Zur Diskussion: Schwule, Rassismus, etc.
Anfang Februar befand sich an dieser Stelle der Text 'Bürlyn is in Germany'. In diesem Text reihte Autor Srib unkommentiert und provokant Situationen und Begegnungen aneinander, die Alltagsrassimen darstellen. Dem Text wurde zu Recht Rassismus vorgeworfen und die Redaktion aufgefordert, ihn zu löschen. Sie tat das nicht, sondern wollte an diesem Beispiel verschiedene Dimensionen von Rassismus diskutieren. Daraufhin wurde die Seite gehackt, alle Texte und Kommentare gelöscht. Die Redaktion stellte die Seite bis auf besagten Text wieder her. Einige Tage später hat die Redaktion die völlig entgleiste Diskussion dazu offline gestellt. 5 Redakteure und LeserInnen trafen sich zu einem Gespräch. Hier setzt die Diskussion wieder ein. -- Redaktion etuxx
tote Hose bei etuxx, weil gehackt!
Elsa die halbe kritische Öffenlichkeit:: Anläßlich des Hakks der etuxx-Seiten vor einigen Wochen stellte sich die Redaktion am 25. 02. 2001 einer kritischen Öffentlichkeit. Erstere bestand aus zwei, später drei Personen, letztere war auch nicht umfangreicher. Allgemein wurde festgehalten, daß der umstrittene Artikel zu lange unverändert auf den etuxx-Seiten verblieb. Alle waren sich einig, darüber, daß nicht Migranten das Problem sind, das diskutiert werden muß, sondern Rassismus.  
Immer noch Elsa: Der Einblick in das Innere der Redaktion offenbarte jedoch ein gewisses Maß an Dissens und konzeptionellem Chaos. Überraschend war, zu erfahren, daß die "Diskussion" zu dem Artikel nur von drei Personen mit Ausnahme der Redaktionsmitglieder geführt wurde und der Autor selbst bisher überhaupt keinen Kommentar abgab. Das verstärkte den Eindruck, es mit einem gesellschaftlich nicht übermäßig relevanten Forum zu tun zu haben.  
Weiter Elsa: Der Wunsch nach Kommunikationsmöglichkeiten zu interessanten Themen auf etuxx besteht trotzdem. Der Kontakt zwischen Redaktion und Lesern sollte jedoch verstärkt werden. Aufreizende Bilder kommen allerdings nicht in Frage. Ein Nachdenken darüber, welche spezifischen Möglichkeiten und Gefahren Diskussionsforen wie etuxx in sich bergen, wäre wünschenswert.  
Ende des Berichts von Elsa: Ein Programm zum Generieren eines poststrukturalistischen Stils wird auf die etuxx-Texte nicht angewandt. Trotzdem wünscht sich ein Teil der Redaktion studentische Argumentationsmuster zu beherrschen. Alles in Allem war der Kuchen sehr lecker, etuxx entwickelt sich langsam zwischen dem Ernst des Lebens und den geistigen Irrungen von Redaktion und Lesern und alle haben was gelernt.  
srib: Zum meinem Text(gehackt): Ich hatte selber leider keine Zeit mich an der Diskussion zu beteiligen, hatte aber beim kurzen Hinschauen den Eindruck, dass meine Kollegen die Diskussion in eine Richtung bekommen würden, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Leider habe ich aber mit dem Text zu sehr provoziert, so dass einige den Text nicht mehr ertragen haben. Dass ich ein heißes Eisen anfasse, wußte ich. Außeracht hatte ich gelassen, dass eine Provokation mit der Reichweiche und der Öffentlichkeit(Internet)anders gesehen wird als wenn ich sie bei einem internen Treffen gemacht hätte. Ich habe das Internet/etuxx da etwas unter/überschätzt.  
srib2: Heißes Eisen: So rassistisch wie ich mit dem Text provozieren wollte, gings nicht. Entschuldigung. Vielleicht ist es auch gut so, dass es nicht ging. Ich werde zum gleichen Thema einen neuen Text schreiben. Mein Ansatz war, Situationen, wie sie mir geschildert wurden, unkommentiert so weiterzugeben, um daran eine die Diskussion zu führen, wie solche Rassismen funktionieren, wie es sie auch in jedem mehr oder weniger gibt. (Unbewußt!) Ich wollte nicht nach allen Seiten durchdachte Thesenpapiere zum Thema linker Rassismus veröffentlichen, sondern gemeinsam darüber nachdenken.  
srib3: Das hätte ich auch so hinschreiben müssen, und nicht einfach nur die Situationen, wie sie mir erzählt wurden, aneianderreihen.  
