Chemo-Pisse vs. Rotwein???
von Robert M.

An der Love Parade haben viele Kritik, so groß, keine Demo ..., aber selbst sind sie nicht besser. Was vor 10 ... 15 Jahren noch Teil einer Politgruppe hieß, ist heute selber Partymacher. Bleiben wir aktuell:

Techno Juli Loveparade.

Wie die Schwuppen und Lesben seit Jahren sich beim CSD um die richtigeren Inhalte streiten, sind auch die Technojünger seit 5 Jahren in Berlin politikverstritten. Die Hate- (auch Fuck-)parade tritt immer wieder gegen den großen bösen Bruder Loveparade an. Galt 1990 Techno allgemein noch nicht als massenkompatibel – und war damit Underground, schmückt sich die Hateparade heute mit Slogan wie "...sind Musikstile vertreten, die nicht vom massenkonsumier- und vermarktbaren Mainstream diktiert werden, von den Teilnehmern gelebte ohne kommerzielle Interessen verfolgte Stile der elektronischen Musik und des Punkrocks,... Ausdruck der Lebensart und des Lebensgefühls dieser Subkulturen, sie sind keine bloße Freizeitbeschäftigung, sondern Geisteshaltung." (Quelle: www.fuckparade.de). Als wenn letzteres bei Millionen anderen Ravern nicht so wäre!

Und doch ist was Wahres dran, der Unterschied ist eben "die Geisteshaltung". Hater und Fucker treffen sich am 14., wollen im morbiden Charme feiern, Lover am wirtschafts-branonertem 21. Juli macht es nichts aus, hinter dem größten T-D1 Handy aller Zeiten hinterherzulaufen. Beide Mitte-Juli-Paraden - ein Mix aus LSD, Extasy und Alkohol. Die Hasser und Ficker fordern von den Liebenden, den Tiergarten nicht zu verschandeln und die Siegessäule nicht abzubrechen. Nachfolgeorganisationen von "Jungpioniere fordern Frieden auf Weltniveau" bekommen den Bundesjugendforschungspreis dafür, dass sie nachweisen, der Chemo-Urin der Raver beeinflusst das Wachstum der Bäume nicht wirklich negativ. (Anmerkung des schwulen Gartenbaufachverbandes "Golden Shower", auch vertreten durch den Autor: "Trittfestigkeit und Verdichtungsgrad wurden nicht untersucht.")

Vor Jahren zeigte Hamburg dem geneigten politischen Tänzer, wohin und woher linker Techno kommt und geht. Tatort: Rote Flora. Die in die Jahre gekommene Instanz für "korrekte Lebensweisen" hatte einen internen Graffitistreit am Hals: "Techno ist tot" und "Krawallästhetik statt Yuppieambiente" kämpfte gegen "Für mehr Ästhetik und den Kommunismus, ihr autonomen Hippies". Auslöser waren geweißte Flächen zur Deko-Diaprojektion zur Rave-Party. Eben dieses Weiß hatten einige Verbal-Wand-Traditionen der heiligen Gemäuer teilweise verschwinden lassen. Der Stachel saß natürlich tiefer, der "Veranstaltungsgruppe" wurde vorgeworfen, sie verdränge durch ihre Massenveranstaltungen die politischen Inhalte. Das schlimmste jedoch war das Lob vom falschen Ufer, die Hamburger MoPo goutierte: "proppevoll und ultrahipp, ...pittoreskes Abbruchambiente, ...rauh, aber authentisch, ... kräftig bunte Farbtupfer." Wäre ich Mitredakteur der Flora-Haus-Zeitung "Zeck" gewesen, wäre mir gewiss eingefallen: "Hilfe, wir werden repressiv toleriert oder sind wir schon am Beginn der kapitalistischen Verwertungslogik?" Aber ich war nicht Zeck-Redakteur, deshalb analysierte die Florentiner selber so oder so ähnlich.

Dieser Streit tauchte dann immer häufiger auf. Vorwürfe gingen von "zugedrogt" zu "Männer posen mit nacktem Oberkörper" und "die viele Zeit, die für das Schmücken verwendet wird." Wo beginnt Kommerz? Die "Zeck" fasste das vor Jahren so zusammen: Anzahl der Besucher, positive Resonanz in Stadtmagazinen und wenn viel Geld für Deko ausgegeben wird.

