ORIGINS.
HipHop und Black Music in den USA.


HipHop als Musik braucht einen DJ und einen MC oder Rapper. Das war nicht immer so, denn bevor HipHop von der Musikindustrie entdeckt wurde (ca. 1979), stand das Plattenauflegen im Vordergrund. Ein halbes Jahrzehnt vor diesem Durchbruch begannen in New York, beeinflusst von den jamaikanischen (Reggae-)Soundsystems, die ersten schwarzen DJs damit, zunächst auf privaten und dann auf "Streetcorner"-Parties, einen neuen Musikstil zu schaffen, indem sie ihre Funk- und Soulplatten nicht mehr nur nacheinander auflegten, sondern als "Rohmaterial" verwendeten. Sie stoppten die Platten beim Abspielen ("Break") und beschleunigten sie und zogen sie unter der Nadel zurück ("Scratch"). Sie drehten die Regler zweier Plattenspieler mitten im Stück plötzlich auf und zu. Sie bauten Filter, um von einer Platte nur noch die Bassline hörbar zu machen, und der Crossfader wurde erfunden, der das Mixing, das Ineinandermischen, ermöglichte.



Unzählige Legenden gibt es über die Pioniertaten dieser DJs, die zu Musikern wurden. Am besten gefällt mir eine, die Grandmaster Flash überliefert hat und die das Aufkommen der MCs erklärt: Die DJs (nicht zuletzt Flash selbst) seien irgendwann so virtuos geworden, dass die Leute mit dem Tanzen aufgehört und nurmehr verzückt gelauscht hätten. Um sie wieder zum Tanzen zu bringen, habe man "Masters of Ceremony" einsetzen müssen, Animateure also, die jeden daran erinnern sollten, warum er eigentlich zu der Party gekommen war: "C'm on: move ya body to da beats!". Natürlich ist die heutige Vorherrschaft der MCs im HipHop kein "Irrtum": ihr rhythmischer Sprechgesang ("Rap") hat eine lange Tradition in der afrikanischen und afroamerikanischen Kultur.



Das reine DJing lebt fort im Techno und im Drum & Bass (wobei einige der größten Fertigkeiten beim Techno nicht erforderlich sind: er hat eben einen Steady- und keinen Breakbeat). Mit dem Hinzukommen von Texten aber ist HipHop von einer Partymusik zur kritischen, politischen Ausdrucksform geworden. Er dient der Selbstvergewisserung der AfricanAmericans und enthält all ihre Konflikte. Er ist problematisch geworden, und zwar inhaltlich. Darum soll es auf diesen Seiten gehen, auch wenn der Autor sehr bedauert, dass die Musik dabei in den Hintergrund gerät.

Literatur zum Weiterlesen:

  • David Toop: Rap Attack. (3rd Ed.: 2000; Serpent's Tail - Das Referenzwerk!)
  • Nelson George: HipHopAmerica (2. Aufl. als TB: 1999; Penguin)
  • Ulf Poschardt: DJ-Culture. (2. Aufl. als TB: 1997; Rowohlt)


 

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