Elsa: Allerdings!  
jens: danke elsa für deinen engagierten bericht und deine unnachgiebige haltung.  
Markus: Erinnert sich noch jemand an die Missbrauchs-Diskussion in der autonomen Schwulenszene vor 3 Jahren? Damals verlagerte sich die Debatte sehr schnell vom "Täter" auf die "Täterschützer". Jetzt wird über den Umgang mit rassistischen Texten gestritten, statt über den Umgang mit Rassismus. Ist es vielleicht leichter, die eigenen Freunde des leichtfertigen, ja untragbaren Umgangs mit einem sensiblen Thema zu zeihen, als tatsächlich über Vergewaltigung oder Rassismus in der eigenen Szene zu sprechen?  
Markus: Denn das letztere würde die Familie sprengen! Also das Thema runterspielen, eine Stellvetreterdiskussion führen - und die Familie retten ... Wer die klassische Familie so gut nachgebaut hat, kann über die Homoehe natürlich nur lachen.  
Anton: Markus, kannst du bitte mal deine "eigene Szene" definieren? Ist das etuxx oder dein Freundeskreis oder was? Bei dem meisten, was ihr da so schreibt verstehe ich leider nur Bahnhof. Wißt Ihr eigentlich, dass ihr im Netz seid? Ansonsten finde ich etuxx nämlich ganz interessant.  
Markus: Nein, "eigene Szene" kann ich nicht definieren. Nur beschreiben. Reicht von Homoland und Tuntentinte bis Tuntenhaus und Baustelle, von Ex bis Unheilbar. Nochmal zur Klärung. Ich sehe da nicht einzelne Personen am Werk. Sondern ich sehe uns alle den eigenen Zusammenhang schützen - wie andere das auch tun. Ich habe das ja gerade selber auf die oben beschriebene Weise getan.  
Makaroff: Bitte nicht! Bitte nicht über Strafe, Kritik und Selbstkritik, Täter und Täterschutz diskutieren. Es sind zwei getrennte Dinge: das eine ist eine disskusion über Rassismus. Das andere eine Diskussion über Umgehen miteinander in der "familie" und im Netz. Ersteres sollte aber nicht auf dem grünen Tisch passieren, und so, als hätte es nichts mit uns zu tun und ohne Rassismus irgendwo durch die Hintertür zu legitimieren.  
Makaroff: Können wir ein extraforum darüber einrichten, wie wir hier miteinander umgehen sollten. Bitte!  
Lore als Redaktion: Lieber Mackaroff, in der April-Ausgabe von etuxx2.1 wird es einen eigenen Diskussionsstrang zur Diskussionskultur und -ethik im Internet und bei etuxx im Besonderen geben. Keine Sorge! Trotzdem gehört ja zur Diskussion um Rassismus auch, wie jemand für rassistische Äußerungen und Praktiken zu kritisieren und sanktionieren ist, wo so etwas kollektiv geschütz wird und wie das wiederum mit dem strukturellen Rassismus in der gesamten Gesellschaft zusammenhängt.  
Stalin: Kultur und Ethik? Ich glaub ich spinne. Wer hat denn unter Tucken den Mut zur Sanktionierung? Wenn's bequem ist, kann man über solche theoretischen Kleinigkeiten doch auch hinwegsehen, oder?  
Sascha B.: Keinen Fussbreit den Stalinisten! (Dass Du Ethik für ne "theoretische Kleinigkeit" gehalten hast, Josef, hättest Du nicht noch mal betonen müssen.)  