In die schwarz-autonome Flora-Idylle war etwas eingebrochen: Partys mit großer finanzieller Bedeutung – und Geld braucht die politische Bewegung immer! Ein Publikum, dass heterogen, z.T. "nur teil-politisiert" war. Außerdem mussten sich die "Floristen" mit einer schwul-lesbischen Partykultur auseinandersetzen. Wurde das Private politisch? Die Videokabel des Pornoplayers wurden nur einmal durchschnitten. Die Phobie gegen die schweißnassen Männerkörper wurde als Angst vor allem neuem und Fremden verbal zurückgegeben.

Doch Hamburg ist nah und war gestern. Schneller, höher, weiter: Also schauen wir ins Rotwein- und Baguetteland: Frankreichs Politik entdeckt vor den 2002er Wahlen die Raver. Erst 1998 kamen 200.000 das erste mal unter den Eiffelturm zusammen, um offiziell gemeinsam zu raven. Nur 3 Jahre danach scheitert ein Anti-Techno-Gesetz im Land, wo der Anteil französischsprachiger Musik im Radio per Gesetz geregelt wird! Jospin braucht die Stimmen der Jugend, die bei den letzten Wahlen nicht auf ihn gesetzt hatten.

Hintergrund der Gesetztesinitiative: In den Provinzen wummert es des Sommers häufig auf den Wiesen. Die Bauern klagen unisono mit der Pro-Tiergarten-Front: "alles zertrampelt, überall Müll." (Aktueller Trick a la francaise: Jauche auf die Wiese vertreibt die Ravehörnchen). Um das Technovolk zur Raison zu bringen, legten die Gaullisten eine parteiübergreifende Gesetztesvorlage auf. Die "Libération" hatte dem ganzen ein wenig Wind entgegengehaucht und jetzt ist man in Paris jugendnah gesetzesablehnend. Premierminister Jospin: Techno sei, "ein Universum für ihn." Und Outing heißt in Paris was ganz anderes. Dass der Bürgermeister schwul ist, war nämlich vorher klar. Der Erziehungsminister outete sich als heimlicher Raver. Der Städteminister Bartolone: "Europa beneidet uns um diese Jugend." Ein Gendarm ergänzte: "Ganz sicher, vor allem, wenn sie kotzend und verkrümmt in der Notaufnahme eintrifft."


Yo
Schließdienst: Das "Maria am Ostbahnhof" macht Ende Oktober dicht. Das "103" in der Oranienburger Straße ist schon zu. Auch der Pfefferberg samt Subground droht noch 2001 das aus. "Deli" und "Ostgut" haben noch nichts auf dem Tisch, aber werden bald Investoren weichen müssen, denn die alte Grenze zwischen F-hain und X-berg soll hauptstäditisiert werden. E-Werk, Tresor und Bunker sind Namen, die an sozialistische Planwirtschafts Zwecke erinnerten. Das alte Eierkühlhaus (das Haus mit den Fliesen an der Oberbaumbrücke) wird nicht von der Roten Flora übernommen, sondern von einem anderem Hamburger. Der Musik-Riese "Universal" zieht 2002 in die Oberbaumcity !  
Mutti: Guter Beitrag, klasse!  
Und alles wird gut: oder spricht was dagegen?  
Hä?: Schön, das sind die Fakten. Und was schliessen wir daraus? Gilt es, irgendeine Haltung einzunehmen? Mir geht das ganze nämlich am Arsch vorbei. Robert M. scheinbar auch. Allerdings muss er dazu 'ne Presseerklärung abgeben .  
Robert M.: "Es gilt eine Haltung einzunehmen", und zwar Deine eigene, die Meinung musst du dir s e l b e r bilden. Mit "Leute lasst das Glotzen sein, kommt herunter, reiht Euch ein!" waren wohl die wenigsten zu bewegen. Je kleiner der gemeinsamer Nenner (Musik, Spaß), desto mehr Massen wurden bewegt. Radical Rave setzte sich noch auf dem Kuhdamm mit einem Banner für die Freilassung von Mumia Abu-Jamal an die Spitze des Technoumzuges und erreichte via Fernsehen Millionen. Und am Arsch geht mir das gar nicht vorbei, ich habe keine Lust, Millionen zu ignorieren, um zu dritt die "gute und bessere Meinung" zu haben.  
