von Sascha Berlinskij

Ich finde den Beitrag begrifflich sehr unscharf. Solidarität gibt es tatsächlich auch in der rechten Szene (vgl. z.B. die sog. "HNG - Hilfsgemeinschaft für Nationale Gefangene").

Die christliche oder sozialistische Ausdeutung ist zwar insofern triftig, als "Solidarität" immer die "mit den Schwächeren" zu meinen scheint - wer aber diese Schwächeren seien, wird je für je verschieden beurteilt. Der Hinweis auf die "Eigenverantwortung" als kaum verschleierte Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen ist richtig; die behauptete Gegenbewegung allerdings halte ich für Wunschdenken.

Die Ausflüchte aus den Selbstvermarktungszwängen des wieder unbändig gewordenen Kapitalismus gehen eher in esoterische Richtung, wobei selbst die so evozierten "Grenzerfahrungen" noch leistungssteigernd für den Verwertungsbetrieb sich ummünzen lassen. Eine Zurückbesinnung auf "Werte menschlicher Verbundenheit" erweist sich de facto als "backlash", als noch in fast jedem Falle reaktionär.

Der Zusammenhalt von Turnschuhfetischisten untereinander etwa ist mit dem der Briefmarkenfreunde zu vergleichen: man spricht eine gemeinsame Sprache in einer Angelegenheit, die sich dem (selbst)kritischen Blick als Marginalie eines Lebensentwurfes darstellt. Aus einem Patchwork solcher Marginalien aber lässt sich wohl ein Profil (und sei es ein kontaktanzeigentaugliches), kaum aber ein Selbstverständnis (re)konstruieren, das sich als fähig zur Verantwortung im beschriebenen Sinne erwiese.

Das von Commander Spatz in seinem Artikel beschworene Beharren auf Solidarität und Verantwortung begreife ich als die Aufforderung, uns als politische Wesen anzusehen. Hierin möchte ich ihn nachdrücklich unterstützen. Versuchsweise würde ich dieses "Projekt" aber eher als "Treue zum Du" bezeichnen, denn als "Treue zum Ich" (am Wegesrand dieser Nuancenverschiebung steht auch irgendwo der Grenzstein, der Religion von Esoterik scheidet). zurück

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