Lore: Die Reproduktion gesellschaftlicher Machtverhältnisse läuft ständig über Sanktionen. Das heißt, dass auch Tucken sich an solchen Sanktionen beteiligen. Ich glaube nicht, dass es hier eine Frag des Mutes, sondern der Machtverhältnisse ist. Mut haben Tucken genug. Oder hat man Sie, Herr Stalin, schon mal im Fummel im Kreml angetroffen?  
srib: (Täter-)schutz wird in katholischen Familien ebenso wie in "Freundeskreisen" betrieben. Der Unterschied ist aber immer, aus welchen Gründen sich vor jemand schützend gestellt wird. Um die äußerliche Maske (der Firma/ der Familie) zu wahren oder weil man einen Vorwurf nicht als isolierte Tat sieht, sondern eine Entwicklung sieht, einen Kontext hat. Meine Erfahrung: Sind beißreflexartige Diskussionen losgetreten, lassen sie sich selten auf eine Sachebene zurückführen, weil dem "Täter" immer eine Schuld nachgewiesen werden kann.  
srib: Damit wird dem Angeklagten für gewöhnlich abverlangt, abzuschwören und „Buße zu tun“. Jedes Hinterfragen allgemeiner Mechanismen durch einen „Täter“ wird als immer noch nicht bewältigte „böse Gedanken“ interpretiert, weil die Kläger jede Äußerung nach Änderungen der Persönlichkeit abklopfen. Eine Trennung des inhaltliches Problems und der „Prozessakte“ wären notwendig. Das ist emotional schwierig, wenn es auch rational notwendig wäre.  
srib: &#8222 waren Anführungszeichen  
olle Heiner: Es lebe die Tat. Sie befreit uns von der Scheiße, die wir täglich fressen.  
jens: lore, ich glaube auch, daß es um machtverhältnisse geht. aber braucht man nicht mut und energie, um die herrschenden machtverhältnisse zu bekämpfen? nicht nur nach außen, sondern auch im inneren (wenn hier die nach außen bekämpften strukturen genau so im inneren auftauchen)? in dem zusammenhang, srib, finde ich eine trennung von inhalt und prozessakte ungefähr so befriedigend wie hirnwichse. es geht nicht um die theorie, sondern um die leute um einen herum.  
jens: wie lebt man mit- und nicht gegeneinander, was will man etc., das ganze in deinen Augen vielleicht romantische zeug  
Makaroff: Wenn ich in diesem Falle was bekämpfen will, dann ist es Rassismus, nicht irgendwelche Täter. Wenn wir das ganze jetzt mit "Prozess", Kritik und Selbstkritik, Sanktion und Repression vergleichen kommen wir in eine Ecke, in der es sehr ungemütlich wird. Nicht, daß ich in der Familie Harmonie erhalten möchte. Die Familie in dem Sinne ist ja hier nicht vorhanden. Für mich ist die Frage, Wo stehe ich (auch eine Machtfrage), und was kann ich aus dieser Position heraus tun (konkret mit diesem Medium)  
Makaroff: Lohnend ist zu dieser Diskussion einige Texte zu lesen:  Diskus
Makaroff: Zu Formen des Miteinanders, jens, eine text, den ich schon länger mal für die Linkseite vorschlagen wollte.  Foucault
jens: punktlicher: kann man mit jemandem, der einen "nicht ganz für voll" zu nehmen scheint, über patriarchales verhalten diskutieren????  
Makaroff: Wenn jemand dich arschig behandelt, dann hat er das selbe auch von dir verdient. Jede muß mal zum Vatermörder werden: soviel zu Patriarch. Du stellst Fragen. Ich hab noch nie mit jemandem diskutiert, der mich nicht für voll genommen hat. Von manchen Leuten will ich aber auch gar nicht für voll genommen werden. Das Thema ist endlos.  
stift: Mackaroff, das Foucault-Interview finde ich sehr schön und liebe es heiß und innig. Aber gehört das nicht eher zu meinem Homo-Ehe-Thema als zum Thema Rassismus? Oder kannst du mir erklären, wo du da den Zusammenhang siehst?  