Und alles wird gut: nur verstehe auch ich in deinem Artikel nicht, worauf du hinauswillst. Ist Mutti eigentlich auch begeisterte TAZ-Leserin? Da stehen nämlich auch jede Menge solcher Texte. Wie soll man da noch diskutieren? Aber soll man ja vielleicht auch nicht. Denn alles wird gut.  
Sascha B.: Der Text oben ist vielleicht nur indirekt dazu geeignet, eine Diskussion auszulösen. Na und? Das ist bei ETUXX meistens so, weil wir keine politische Aktivistengruppe sind, sondern Redaktion eines Diskussionsforums. Beliebigkeit und ratloses Schulterzucken allenthalben bedeutet das deshalb noch lange nicht.  
rave digger: ja ey genau hey peace ja toll schön, dass ihr hier seid hey love is one camouflage nation hey ho  
Jacques Lang: ich bin für Rotwein  
Mutti: Mutti haßt die taz und ließt SZ, Berliner Zeitung, groove und konkret.  
Sascha B.: Dankeschön, Mutti, wir haben das in Deinem Benutzerprofil vermerkt. Wir waren uns immer schon sicher, dass unsere LeserInnen heimlich Rotwein trinken und gebildet sind. - Findet hier eigentlich jemand, dass die Fuck-Parade KEINE politische Demonstration ist?  
Mutti: Interessante Frage! Die Fuckparade hieß anfangs Hateparade und deren Frankfurter Veranstalter fand seine Musikrichtung 'Gabba-Hardcore' nicht ausreichend auf der Loveparade gewürdigt und hat deshalb 1995 sein eigenes Ding angestoßen. Kurz: Die Fuckparade legitimiert sich ausschließlich über den Anspruch, die richtige-wahre-authentische Szene zu vertreten; in Abgrenzung zum Ausverkauf von 'Idealen' durch die Loveparade. Im klassischen Sinne also Identitätspolitik; vom Berliner Verwaltungsgericht am 28.06.01 geadelt.  
Sascha B.: Auf der Loveparade dagegen, das ist richtig, werden keine Identitäten (mehr) gehandelt. Dort lässt sich seit einigen Jahren der Mainstream volllaufen und gibt sich karnevalsmässig die Kante: einmal im Jahr darf auch das angepassteste arme Schwein über die Stränge schlagen! Und was früher mal Underground war, verdient heute gut daran...  
Sascha B.: Herr Kliem und seine Frankfurter Gabba-Clique, die Initiatoren der Hate-Parade, waren zunächst auch nichts anderes als auf andere Weise zu kurz Gekommene. Die inzwischen Fuck-Parade ist aber nicht nur musikalisch vielfältig (von Reggae bis House), sondern auch politisch relevanter geworden. Und: manchmal reicht es tatsächlich, "dagegen" zu sein, um politisch zu sein! Es GIBT, jenseits der Verkündigungen, einen Unterschied zwischen einem CDU- und einem autonomen "Volksfest".  
Mutti: Danke Sascha, dass du in drei Sätzen Volkes Stimme, angefangen von der PDS, über die Schutzgemeinschaft Tiergarten bishin zu Sven Väth zusammengefasst hast.  
Sascha B.: Bitte, gerne, Mutti. Mit dem "geistigen Vorschlaghammer": falsche Koalitionen lasse ich mich nicht erschlagen. Wenn Adolf Hitler gesagt hätte: "Morgen wird´s schlechtes Wetter" - und wenn´s dann wirklich schlechtes Wetter wird - dann hätte selbst Adolf Hitler mal recht gehabt... Ich bleibe dabei: die Loveparade ist eine höchst profitable akustische (und sonstige) Umweltverschmutzung für Spiesser und andere Angepasste, die einmal im Jahr "die Sau rauslassen". Circenses!  
Mutti: Genau! Geistige Umweltverschmutzung, entartete Hottentottenmusik ... und außerdem ist Polen offen.  
