", für meinen Geschmack, ein sehr wichtiges Thema, immer der gleiche Konflikt ... und trotzdem löst ihn jeder anders. (Achtung Crossfooing!!!) Mancher Punk wird zum ekeligen "halbchef" als Webdisigner, macher wird dann Chef und bleibt ein netter Kerl, achtet auch drauf, dass die Putze auch mehr als 11,00 DM bekommt. Viele stehen "beruflich" irgendwann vor dem eignen Ekel und ... (haben früher Häuser besetzt etc.) ... ich finde den "Sozialkitsch" eben immer aktuell. Und ich warnte vor "Politkino"! |
Sascha B.: Robert, es geht nicht um das Thema, das ich, wie auch deutlich geworden sein sollte, wichtig und bedrückend genug finde - das Thema, nicht den Film - das wirst Du doch wohl noch auseinanderhalten können?! Es geht um dessen unzureichende und tatsächlich verharmlosende Umsetzung (die übrigens auch Brenda (mit der ich das zusammen sah), als ich ihr mein Unbehagen an ein paar Szenen deutlich machte, eingeräumt hat). Ich bin einfach nicht naiv genug, um das wirklich für gutes, politisches Kino zu halten. |
Der skeptische Scheff: vermutet, daß der deutsche Verleih gut und gerne DGB heißen könnte. Wie wäre es mit der Kategorie "Gewerkschaftsfunktionärskino"? |
Robert: für den Scheff und Sascha: andere Titel aus dem Verleih (Neue Visionen): "Arbeit im Mehringhof oder: Wege ins Paradies" lassen andeuten, dass sich der Verleih nicht nur ums Geldscheffeln kümmert. Falls Ihr je selber mal irgend ein Buch geschrieben, eine Tuntenshow, eine Bühneninszenierung oder ein Film gemacht habt, dürftet Ihr verstehen, dass es stets darum geht, rüberzukommen mit dem was man will + unterhalten! Ihr fordert Kritik ja, spitz und tief für 10 Leute, der ist "flacher" für viele. Was nicht heißen muss Massenware für Millionen! |
Robert: Wer jemals andere Lebensperspektiven für sich und seine Zeit gesucht hat, die zwischen Kapitalismus abschaffen, jetzt und heute - und nur das Geld zählt am Ende, der weiß vielleicht um die Zweifel, die der Film aufwirft. Werft ihm (und damit auch mir) gewerkschaftlichen Reformismus vor! Vielleicht ist der Film auch nur für so Emo-Schnullis wie mich, die so manche Plattitüde im Gehirn retuschieren, am Ende einfach übersehen, um auf Details verweilen zukönnen. |
Sascha B.: Welche Details meinst Du, Robert? Gerade in den Details zeigte sich der mangelnde Mut des Regisseurs zum Realismus, zum unverkitschten Blick auf die soziale und persönliche Situation der Leute, für die er Partei ergreift! Ein nahezu klassischer Fall linker Stellvertreterpolitik! |
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