Makaroff: Hast recht stift. Bist Du traurig, daß in zu deinem Thema so richtig niemand diskutieren will? Ich find das ja auch schade, ebenso wie beim Thema Solidarität. Aber vielleicht sind die zu schwierig, zu wenig schwarz-weiß.  
srib: an Makaroff: in diesem Medium hast Du die Machtmöglichkeit, argumentativ auf die Diskussion einzuwirken, zweitens veröffentlicht die Redaktion nicht nur eigene Texte, wir sind sogar dankbar für Texte von außen. Gemacht haben wir das nicht für uns, sondern als Plattform für alle, die an solchen Diskussionen Spaß haben - und die einen Sinn darin sehen, Sachen öffentlich zu diskutieren. Es bleibt aber dabei, dass wir (Redaktion)entscheiden, was hier als "diskussionswert" erscheint und was nicht. Soviel Macht haben wir dann schon wieder, weil wir etuxx MACHEN.  
srib: an Jens: Trennung von Prozeßakte und Sachthema deshalb, weil Du mich für meinen Text schon persönlich "anpissen" kannst. Rassismus, alltäglicher, allgegenwärtiger, findet trotzdem statt. "Doofes Verhalten" muß man aber bei Frauen kritisieren können, ohne gleich als Macho zu gelten, Linke sollte man kritisieren können, ohne gleich als Rechter zu gelten, und man sollte auch Migranten kritisieren dürfen, wie man auch Opfer sexueller Gewalt nicht nicht jede Freiheit erlauben darf. In welchem Rahmen man das macht, und wie das von anderen bewertet wird, sollte man sich aber vorher überlegen, und nicht so wie ich.  
jens: soll ich darauf jetzt ernsthaft antworten?  
n.n.: jens, ja, auf jeden fall. srib: du kannst all diese kritiken äußern. eines aber sollte auf keinen fall dabei verloren gehen: du musst mit bedenken, als wer (von welcher strukturellen position aus) du dich äußerst. eine 'kritik an sich', die objektiv und richtig wäre, gibt es nicht. jede kritik wird gehört/verstanden als: das hat der/die gesagt.  
n.n.: nur um das etwas verständlicher zu machen -- denk daran, wie es ist, wenn kritik an dir von jemandem geäußert wird, der in einer hierarchie über dir steht: selbst wenn am sachlichen inhalt etwas richtig ist, kann es doch sein, dass der aspekt, sich von der beherrschenden autorität, die die kritik geäußert hat, zu befreien. -- und damit ist nur gesagt, dass du bzw. jeder mensch überlegen muss/t, wie das gesagte ankommt. damit ist noch garnichts darüber gesagt, ob nicht der eigene blick auf den 'kritikwürdigen' zustand auch schon von der eigenen position abhängt...  
Makaroff: Wir können uns hier nicht als "wer" äußern. Dieses "wer" bleibt Gelee. Macht ist hier auch schneller zu unterminieren, als sie zu errichten ist, wie die geschichte mit dem von srib gemachten Text ja gezeigt hat. Selbst für Anfänger in Sachen Subversion ist es ein leichtes, die ganze Diskusson in's Absurde kippen zu lassen. Interessanter aber wäre dies nicht zu tun, und Möglichkeiten zu finden trotz Differenzen miteinader zu schreib-reden. Da kommt es mehr darauf an, den anderen herauszulocken, als selbst Platz einzunhmen.  
jens: srib: für mich kommt dein letzter kommentar eher so rüber wie eine trotzige rechtfertigung. niemand hat die je das recht zur kritik abgesprochen. die frage war, warum du drei stories über migranten erzählst, und nicht über grünäugige. und meine weiteren kommentare kritisierten eher, daß du "wegen zeitmangels" (fadenscheinige ausrede) es nicht für nötig hieltest, an der diskussion teilzunehmen. das fand ich sehr arrogant. aber ansonsten will ich dich gar nicht persönlich anpissen. makaroff: hä? locken?  
Dottoressa, die erste: Sind wir jetzt also an dem Punkt angekommen, dass wir uns wieder kritisieren duerfen, und zwar in allen moeglichen Hinsichten und vorbehaltlos, gleich, ob wir uns gegenseitig nun rassismus, Sexismus, faschismus oder stalinismus nachweisen. Aufwendige Angelegenheit das Ganze, wenn man bedenkt, wieviel Diskussionsaufwand schon dafuer betrieben worden ist.  