Hotte T.: So, das mit dem Reiz-Reaktions-Schema haben wir jetzt durch. Anders gesagt: Das Sein bestimmt das Bewusstsein, nicht wahr, Mutti?! (Wenn der Dumpfbacken-Techno wenigstens "Hottentotten-Musik" wäre: prima! Aber er ist ja leider: neue deutsche Marschmusik.)  
Ulli: politische Demo/ politisches Feiern: sich links gebende Befürworter deklarieren ihr Saufen (Tanzen) gern als politisch (Bsp. Freakweak, Oberhausen), weil sie anders sind als der angebliche Mainstream (Bsp. CSDs oder auch Loveparade). In der Realität schwafeln 3 oder 4 Promoter daher, alle anderen fühlen sich auf der richtigen Party, aber saufen oder tanzen auch nur. (PS: bei einem Skinkonzert ist das nicht anders). Es bleibt die Frage, auf die ich auch keine Antwort weiß, ab wann ist feiern politisch. Die Chimäre von Spaß und Politik wird sowohl vom Staat als auch von links nicht anerkannt, darf man (auch Euren) Nachrichten und Robert M. glauben.  
Mutti: Also, besser kann ichs auch nicht sagen. Darum hier ein link zur  Jungle World
Die Geister, die ich rief...: Eigentor Fuckparade. Aus dem Urteil des Berliner OVG (Ablehnung des Versammlungsstatus für die Fuckparade): "(...)Der Antragsgegner ( gemeint ist die Fuckparade) weist zutreffend darauf hin, dass die Meinungskundgabe nicht lediglich ein beiläufiger oder willkürlicher Nebenakt der Veranstaltung sein darf. Eine Unterhaltungsveranstaltung verliert nicht dadurch ihren Charakter, dass währenddessen mehr oder weniger nichtssagende Parolen verbreitet werden...  Die komplette Urteilsbegründung
Fortsetzung:: ...Der Antragsteller kann auch nicht mit Erfolg darauf verweisen, dass er im Gegensatz zur "Love Parade" keine kommerziellen Interessen verfolge. Denn nicht nur rein kommerzielle, sondern auch überwiegend unterhaltende Veranstaltungen fallen nicht unter den Versammlungsbegriff. (...)"  
Mutti:: Und jetzt geht die fuckparade - genauso wie die Loveparade - vor das Bundesverfassungsgericht und argumentiert streckenweise immer noch genauso bescheurt wie vorher; nach dem Schema: Die Loveparade ist unpolitisch und weil wir gegen die Loveparade sind, sind wir politisch uswusf.  Bembelterror geht nach Karlsruhe
Sascha B.: Rache ist süss - oder wie? Wenn wir (Loveparade) hinnehmen müssen, dass wir unpolitisch sind, dann sollt ihr (Fuckparade) wenigstens auch bestätigt bekommen, dass ihr nichts anderes macht als Unterhaltung. Na schön, Jungs, Eure Rechtstaatlichkeit in Ehren - aber darum geht es doch eigentlich gar nicht!  
Sascha B.: Ich hoffe, dass sich, sollte das Verbot der Fuckparade bestehen bleiben, einige hundert Leute dennoch zusammenfinden, um eine politische Demonstration abzuhalten! Treffpunkt: Samstag, 14 Uhr, Mauerpark. Und eine der vielen politischen Aussagen der letzten Fuckparade könnten wir aufgreifen: "Raver und Nazis aller Länder - verpisst Euch! Migranten rein!". (Höhö.)  
Fuck-Liner: Es ist allerdings wahr, daß die Frage, ob die LP politisch oder nicht ist, von dem eigentlichen Problem ablenkt. Natürlich ist die LP politisch und man muß sich nur fragen, welche politischen Inhalte da transportiert werden, dass einem so richtig übel wird, umso mehr, wenn sich (ehemalige?) Linke vehement für das Spektakel einsetzen und ihre Meinung so zurechtbiegen, dass sie noch paßt. Das ganze soll dan progressiv sein, ist aber nichts anderes als der verzweifelte Versuch, den Topf, aus dem sie neuerdings ihr Fettes schöpfen, zu verharmlosen. Denen wünsche ich keinen guten Appetit.  
