bambusbär: daß die "gewinner" auf etikette achten, ist nett von ihnen. aber was haben eigentlich die verlierer davon, so angesprochen zu werden? gar selbst so zu reden (man findet das etwa im friedens-forum)? in inkorrekten verhältnissen sind die inkorrekten begriffe korrekt. |
moritz: p.c.-sprech ist eine festlegung der herrschaftsverhältnisse mit anderen mitteln. oder was soll mir ein wort wie "transidentisch" sagen? meine identität transzendiert oder doch nur der hinweis darauf dass wir hier bipolar leben und sterben?! ich erinnere : "people of coulor"... wie bitte? direkt aus dem aquarell farbkasten- oder so? vorläufig manifestieren wir also pc mässig MACHT |
Kolja: transidentisch hätte ich nun nicht bei p.c. "verortet", sondern bei einem der vielen krampfigen versuche, schubladen umzubenennen. |
cancer: da worte letzendlich mittel sind um dingen eigenschaften anzuheften - empfehle ich eigenständiges annahmen von nicht-p.c. worten. will heißen annahme von begriffen wie stumm, blind (und nicht "anderssehend"), krüppel, schwul, etc... |
Koljas kurzfassung zum salon perverse: sowie krieg statt humanitäre einsätze, soldaten sind möder zu den heroen des oderhochwassers, sowas kommt von sowas trotz betroffenheitsdiktatur zu einstürzenden hochhäusern. und die ehrlichkeit, sein unbehagen gegenüber israelische siedlungspolitik zu äußern, trotzdem man deutscher ist. |
Leo: cancer, ich habe gerade ein schönes Beispiel dafür life erlebt. Es gibt Leute, die sich "Auslanders" statt "MigrantInnen" nennen: Die (übrigens hinreißenden) Ladies von der Black Girls Coalition |
Die dumme Glatze: wundert sich, daß nur korrekt ist, wenn Leute SICH SELBST Auslanders nennen, nicht-p.c.-Wörter nur dann p.c. werden, wenn sie auto-affirmativ gebraucht werden. (Die dumme Glatze lernt gerade Fremdwörters.) Selbst-nicht-p.c.-Bezeichnung ist also doch höchst p.c.! Ergo darf ich mich ganz p.c. zwar als schwule Glatze in Szene setzen, aber für andere entweder nur so unmerklich, daß potenziell Verschreckte nicht Angst vor mir haben müssen, oder ich muß mich mit Erklärungen behängen, daß ick jezze voll pieh-sieh bin, wah ey, alta, und einer von den Guten Skins, damit mich Antifa-Kinder nicht verkloppen. Na Bingo und vielen Dank! |
Kolja: das ist aber so: du darfst ne schwuchtel nur schwuchtel nennen, wenn du der schwuchtel gegenüber als guter bekannt bist. du darfst nur kritisch zu frauen sein, wenn du bekanntermassen feminist bist... |
raissa: dieses anti-pc-gedisse ist ja sowas von langweilig. kolja und glatze, wenn ihr besser schreiben würdet, könntet ihr zum feuilleton gehen, da lese ich eure witzchen seit jahren. -- es geht nicht um standardisierte sprachregelungen, sondern um macht- und herrschaftsverhältnisse, die sich über sprache vermitteln. ich lasse mich nicht von irgendwem "schwuchtel" nennen, das ist doch klar, denn in der regel ist das eine beschimpfung. |
Bert the Evil: raissa: der macht und herrschaft iss egal, wie sie angesprochen wird, hauptsache, sie wird nicht real oder verbal angegriffen. "ich bin schwul, und das ist auch gut so" paßt prima dazu. "ich laß mich in den arsch ficken, und das macht echt spaß", DAS wäre subversiv gewesen. allerdings hätte es dann keine macht für wowi gegeben. |
Lore: Bert, dann wäre es eben auch nicht subversiv gewesen. Subversion heißt doch "Umsturz" von Machtverhältnissen, oder? |
Bert the Evil: wenn die berliner wowi danach noch gewollt hätten, dann wäre ein machtverhältnis umgestürzt worden. aber er hat ja sogar angst davor, mit den konservativen von der pds zu koalieren. wahrscheinlich iss er nicht mal schwul, sondern nur ein bißchen ins homoerotische abirrend. |
Sascha B.: Eine Koalition mit der PDS wäre jetzt aber auch kein Beweis dafür, dass Wowi schwul ist, oder? Er hat sich einfach "schwul" genannt, weil man das seit einigen Jahren so sagt. Bestimmt ist er lediglich homosexuell. "Schwul" ist eben der politisch korrekte Begriff, der keinen subversiven Charakter mehr hat und längst nicht mehr ein bestimmtes politisches Bewusstsein bedeuten muss. |
Frank Steffel: Doch, doch, alle PDS-Wähler und ihre Freunde sind Schwuchteln!! |
Kolja: @raissa: du bekommst 10 weitere ideologie-punkte. weil du nicht weisst ob ich gut oder böse bin, nicht weisst ob ich zynisch oder dusslig bin. ich ergänze: nur wer als gutmensch bekannt ist, darf über p.c. herziehen. |
Die dumme Glatze: Gorbatschewa, kannst uns ja zum bürgerlichen Feuilleton vermitteln und sicher kannste uns auch besseres Schreiben lehren. Im Ernst: Welchen Sinn hat die (bewährte) cancer-Strategie der nicht-p.c.-Bezeichnungsannahme, wenn das nur gute Bekannte dürfen? Klar geht es um "Wirklichkeitsstrukturierung durch Sprache", aber wie, liebste Gorbatschewa, willste die Machtausübung gaaanz subversiv unterlaufen, wenn du mit deiner Strategie mittendrin steckenbleibst? So eine Strategie funktioniert doch nur dadurch, daß du erklärst, daß als Beschimpfung gedachte Benennungen an dir abprallen. |
Leo: Zum Thema Wowereit: Kennt jemand einen heterosexuellen Politiker, der von sich sagen würde: "Ich mache als Heterosexueller Politik, aber ich mache keine Familienpolitik, denn ich bin selbst Familienvater und da könnte mir das als Klientelpolitik fehlgedeutet werden"? |
Kolja: ich kenne ne reihe heterosexuelle politiker, die keine familienpolitik machen und die auch nicht genötigt werden, welche zu machen. |
Sascha B.: Neulich war ich bei einer Diabetesberaterin. Die verkündete mir als erstes, dass sie selbst Diabetes habe. Und war sehr sauer, als ich mit dem Satz reagierte: "Oh, da gehören sie ja auch zu denen, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben!". |
B.malvorlaut: Das ist ja ne merkwürdige Debatte. Wir wissen das Sprache Macht ist und sie auf Gesellschaft zurückwirkt und diese wiederum prägt. Sprache ist also ein Herrschafts- und Gewaltinstrument, aber eben nicht das Einzige. Die Linke hat sich defensiv auf die - oben beschriebene -Sprachkritische Ebene abdrängen lassen. Aber - holly shit- wieviel Linke gibt es denn noch die dieses "Gutmenschentum" (K. Bittermann) hochhalten? Reiht man sich nicht in die Kritik der Jungen Freiheit ein und schlägt auf Gegner ein, die nur noch zucken? (Zum differezierten weiterlesen: D. Diederichsen: Politische Korrekturen) |
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