Dottoressa, die zweite: "Wir" meint hier ueberigens keine spezielle Gruppe, oder doch? Sagen wir mal, "wir" sei die nostalgische Nachhut einer politischen Szene, die sich ihrer Existenzberechtigung mit dem jahrtausendwechsel beraubt zu sehen scheint. Statt Avantgarde also Rueckzugsgefechte entlang der immergleichen Fronten, sprich: Themen. Das war es, weswegen ich im privaten Gespraech die als Reaktion auf sribs Artikel und den nachfolgenden hack inszenierte Diskussionsveranstaltung als "Selbsterfahrungsgruppe" und "etuxx" als ein kaffeekraenzchen bezeichnete. Frage: Weiss jemand, wo heute noch Politik gemacht wird? Bitte um ein Link.  
Politiker: Wo Politik gemacht wird? In Davos, Seattle, Nice, Göteborg, Prag u.s.w. aber nicht auf der Straße, nicht in etuxx-Disskussionsforen sondern hinter verschlossenen Türen, auf edlem Parkett. Und vor allem beim gemütlichen informellen Beisammensein mit den Gattinnen hinterher. Da wird Politik gemacht! Was glaubst denn Du?  
jens: liebe dottoressa, dir werfe ich erst recht arroganz vor, da du, statt einfach teilzunehmen an "selbsterfahrungsgruppen", und so mit an politik, nämlich an gesellschaftsgestaltung und kommunikation, dich hinter deinem "ich kenn das alles schon" versteckst, statt ebenfalls deine meinung zum thema kundzutun.  
jens: und schließlich bist du, man mag es bedauern oder auch nicht, auch teil von "wir", dadurch, daß zu in zusammenhängen lebst, die irgendeinen anspruch haben. was machst du sonst an dem platz wo du bist? wenn dichdas alles eh nix angeht und dir kritik sowieso egal ist, dann verzieh dich doch, und zwar als erstes von dem kaffeekränzchen hier. ich finde nämlich gut, daß es hier ein kaffeekränzchen gibt.  
La Dottoressa, ein weiteres Mal: Lieber Jens, hier setzt mein altes Internetproblem wieder ein, naemlich dass ich nun gerne dein Gesicht sehen wuerde zum Text und dir meines zeigen zu deiner Antwort. Das nur deshalb, weil sich mein Kommentar exakt auf deine Anmerkungen Richtung Gruenaeugiger bezog und ich der Meinung war, deine Worte fassten das zu sribs Text zu Sagende gut zusammen und damit basta. Um die allgemeine Stereotypwerdung nicht voranzutreiben, mag ich mich auch nicht zur Verabreichung von sog. smileys herablassen, aber ein freundliches Augenzwinkern sei dir hier angedeutet.  
Also sprach der sizilianische Zement: ...aber ansonsten: es kann doch nicht sein, dass man zuerst Rassismen dokumentiert, diese Dokumentation hernach zensiert und das ganze schliesslich als Skandal inszeniert, um dann zum Thema "Rassismus und ich" zusammenzukommen. Ich habe in anderem Zusammenhang (Tuntentinte, wer erinnert sich noch???) schon einmal gewagt, einen Vergleich zu ziehen zwischen der Art wie in der "Linken" einerseits und in den us-amerikanischen Medien andererseits Politik betrieben wird - und fand doch eine Menge verblueffender Uebereinstimmungen hinsichtlich der Neigung, Politik vor allem als Skandal zu inszenieren, oder sagen wir besser: zum Skandal zu verfaelschen oder genauer: durch den Skandal zu ersetzen.  
Zement, die zweite: Mir erscheint nun eine solche Diskussion wie die vorliegende als eine Art Ersatzhandlung - Befindlichkeit statt Ideologie - aber ich mag auch angesichts der Schwierigkeiten, die es heutzutage bereitet, politische Positionen zu entwickeln, nicht stattdessen auf Befindlichkeiten zurueckkommen. Befindlichkeiten insofern, als es nicht einsehbar ist, wieso Politik immer bei "uns selbst" anfangen muss. Das Dilemma ist nun, dass eine solche Kritik immer mit dem Vorwurf gekontert wird, man ziehe sich auf die "bequeme" Position des Aussenstehenden zurueck, man wolle also gleichsam, obwohl selbst ein Schwein, das eigene Stinken leugnen. Was ist an Kaffeekraenzchen uebrigens so hassenswert? Mahlzeit.  