Robert M.: So will ich nicht diskutieren, Ihr kleinen Kampf-Raver! Nur weil Euch die schlagkräftigeren Parolen zum Tanzen fehlen, greift ihr die Gegenseite an. Was ist politisch? Ist es politisch, dass Sex und Drogen (eng verknüpft mit der Fuck- und der Loveparade, allein die Namen verraten es schon) auch ein wenig am Frau - Mann - Bild bis hin zum Unisexklamotten mitgewirkt haben, sozusagen am Genderisieren? Des weiteren ist mir eine Guildo Ver-Hornung und eine Maruscharisierung der deutschen Jugend (oh Gott, darf ich das hier im Kampf-Raverbereich sagen?) lieber als Rückbesinnung auf die gute Rockmusik, wie z.B. "Rammstein" mit HJ-Ästhetik.  
Sascha B.: So geht das also: eine Pseudo-Alternative aufbauen, um dann den Kap´talismus gegen den Nationalismus ausspielen zu können... Nee, Robert: so nicht! Die Love-Parade ist eine prima deutsche Marschmusikparade (inzwischen), und gute Rockmusik ist weit ab davon! Hörst Du eigentlich noch "Rockmusik"? "Rammstein" passen besser zur Loveparade, d.h. zu dem, was aus ihr geworden ist, als Iggy Pop, Tool, Neil Young, The Black Crowes usw. usf. Was heute "rebellisch" ist, wirst Du eher in der von Dir (in Unkenntnis) verpönten "Rockmusik" wiederfinden, aber auch im HipHop z.B.  
Ulli: pro Robert!!! Sascha B., über Musikgeschmack läßt sich streiten! Ob man sie jetzt gut findet oder nicht, es geht es um deren politische Einordnung (nicht persönlicher Vorlieben). Frage: 12-Ton-Musik, revolutionär oder nicht, Sascha?  
Mutti: Sascha hat ein Brett vorm Kopp! X mal zu wiederholen Loveparade = Marschmusik + Fuckparade = cooler Techno ist hohl, hohler am hohlsten. Loveparade-Mucke, und das ist allgemein bekannt, ist auch viel Ibiza + Low Spirit Mainstream. So what? Sascha, kauft Du dir keine Black Crowes CD, nur weil sie einen major-deal haben oder was? Anderes Beispiel: Goa-Trance. Das ist immer noch Underground, hergestellt und vertrieben in Hippieküchen und und alles andere als musikmarktorientiert. Aber doch wirklich saudummes Doofzeug, musikalisch-technoelitär betrachtet.  
Mutti: Bornierter Undergroundidealismus hat nix mit linken Haltungen zu tun, lieber Sascha, sondern ist Uraltalternativauthenzitätskacke. Wie die Jungs und Mädels von der Fuckparade.  
sagte der Pressesprecher der Loveparade: und biss in einen Wellnessriegel.  
Angestellter: Nu reichts aba, Alta! Ich bin weder der Pressesprecher noch ein Apologet des Ganzen. Außerdem habe ich nie - und würde auch nie -behaupten, die Loveparade sei ein irgendwie sich links bezeichnendes Projekt. Findest du eigentlich, dass nur Linke demonstrieren dürfen? (Und jetzt fang bloß nicht mit NPD-Vergleichen an)  
einwurf: könnten die herren nicht vielleicht doch erst klären, was ihrer jeweiligen meinung nach "politisch" meint? ausdruck der eigenen meinung? des eigenen gefühls? protest gegen herrschaftsverhältnisse? versuche, die gesellschaft zu gestalten/verändern? -- all das kann man auf lp und fp ebensogut oder schlecht wie auf dem csd, oder?  
einwurf 2: und wollt ihr eigentlich wirklich, dass gerichte darüber entscheiden, was "politisch" ist und was nicht? (fragte übrigens schon bozic in der jungle world von letzter woche.) aber ihr könnt natürlich auch noch eine weile streiten, wer hier mehr ahnung von musik hat... ich finde einfach, euer streit geht an der sache vorbei. ganz klar ist ja wohl, dass es keine eineindeutige beziehung gibt zwischen der musik, die jemand hört, und den politischen auffassungen, die jemand vertritt (oder gar nicht hat...).  
einwurf 3 ("öko-spezial"): für das kommerz- und müll-problem gibt es ja wohl ganz einfache lösungen: wenn auf einer öffentlichen veranstaltung gleichzeitig geld verdient wird und müll entsteht, sollen je nach umsatz die geldverdiener die müllkosten tragen. kein kommerz -- keine kosten. da braucht überhaupt niemand entscheiden, ob die sache nu "politisch" war, oder nicht.  
