Krawalltourist: www.wissen.de - POLITIK: Gemeinschaftsgestaltung, die auf die Durchsetzung von Vorstellungen zur Ordnung sozialer Gemeinwesen und auf die Verwirklichung von Zielen und Werten gerichtet ist. HOOLIGAN: 1.Halbstarker, Rowdy, vor Gewalt nicht zurückschreckender Mensch (bes. bei öffentl. Großveranstaltungen wie Fußballspielen u. Popkonzerten auftretend) 2 jmd., der sich rücksichtslos über die Rechte u. Interessen anderer Personen hinwegsetzt. |
Krawalltourist: Und genau das machen wir, und zwar nicht aus Selbstzweck, sondern mit dem Anspruch, für eine bessere Welt zu kämpfen. Genau wie sich vorher Politikerhooligans und Wirtschaftshooligans rücksichtslos über unsere Interessen hinwegsetzen. Es kommt nicht auf den Begriff an, sondern auf die Bewertung (allerdings steckt in jedem Wort schon etwas Wertung). Würden wir friedlich demonstrieren, nähme uns kaum jemand war. Und ernst schon gar nicht. |
verzweifelte frage: ich wünsche mir, dass hier nicht schon wieder diese "gewaltdiskussion" aufgemacht wird, die die bürgerlichen medien uns aufzwängen wollen. angesichts der für mich als vorsätzlich zu sehenden tötung eines militanten demonstrierenden und des brutalen überfalls des indimediazentrum ist es für mich unerträglich, eine auf solche scheinmoralitäten aufbauende "differenzierung" zu betreiben. |
verzweifelte frage 2/3: was mich aber wirklich an dieser diskussion abschreckt, ist, dass es hierbei nie wirklich um die frage der wirksamkeit der aktionsformen geht. die "gewaltfreien" bilden sich viel auf ihr konsensgehabe ein, die militanten sehen auf jeden, der keine steine schmeisst, selbstherrlich herab. mein eindruck ist, dass die unterschiedlichen protestformen schon so weit von den bürgerlichen propagandaapparaten vereinnahmt sind, dass sich die frage stellt, ob solche herrschaftsinzenierungen wirklich eine geeignete angriffsstelle für den widerstand darstellen. |
verzweilte frage 3/3: die wirklichen entscheidungen werden zwischen den gipfeln, im "ganz normalen" politischen alltag vorbereitet, getroffen und umgesetzt. wie könnte darauf eingewirkt werden? |
anmerkung: Der zwanzigjährige Carabinieri hat - wenn man den Bildern/seriösen Medien/Erfahrung vertraut, in hysterischer Notwehr gehandelt, als er den zwanzigjährigen Genuapunk und Sohn eines kommunistischen Gerwerkschafters ins Gesicht schoß. Das entschuldigt nix. Ich weiß! Indimedia Berlin wiederum geht davon aus, dass der Schwarze Block sowieso nur aus Bullenprovokateuren bestand. Das ist natürlich Quatsch. Augenzeugen berichten dann, dass gefangene Demonstranten in italienischen Polizeistationen vor Mussolinibildern aufs schwerste3 mißhandelt worden sind. Tolles vereinte Europa - Hüterin der universellen Menschenrechte. |
anmerkung 2: Militär- und Polizeiapparat in Italien sind tradidionell faschistisch. Remember Bomben auf das rote Bologna mit Segen des Vatikans und der CIA. Die Gerichte und der Staatspräsident sind es nicht. Bella Ciao! Italien ist anders! Die feigen Schüsse in den Rücken in Göteburg im sozialdemokratischen, piefigen Schweden sind der Skandal. Das war feiger Mord und nix anders! |
nn: in der "anmerkung" purzelt zu viel durcheinander. womöglich damit diskutiert wird, also bitte: natürlich ist italien eine schöne gegend. und wenn es dort faschistische bullen gibt: die brd hat sie schon längst zu bieten. davon wird aber carlos erschießung nicht weniger schlimm als z.b. die in schweden. (habe ich falsch verstanden, wolltest du das gesagt haben?) beide male zeigt sich, wozu bullen da sind: ein repressiver staatsapparat, bewaffnet. solche bewaffneten kräfte umstellen den raum, in dem wir uns politisch äußern können. egal, in welcher staatsform und von welcher partei regiert. übrigens wurden auch hierzulande schon leute erschossen, die sich an spielregeln nicht halten wollten. |
nn: wer seine eltern waren und ob carlo manchmal gekifft hat, das ist für den schuss unerheblich. der bulle konnte davon nichts wissen, aber die meisten medien drucken es ab zur erklärung. und wie du auch, nennen sie da etwas "notwehr", also handeln in einer bedrohung, die groß genug ist zur trübung des urteils. hinter so einer wirklichen oder behaupteten angst verschwindet manches: der bulle hat gelernt, auf den kopf zu schießen (er muss schießen geübt haben); auch muss jemand ihm einen einsatzplan gemacht haben (mit notfalls vorgesehenen schüssen); die einsatzpläne wurden in auftrag gegeben, damit andernorts wichtige leute ungestört gemeinsame taten verabreden konnten; usw. |
mausebär: ein vorschlag zur lavabekämpfung am ätna: mehrere hundertschaften italienischer carabinieri bilden ein menschliches schutzschild! (...das wird sowieso gelöscht...) |
der tod von carlo giuliani: der obige link stimmt nicht mehr. - hier der neue. |
Sascha B.: Der Bericht von Christian Ströbele und Annelie Buntenbach: hier. |
Sascha B.: Habt Ihr Genua schon vergessen? Oder warum tobt nicht HIER die Debatte darüber, wie es weiter gehen kann und sollte?! |
nn: weil der artikel oben von journalismus und von bürgerlichen politikern handelt. |
Brenda: Als ob sich die Diskussionen nicht fast immer von der "eigentlichen" Fragestellung entfernt hätten, Liebste. |
Sascha B.: Da kann ich Brenda nur unterstützen: Diskussionen hier auf ETUXX sind noch selten den Texten, häufiger aber den Themen gefolgt. Bestes Beispiel dafür: der "Beckham-Punk-Foo", den CS und ich "aus Spass" hier reingesetzt hatten - und aus dem sich plötzlich eine ziemlich ausführliche Diskussion über Punk-Identität entwickelte... |
nn: eine solche debatte findet hier aber nicht statt und das hat gründe, über die zu reden vielleicht schwer ist. ich glaube einfach, aus wut und verzweiflung lässt sich kaum (gute) politik machen. das erklärt nicht viel. aber auf keinen fall will ich mich mit fragezeichen-ausrufezeichen anrempeln lassen, ob ich denn ein ereignis vergessen hätte, das erst vier wochen her ist. |
Sascha B.: "Anrempeln": nn, da warst Du nun wirklich nicht gemeint! Und die Gemeinten werden sich hier nicht äussern; das hätte mir eigentlich klar sein sollen, stimmt! (Wie bei den Männergruppen - da gehen vor allem die nicht hin, die eine solche soziale Selbsttherapie am nötigsten hätten...) |
Alan Posener: Vielen Dank fürs Zitieren meiner Artikel. |
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