jens: liebe dorotessa, auf deine gönnerhafte bestätigung kann ich gut verzichten. wenn du hier an diesem forum teilnimmst, um uns in unserem tun zu tadeln oder zu loben, geh lieber zur nächsten spd-kreisversammlung. da suchen sie leute wie dich.  
jens: soviel zum thema arroganz, dialogverweigerung, macht, patriarchat und foucault  
nu!c: jens, du pöbelst gern? (was mir nicht völlig unsympathisch ist.) aber eine dimension geht damit verloren, die la dottoressa hinweist. was ist mit dem vorwurf, dass skandalisierung z.t. depolitisierend wirkt, und -- vielleicht -- auch hier im fall etuxx gewirkt hat? ich habe so etwas schon oft erlebt. zuerst wird immer gedacht: skandal ist gut, das problem muss an die öffentlichkeit, dann wird es gelöst. aber das funktioniert eben oft nicht. manchmal, weil mit der setzung eines skandals auch schon klar ist, wie alle das problem sehen sollen. man kann die sichtweise übernehmen, dann ist man mensch, oder sie ablehnen, dann ist man schwein. du kennst diese art 'politik'?  
nu!c: jens und die andere schwierige frage der dottoressa ist, wie weit skandale heute überhaupt noch tragen können -- da doch schon im nachmittags-tv dinge erzählt werden, bei deren hören sich menschen vor zehn jahren noch übergeben hätten. das ist hier vielleicht insofern relevant, als es erklärt, warum so wenige über ein so brennendes thema diskutieren: es brennt eben nicht...  
Sascha B.: Jens, wie kommst Du dazu, Leute abqualifizieren zu wollen (es gelingt Dir nicht), indem Du schreibst: "... wenn Du HIER an DIESEM Forum teilnimmst, um UNS in UNSEREM Tun zu tadeln oder zu loben..."?! Natürlich kommt die Dottoressa arrogant und gönnerhaft rüber (hab ich ihr auch schon vorgehalten), aber dies ist keine Politgruppe, wo Du Ausschluss verlangen könntest, sondern ein (hoffentlich) relativ offenes Forum.  
jens: Ich habe gegen dottoressa gepöbelt, nicht gegen zement. zum weiteren siehe oben meine frage, ob man mit jemandem, der einen nicht ganz "für voll" zu nehmen scheint, über patriarchales verhalten diskutieren kann. antwort makaroff: natürlich nicht. gönnerhaft, engl. patronizing, patron verwandt mit pater, woher patriarchat kommt. vergleich sie schröder: so wirds gemacht, basta, ihr seid lieb, wenn ihr gehorcht, aber wenn nicht, ists mir auch egal.  
jens: sie heißt spd  
Sascha B.: Jens, for something different: Dein Text soll hier rein, und ich möchte dazu noch ein paar Sachen mit Dir absprechen: Melde Dich doch bitte mal kurz bei sascha@etuxx.com.  
Luca: Rassismus? Ich sage nur: Linksideologische Vogel-Strauß-Politik in Verbindung mit rassistischer sozialer Ausgrenzung sind ein 1A Nährboden für ethnische Probleme. Gewöhnt Euch besser dran daß es Gesellschaften gibt die noch viel hierarchischer, undemokratischer, sexistischer und fundamentalistischer sind als unsere.  
Luca: Und wer eine entsprechende Prägung hat und sich nicht mit freiheitlicheren Vorstellungen von Zusammenleben arrangieren will, der schafft ein Vereinbarkeitsproblem. Wenn wir diese Diskussion ewig mit relativierendem Verständnisgesülze verhindern, müssen wir uns warm anziehen.  
Luca: Wir sollten nicht vergessen, daß es für einen islamisch geprägten jungen Mann ja auch Bequemlichkeit und Privilegien bedeutet, an deutlicher Geschlechterhierarchie fest zu halten. Und dann sollte man ihn auch so beurteilen, wie man einen dummdeutschen Sexisten beurteilen würde.  
Luca: Ich habe jedenfalls keine Lust, ständig alles zur Disposition zu stellen. Auch wenn manche von Euch meinen wir würden hier in der Hölle leben: ein bestimmtes maß an Respekt für das Individuum hat sich in unserem Teil der Welt sehr wohl mehr durchgesetzt als anderswo.  