Sascha B.: Mutti, schalte mal bitte einen Gang runter. (Ich bin übrigens nicht der, der Dich als Loveparade-Angestellter denunziert hat - würde ich nie tun: Dein betriebsblindes Eifern ist schliesslich Aussage genug, nicht wahr?!). Ich habe keinesfalls behauptet: Fuckparade = cooler Techno, sondern nur: Fuckparade = inzwischen auch musikalisch weit vielfältiger als Loveparade. Hör auf mit Deinen Unterstellungen. Ich finde es selbst doof und bezeichnend genug, dass Mainstream-Clubs wie das Casino die Fuckparade unterstützen.  
Sascha B.: Natürlich macht sich musikalische Qualität nicht an der Distinktion Major vs. Independent fest! Und es gibt grossartige Line-Ups bei Loveparade-Parties, keine Frage (nach dem Motto von Dimitri Hegemann: "Was wollt Ihr?: Ich mache mein Detroit-Ding - und die Leute kommen trotzdem.") Inzwischen glaube ich fast, dass Wolle Neugebauer mit seinem Engagement dabei ist, die Fuckparade auf den falschen Weg zu bringen. Wenn das so weiter geht, wird bald alles eine Sosse: Berliner Karneval im Juli.  
Sascha B.: Begreif doch endlich: es geht ums Publikum! Ich habe einfach was gegen das ritualisierte Sich-Austoben einmal im Jahr und gegen die Leute, die das tun und auch noch klasse finden! Ich halte das für reaktionär. "Brot und Spiele" - so ist jeder Karneval eben soziologisch zu fassen: Tröstung der (Selbst-)Unterdrückten. Um wieviel grossartiger ist es da, Parties zu feiern, wenn die anderen arbeiten (wenn wir selbst eigentlich arbeiten müssten), in einer Nacht von Montag auf Dienstag im "Electric Ballroom" z.B. Von dort mit der U-Bahn nach Hause zu fahren, inmitten "BZ" lesender Arbeiter und Angestellter...  
Sascha B.: Danke für die drei "Einwürfe". In der Tat: ein merkwürdiger Streit: wir versuchen aussergerichtlich zu klären, was ein politischer Umzug ist. Natürlich: weil wir nicht wollen, dass deutsche verbeamtete Richter da das letzte Wort haben. Was die LP anbelangt, ging´s nur um´s Bezahlen. Ich bin ja dafür: die LP soll zum Berliner Volksfest erklärt und auf einem Volksfestplatz abgehalten werden (Flughafen Tempelhof! - da ist ein Zaun drum, und das Gelände ist leicht zu reinigen) - aber während es bei der LP nur um mehr oder weniger Profit geht, war die FP (bisher!) existentiell davon abhängig, als Demo zugelassen zu werden.  
Betriebsblinder Eiferer = Mutti: Schön Sascha, dass Du nach Ballroom-Nächten den BZ-Leseren mal richtig Deine 'no work today'-Haltung demonstrieren konntest. Aber über Ausbeutungsverhältnisse der Menschen, die Dir diesen 'thrill' verschafft haben, machtst Du Dir als Linker anscheinend keine Gedanken. Hallo Einwerfer: Den Gedanken, dass eine 'Keine Party ist ilegal'-Demo erst dann doofdeutsch klatscht, wenn ein untergeordnetes, Berliner Gericht das bestätigt, war mein betribsblinder Grund, mich in diese Diskussion einzuschalten.  
Mutti: Und ansonsten: Karthago muss brennen. Wir schreiben morgen weiter. Vielleicht hat jemand was davon.  
Fuck-Liner: Ich finde eure diskussion hier ziemlich kleinkariert und ego-dna-verdrillt. Ich glaube mal, mutti ist eine verdeckte planetcom-Tante. Jedenfalls muß sie wohl knetemäßig mit drin hängen, ist also wahrscheinlich massiv abhängig und gibts nicht zu. Sascha B. (wofür steht eigentlich B?) ist wahrscheinlich der LAG von Klaus Wowereit und will hier aufmischen, hat aber keine echten Argumente. Insofern hat niemand was von eurer Diskussion. Let it bleed.  
Fuck-Liner: Und Robert M. als Schlichter lehne ich ab. Vielleicht bin ich ja ein Kampf-Raver aber nicht "klein". Ich messe ein Meter und 91 und hab damit überblick.  
OnAir: Am 12.Juli abends gibts einen Live-Chat zum Thema. Mehr dazu unter Aktuelles  
Mutti: Schön Herr Einmeterneunzig. Jetzt hast Du alle mal so richtig zurechtgewiesen. Danke. Aber leider vergessen zu erwähnen, um was es Dir hier geht. Außer Anpisse.  
Sascha B.: Das B. hinter Sascha steht, wie hier auf ETUXX auch an anderer Stelle zu lesen, für: Berlinskij. Und wofür steht "Fuck-Liner"? Offenbar für die Meinung, dass man keine haben darf, ohne dass ein finanzielles oder beziehungsmässiges Interesse dahinter stünde. Das ist mir doch ein wenig zu schlicht gestrickt. - Na, Mutti, wollen wir morgen mit Herrn Kliehm chatten?  
K. Wowereit: Gegendarstellung: Ich bin zwar schwul (und das ist...) - aber ich bin NICHT mit Herrn Berlinskij liiert! Ich habe wirklich im Moment genug anderen Stress! Danke für Ihr Verständnis.  
Hot News aus Karlruhe: Am 12.07.01 hat dass Bundesverfassungsgericht die Eilanträge von Loveparade und Fuckparade abgeschmettert. Beiden ist der Versammlungs- bzw. Demonstrationsstatus Art. 8 GG abgesprochen worden.  
Wer es genauer wissen will: findet die Ablehnung der Anträge der Herren Kliehm und Regitz auf der Hompage des  Bundesverfassungsgerichts
Stjopa: Also gehen wir heute um 14 Uhr zum Frankfurter Tor mit den pervyredrats reisen. Das war das letzte Gerücht, das ich aufgeschnappt habe. (Bringt tragbare musikboxen und was kaltes mit) (wer hat noch die schwarzrosa Fahne?) (warten auf neue Gerüchte: bitte hier einwerfen!)  
Sascha B.: Ich konnte leider krankheitshalber nicht kommen. Berichte doch mal jemand hier kurz darüber, wie die "Old-School-Demo" (M. Kliehm) abgelaufen ist...  
Low Fukkit: Die "Parade" hat diese Debatte endgültig entschieden. 4 Stunden marschiert ohne musik. Dann ernsthaften redebeitrag vor der volksbühne gehört. Hinterher rangeleien mit poletten. Fuck/p=politik/p. Schlachtruf der Woche: planet komm raus!  
da steppt der Bär:: ein lustiges  Spiel
Mutti: Nette Menschen, die für Planetcom gestimmt haben, bekommen Privilegien. So sieht's mal aus. Beschwerden an  
stjopa: die bullen haben den leuten wirklich sogar kleine radios abgenommen und anderen in autos verboten radio laut zu drehen. zu was für subversiven ehren musik heute noch kommen kann, mannomann.  
aus einem Link im D. Beckham-Strang: "Natürlich kann man die scheinbar so debil und zugedröhnt vor sich hinwackelnden Techno-Tänzer albern finden. Allerdings zeigt schon ein flüchtiger Vergleich mit den Fotoalben der Pophistorie, dass einem auch die Gegenargumente schnell ausgehen können. Das Entscheidende an Punk war nämlich nicht zuletzt der grenzdebile Gesichtsausdruck. Du musstest deinen Kopf in den Nacken werfen, die Augen zu einem glasigen Amphetaminstarren weiten, die Unterlippe schlaff herabhängen lassen, und wenn du ein wenig gesabbert hast, dann kam das auch nicht schlecht." Chemo-Pisse vs.Rotwein ist  Techno vs. Punk