Luca: Soll man Afghanistan wirklich relativ betrachten? Ich werde das nicht tun. Und blödes Platzhirschgehabe, Sexismus und völlig krankhafte Konzepte von Ehre und Männlichkeit sind SCHEISSE SCHEISSE SCHEISSE. Damit muß auch ein Albaner in Deutschland konfrontiert werden dürfen.  
Luca: Oder besser: GERADE bei Menschen die (Deutscher oder nicht) systematisch die ganz grobe Dominanzscheiße eingetrichtert bekommen haben, muß das Problem auf den Tisch.  
nu!c: Luca, wir können das ganze Problem auch nochmal durchkauen -- große Lust habe ich darauf aber nicht. In der Diskussion ging es darum, dass es einen 'reinen' Antisexismus, so wie du ihn hier vertrittst, nicht gibt. Die schöne antipatriarchale Kritik kann rassistisch sein, wenn du nicht mitdenkst, als wer du zu wem sprichst. 'Gut' und 'böse' -- so einfach ist die Welt eben nicht. Und besonders dann nicht, wenn du denkst, du bist auf der Seite der -Guten... ;-)  
nu!c: Übrigens ist die Floskel 'ethnische Probleme' Unsinn und verdeckt in der Regel die eigentlichen Probleme. Außerdem würde ich gern mal die Skala sehen, nach der du bewertest, ob Gesellschaften sexistischer sind als "unsere". (Welche ist denn "unsere"? Bin ich da Mitglied, darf ich da austreten?) Bei Begriffen wie 'demokratisch' oder 'fundamentalistisch' müsste geklärt werden, was damit gemeint ist, ehe sie so wertend verwendet werden. Und von Afghanistan war hier bisher noch nicht die Rede. -- Es ist gerade diese Art, alles in einen Topf zu werfen und draufzustempeln "so sind WIR ja glücklicherweise nicht", die jede ernsthafte Auseinandersetzung unmöglich macht.  
Luca: Ich sage überhaupt nicht daß "wir" nicht "so" sind. ich sage nur daß es in verschiedenen Kulturen verschiedene Wertesysteme gibt, die sich nicht alle gleich gut miteinander vereinbaren lassen. Und daß man daraus resultierende Schwierigkeiten AUCH unter ethnisch-kulturellen Gesichtspunkten betrachten muß, wo diese eine Rolle spielen.  
Luca: Der Sexismus eines Deutschen hat andere Ursachen als der eines im Iran aufgewachsenen Mannes. Bin ich rassistisch bloß weil ich die Alltagskultur im Jemen beim Namen nenne? Bin ich rassistisch wenn ich den Sexismus eines Türken verurteile? Darf ich das nur einem Deutschen gegenüber?  
Luca: Und was die "Bewertungsskala" angeht: ganz einfach. Je weniger persönliche Freiheit in einer Kultur Platz findet, desto repressiver und diskriminierender ist sie. Du kannst jetzt natürlich endlos diskutieren ob es sich in Marokko für Schwule, Lesben, Frauen (und Hausbesetzer?) ähnlich leben läßt wie hier. Aber bitte nicht mit mir.  
Luca: Ich bin selbst zum Teil in Portugal aufgewachsen, in einer sehr ländlichen Gegend, und nicht mal da würde ich mich als Schwuler noch wohl fühlen, und ich hätte auch keine Lust da als Mädchen auf die Welt zu kommen. Muß ich Dir auch noch Klitorisbeschneidung, Steinigung von Schwulen und geschiedenen Frauen, Schulbildung nur für Jungen, Hand abhacken für Diebstahl, Zwangsheirat usw nennen? Daß man vor seiner eigenen Tür kehren muß läft für mich unter Selbstverständlichkeiten, das mußt Du mir nicht erklären.  
Luca: Ich weiß sehr genau und aus eigener Erfahrung daß wir hier genug zu tun haben. Aber gerade als jemand der das Leben in hyperreaktionären Gemeinschaften kennen gelernt hat kann ich mich über das was ich hier an Möglichkeiten habe freuen. Ich sag´s noch mal: in der Türkei wären wir beide im Gefängnis. Erzähl mir bitte nicht daß alles relativ ist.  
aus unserer Rubrik aktuell: ein interessanter Artikel, passend zur  Diskussion